Lesung am 22. Mai 2018 im Literaturhaus Hamburg: Erst drei Jahre ist es her, seit Ralf Rothmanns Roman »Im Frühling sterben« die Bestsellerliste eroberte. Mit »Der Gott jenes Sommers« legt er nun einen Roman vor, der sich wieder den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges widmet. Der Autor erzählt mit viel Einfühlungsvermögen von den Problemen der Daheimgebliebenen. Im Mittelpunkt seines Romans steht die zwölfjährige Luisa, die mit ihrer Familie aus dem zerbomten Kiel aufs Land geflohen ist.
Ralf Rothmanns vorheriger Roman »Im Frühling sterben« erzählte die Geschichte der beiden siebzehnjährigen Melker Walter Urban und dessen Freund, Friedrich (»Fiete«) Caroli, die noch im Februar 1945 unfreiwillig in die Waffen-SS eingezogen und an die Front geschickt wurden, wo Walter gemeinsam mit seinen Kameraden nach einem Fluchtversuch Fietes, den Freund wegen Desertation am 30. März 1945 erschiessen muss, bevor nur 39 Tage später, am 8. Mai 1945 (VE-Day), die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht in Kraft trat. Es blieb Walters einziger Schuss dieses Krieges.
Als Bestseller 2015 wurde »Im Frühling sterben« bisher in fünfundzwanzig Sprachen übersetzt. Mit »Der Gott jenes Sommers« erschuf Ralf Rothmann nun das zivile Gegenstück zu seinem Erfolgsroman.
Verlagstext: Ein Kind im Krieg: Anfang 1945 muss die zwölfjährige Luisa Norff mit ihrer Mutter und der älteren Schwester aus dem bombardierten Kiel aufs Land fliehen. Das Gut ihres Schwagers Vinzent, eines SS-Offiziers, wird ein unverhoffter Raum der Freiheit: Kein Unterricht mehr, und während alliierte Bomber ostwärts fliegen und immer mehr Flüchtlinge eintreffen, streift die Verträumte durch die Wälder und versucht, das Leben diesseits der Brände zu verstehen: Was ist das für eine Beunruhigung, wenn sie den jungen Melker Walter sieht, wer sind die Gefangenen am Klostersee, wohin ist ihre Schwester Billie plötzlich verschwunden, und von wem bekommt die Perückenmacherin eigentlich die Haare? Und als ihr auf einem Fest zu Vinzents Geburtstag genau das widerfährt, wovor sich alle Frauen in jenen Tagen fürchten, bricht Luisa unter der Last des Unerklärlichen zusammen.
Eine ganz besondere Figur ist die zwölfjährige Luisa Norff, Hauptcharakter in Ralf Rothmanns Roman »Der Gott jenes Sommers«. Sie denkt viel über das Leben nach, hinterfragt im Stillen, was sie beobachtet, ohne sich wirklich gegen etwas auflehnen zu können. Luisas große Leidenschaft ist das Lesen. Ob Rilke, May, Gryphius, Shakespeare oder Margaret Mitchells »Vom Winde verweht« – Luisa liest alles, was sie bekommen kann. Selbst in diesen schrecklichen Zeiten bleibt sie so Bewahrerin der Kultur. Erst als Luisa sich in den Melker Walter verliebt, obwohl er mit seinen siebzehn Jahren zu alt für sie ist, nimmt etwas anderes in ihrem Leben einen solch wichtigen Platz ein. Eine der schönsten Szenen im Roman ist die Geburt eines Kälbchens, das Luisa auf den Namen Karl May taufen darf, nachdem sie Walter geholfen hat, es auf die Welt zu bringen.
Die erste Verliebtheit eines Mädchens erzählt Ralf Rothmann auf zarte, fast magische Art. Es ist kaum zu glauben, dass er in »Der Gott jenes Sommers« zum ersten Mal aus einer weiblichen Perspektive erzählt. Seine Luisa ist eine wunderbare Figur, die auf ihre verträumte und doch geerdete Art die Welt entdeckt. Auf zarte und behutsame Weise nähert sich der Autor dem Gefühlsleben des Fast-Teenagers.
Da sie Walter nach dessen Zwangseinzug zur Waffen-SS sehr vermisst, schleicht sich Luisa einmal in seine Kammer. Von hier aus findet sie seine Aussage, er könne einen Teil ihres Zimmers von seinem Fenster aus sehen, bestätigt. Auf einmal dem Erwachsensein näher, ist es ihr peinlich, dass ihr Schwarm ihren Teddy aus Kindertagen und ihre mädchenhafte Spieluhr sehen konnte. Eine Weile genießt sie es, Walter nah zu sein, mit dem Gesicht auf seinem Kissen, seinen Duft einzuatmen, den sie als »wahrhaftig« bezeichnet. Doch die Erschütterungen ihrer Welt und die Gefühle für Walter, die sie selbst überraschen, sind manchmal einfach zu viel für ihre junge Seele, die bereits ahnt, dass die größten Veränderungen noch vor ihr liegen.
