»Landpartie« – benannt nach einer seiner Erzählungen versammelt der Manesse Verlag zum 100. Todestag von Eduard von Keyserling seine sämtlichen Erzählungen in einem bibliophilen Sammelband. Keyserling war ein feiner Beobachter, der zwar langsam erblindete, aber dem dennoch oder vielleicht gerade deswegen aus seiner Zeit kaum etwas entging. Seine Geschichten zu lesen, bedeutet, gänzlich in eine andere Zeit einzutauchen. Die anmutige Schönheit, die genauen Beschreibungen und die melancholische Stimmung seiner Texte haben auch heute nichts von ihrer Magie verloren.
Rezension zu E. M. Forsters Erzählung »Die Maschine steht still« / »The Machine Stops«
E. M. Forsters Erzählung »Die Maschine steht still« ist eine 1909 erstmals veröffentlichte dystopische Science-Fiction Geschichte, die mit ihren Visionen ein erschreckend passendes Bild unserer heutigen Zeit zeichnet. Die Maschine ist ein global vernetzter Supercomputer, dem sich die Menschen vollkommen unterordnen. Als sie vergessen haben, was Natur ist und nicht mehr in der Lage sind, auch nur die einfachsten Dinge selbst zu tun, bricht das System allmählich zusammen. Forsters Warnung vor einer unkritischen Haltung gegenüber solch einem technischen Dogmatismus ist für jeden Menschen unserer Zeit relevant. Außerdem regt die Erzählung zu einem wichtigen Reflexionsprozess an.
Lesung und Rezension zu Milena Michiko Flašars Roman »Herr Katō spielt Familie«
Lesung am 12. Juni 2018 im Literaturhaus Hamburg: Milena Michiko Flašar beleuchtet in ihrem Roman »Herr Katō spielt Familie« das Thema Einsamkeit auf ungewöhnliche Weise. Herr Katō wird mit dem aktuellen japanischen Trend der gemieteten Familienangehörigen, der sogenannten Stand-Ins, konfrontiert, als ihm selbst ein solches Jobangebot unterbreitet wird. Wie der eben noch so selbstmitleidige Rentner mit diesem Thema umgeht, wird von Milena Michiko Flašar auf gleichermaßen liebevolle wie humorvolle Weise erzählt.
Elektrisierend und erschreckend aktuell: Erich Kästners »Fabian oder Der Gang vor die Hunde« am Düsseldorfer Schauspielhaus
2. Oktober 2018 im Düsseldorfer Schauspielhaus: Auch ein Jahr nach der Premiere hatte »Fabian oder Der Gang vor die Hunde« nichts von seinem gelobten Schwung verloren. In einer Inszenierung von Bernadette Sonnenbichler konnte André Kaczmarczyk als Jakob Fabian einmal mehr zeigen, was er kann. Seine in überschwängliche Freude, Wut und Verzweiflung ausstrahlende Energie war bis in die letzte Reihe spürbar.
Rezension zu Jean-Marc Cecis Roman »Herr Origami« / »Monsieur Origami«
Jean-Marc Ceci erzählt in seinem Debütroman »Herr Origami« von der Kraft der Liebe und der japanischen Kunst des Papierfaltens – Origami. Die Schlichtheit des kurzen Textes verströmt eine angenehme Mischung aus Poesie und Philosophie, die zum Langsamlesen und zum Nachdenken einlädt.
Rezension zu Dani Atkins‘ Roman »Die Achse meiner Welt« / »Fractured«
Dani Atkins erzählt in ihrem Debütroman »Die Achse meiner Welt« von der Abiturientin Rachel, die sich mit ihrem Freund Matt und ihrer Clique zu einem Abschiedsabend im Restaurant trifft. Der tragische Unfall, der noch am selben Abend den sieben Jugendlichen passiert, verändert das Leben von Rachel so nachhaltig, dass sie ihren Heimatort verlässt. Erst fünf Jahre später kehrt sie, einer Hochzeitseinladung folgend, zurück. Nun muss sie sich den Fragen stellen, denen sie in den letzten Jahren ausgewichen ist. Eine spannende Reise in die Vergangenheit und in die eigene Psyche beginnt.