Sternenklar die Nacht, in der ein Flügelrauschen zu hören war, das entfernte Trompeten von Kranichen auch, und sie vergewisserte sich, dass niemand auf dem Hof war, ehe sie langsam die Sprossen hinab stieg […] mitten auf der Leiter hielt sie plötzlich inne, fuhr sich mit dem Ärmel über die Augen und flüsterte: »Warum heulst du denn, blöde Kuh? Heul doch nicht schon wieder! Das ist jetzt das Leben.«
(Seite 104)
Wie eine Gegenfigur zu Luisa wirkt ihre bereits neunzehnjährige Schwester Sibylle. Ihr ist die kurzbevorstehende Kriegsniederlage Deutschlands durchaus bewusst und im Gegensatz zu den anderen nimmt sie nicht nur in Bezug darauf kein Blatt vor den Mund. Sibylle will das Leben genießen und setzt dafür einiges aufs Spiel. So verkörpert sie die im Roman vorherrschende ambivalente Stimmung und bringt gerade durch das Fehlen jeder Naivität fast noch mehr Traurigkeit als Luisa zum Ausdruck. Durch Sibylles Augen scheint die Welt unendlich verroht und verloren. Und doch ist Sibylles Verhalten ebenso wie Luisas Lesesucht ihre Art, die Realität erträglich zu machen.
Neben ihren Eltern, ihrer Schwester, den Thamlings und Walter sind es ihre Halbschwester Gudrun (die Tochter der Mutter aus erster Ehe) und deren Ehemann Vinzent die Luisa direkt umgeben. Vinzent ist ein SS-Hauptsturmführer, der sich und alle anderen selbst im Frühjahr 1945 noch vom Endsieg überzeugen will. Dieser Vorzeigeschwiegersohn sorgt durch seine Beziehungen dafür, dass der Gutshof bisher nicht mit weiteren Flüchtlingen belegt wurde, so dass Luisas Familie bisher relativ sorglos leben konnte. Mehr als die familiäre Verpflichtung seiner Schwiegermutter gegenüber ist es wohl die Affäre mit Sibylle, die Vinzent für die überdurchschnittliche Versorgung der Familie Norff sorgen lässt.
In der Schlüsselszene des Romans besucht Luisas Familie ein Fest, zu welchem Vinzent und Gudrun auf dem von ihnen bewohnten Gutshaus eingeladen haben. In aller Ausführlichkeit (55 Buchseiten) berichtet Rothmann von der dekadenten Feier. Die Entbehrungen der vergangenen Zeit, die Vertreibungen und die unmittelbar bevorstehende Kriegsniederlage lassen die Menschen feiern, als wäre es das letzte Mal. Das für die zwölfjährige Luisa erschreckende Verhalten der Erwachsenen in diesem Szenario, das einer Orgie gleichkommt, wird durch ihre Betrachtung von Kupferstichen mittelalterlicher Kriegsschauplätze verstärkt.
Im Salon wurde rhythmisch geklatscht. Die Musiker spielten eine Schlagerversion des Badenweiler Marsches, und wartend betrachtete Luisa die gerahmten Kupferstiche an der Wand, Kriegsszenen aus dem Mittelalter. Die Söldner trugen Federbüsche an den Hüten und ritten ihre Pferde über Leichen, die das Feld bis zum Horizont bedeckten. Alle Häuser und Scheunen rauchten, an einem Baum hingen ein Dutzend Menschen, auch Kinder, und zwei Landsknechte gossen Flüssigkeit in einen Trichter, den man einer Frau in den Mund gesteckt hatte.
Ausgebrochenen Zähne lagen neben ihrem Kopf, der mädchenhafte Körper war voll schlitzartiger Wunden, und Luisa schrak zusammen, als sie eine Hand im Genick spürte, einen Atemstoß am Ohr.
(Seite 176)
Dass die Ausschweifungen des Festes für Luisa und Sibylle in einer Katastrophe enden, lässt sich vom ersten Moment an erahnen. Langsam doch unaufhörlich lässt Ralf Rothmann die Bedrohlichkeit ansteigen, doch die Eltern der beiden Mädchen, wie auch alle anderen Erwachsenen, scheinen dafür blind und taub zu sein. Ob sie vom Luxus geblendet oder vom Krieg abgestumpft sind, wird nicht klar. Vermutlich ist es eine Kombination aus beidem, die sie nicht sehen lässt, wie aus Vergnügungssucht Gefahr wird.
Ohne zu viel zu verraten, kann gesagt werden, dass diese Feier sowohl Höhe- als auch Wendepunkt des Romans darstellt. Was hinterher geschieht, gleicht einem Fieber-Albtraum und verdeutlicht doch die ungeheure Stärke Luisas. Als der Krieg vorbei ist und sie schließlich den heimkehrenden Walter wiedersieht, erkennt das Mädchen sofort, dass er auch nicht mehr derselbe und seine einstige Lebensfreude für immer erloschen ist.