Dani Atkins‘ »Die Achse meiner Welt« ist eine lesenswerte Mischung aus Thriller und Liebesgeschichte.
Lesung und Rezension zu Bernhard Schlinks Roman »Olga«
Lesung am 24. April 2018 in den Hamburger Kammerspielen: Bernhard Schlink las aus seinem Roman »Olga«. In seinem aktuellen Roman führt der Schriftsteller seine Leser durch das Leben seiner wissbegierigen und willensstarken Titelfigur und erzählt das letzte Jahrhundert aus drei sehr unterschiedlichen Perspektiven.
Rezension zu Wioletta Gregs Roman »Unreife Früchte« / »Guguly«
Wioletta Greg erzählt in ihrem autobiographischen Roman »Unreife Früchte« / »Guguly« eine Coming-of-Age-Geschichte in Form vieler kleiner Geschichten, die im schlesischen Dorf Hektary in den 1970er und 1980er Jahren durch die Augen eines sowohl verträumten als auch klugen Mädchens beobachtet werden. Unterhaltsam, intelligent und feinfühlig setzt sich die Autorin mit dem ländlichen Alltag Polens zu dieser Zeit auseinander.
Rezension zu Bianca Bellovás Roman »Am See« / »Jezero«
Bianca Bellovás Roman »Am See« entfaltet mit seiner bildstarken Sprache und einer Geschichte, die manchmal fast surreale Momente enthält, einen gewaltigen Sog. Umweltzerstörung, Elend und soziale Ungerechtigkeit dominieren die Handlung und lassen Nami, den Protagonisten dieses ungewöhnlichen Romans, mehr als einmal den Boden unter den Füßen verlieren.
Rezension zu Ian McEwans Roman »Nussschale« / »Nutshell«
Ian McEwan versetzt in seinem Roman »Nussschale« die Geschichte des dänischen Prinzen Hamlet ins heutige London und lässt sie aus der Sicht des noch ungeborenen Sohnes erzählen, der von dem Verrat der Mutter und den Plänen zum Brudermord an seinem Vater erfährt, ohne etwas gegen das familiäre Komplott unternehmen zu können. Der britische Bestseller-Autor ergänzt den Shakespeare-Kosmos mit diesem scharfzüngigen Roman auf hochintelligente und humorvolle Weise.
Rezension zu Valérie Perrins Roman »Die Dame mit dem blauen Koffer« / »Les oubliés du dimanche«
In ihrem autobiografisch geprägten Debütroman »Die Dame mit dem blauen Koffer« erzählt die Schauspielerin Valérie Perrin die Liebes- und Lebensgeschichte zweier Frauen in zwei Zeitebenen. Dabei geht es um den Mut, sich den offenen Fragen und klaffenden Wunden im Leben zu stellen. Die junge Hauptfigur muss sich fragen, ob sie weiter in schmerzlicher Ungewissheit leben will oder eine vielleicht unangenehme Wahrheit erfahren möchte. Die faszinierende Hélène inspiriert sie zu einer Spurensuche, die für Justine einige Veränderungen mitbringt.
Lesung und Rezension zu Ralf Rothmanns Roman »Der Gott jenes Sommers«
Lesung am 22. Mai 2018 im Literaturhaus Hamburg: Erst drei Jahre ist es her, seit Ralf Rothmanns Roman »Im Frühling sterben« die Bestsellerliste eroberte. Mit »Der Gott jenes Sommers« legt er nun einen Roman vor, der sich wieder den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges widmet. Der Autor erzählt mit viel Einfühlungsvermögen von den Problemen der Daheimgebliebenen. Im Mittelpunkt seines Romans steht die zwölfjährige Luisa, die mit ihrer Familie aus dem zerbomten Kiel aufs Land geflohen ist.