Parallelen: Erstens umspannt »Der Gott jenes Sommers« denselben Zeitraum wie schon »Im Frühling sterben« – Februar 1945 bis kurz nach Kriegsende. Zweitens ist der Ort der Handlung der Gutshof und Milchbetrieb (Sehestedt bei Rendsburg), wo schon Walter und Fiete ihre Melker-Ausbildung absolvierten und so trifft der Leser hier auf einige schon durch den ersten Roman bekannte Figuren. Da ist zum einen der Verwalter Klaas Thamling, dann Elisabeth Isbahner, Walters Freundin und natürlich Walter selbst. Einen Mehrwert erzielt also auf jeden Fall, wer erst »Im Frühling sterben« und danach »Der Gott jenes Sommers« liest. Aber auch in umgekehrter Reihenfolge ist dies möglich, da beide Romane ja zeitlich parallel verlaufen.
Hintergründe: Welche realen Figuren und Erlebnisse hinter den beiden Romanen stecken, erzählte Ralf Rothmann im Literaturhaus Hamburg. Sein Vater ist das Vorbild für Walter (seine Hauptfigur aus »Im Frühling sterben«), wie Elisabeth seine Mutter verkörpert. Der Milchbetrieb, die Einberufung der beiden Freunde in den letzten Monaten des Krieges und viele Fakten mehr, sind Tatsachen, die Rothmann verarbeitet hat. Am Ende von »Im Frühling sterben« gehen Walter und Elisabeth zum Beispiel nach Schleswig, wo Ralf Rothmann ein paar Jahre später geboren wurde.
Eigentlich hatte er sich vorgenommen, nach seiner Verarbeitung des Krieges und der literarischen Annäherung an den Vater, dieses düstere Kapitel der deutschen Geschichte erzählerisch hinter sich zu lassen. Eine Lesung aus »Im Frühling sterben« in Kiel änderte jedoch seine Pläne. Eine inzwischen vierundachtzigjährige Leserin erzählte ihm nach der Veranstaltung, dass sie seinen Vater damals auf dem Gut gekannt und sich als Zwölfjährige in ihn verliebt habe. Rothmann traf sich mit ihr noch mehrmals und hat bis heute den Kontakt gehalten. »Der Gott jenes Sommers« erzählt nun die Geschichte dieses zwölfjährigen Mädchens an der Schwelle zum Erwachsenwerden, deren Kinderseele unglaublich viel Last aufgeladen wird. Trotz all der Fakten ist die Geschichte von Luisa Norff, so wie sie im Roman erzählt wird, frei erfunden. Durch den neuen Blickwinkel kam Rothmann seinem Vater dennoch viel näher. Durch die Augen eines verliebten Mädchens wirkt Walter wie eine warme Sonne inmitten der kalten Welt, die Luisa umgibt. Für den Autor war diese neuerliche Auseinandersetzung mit der Vergangenheit daher sicherlich auch heilend, denn schon als Kind habe er seinen Vater nach dessen Tätowierung (Waffen-SS) an der Innenseite des Oberarms gefragt, aber keine Antwort erhalten, erzählte er. Erst die Mutter und die Reden des Vaters, der in einer Art Wachtraum vor seinem Krebs-Tod immer wieder glaubte, sich im Krieg zu befinden, ermöglichten Rothmann endlich, etwas Licht ins Dunkel seiner Fragen zu bringen.
»Dieses Vakuum habe ich durchs ganze Leben geschleppt –
ich wollte endlich mal dahinterkommen.«
Rothmann führt die Menschen mit all ihren Schwächen vor und gibt seinen Lesern auf diese Weise viel Identifikationsmöglichkeiten. Ob Täter oder Opfer, Mitläufer oder Machtmensch, nie zeigen sich seine Figuren in einfachem Schwarz-weiß. Denn wenn niemand als Täter geboren wird, ist es um so interessanter, einen Blick darauf zu werfen, wie ein Mensch so werden kann, ohne ihn von Anfang an zu verurteilen. Diese Sichtweise mag in Bezug auf den Zweiten Weltkrieg selten sein, aber sie ist grundsätzlich richtig, wenn wir in der Lage sein wollen, den Kreislauf der Gewalt zu durchbrechen und aus Fehlern zu lernen.
Während »Im Frühling sterben« durch Prolog und Epilog aus der Sicht des Autors, der nach dem Tod seines Vaters versucht, dessen Vergangenheit zu verstehen, eingefasst ist, wird »Der Gott jenes Sommers« auf besondere Weise abgerundet: Luisa liest die Kirchenchronik des fiktiven Schreibers Bredelin Merxheim, die in mehreren Kapiteln den eigentlichen Roman unterbrechen. In dieser zweiten erzählerischen Ebene berichtet Ralf Rothmann davon, wie Bredelin Merxheim zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges versucht, eine Kapelle auf einem Schiff über einen See zu transportieren. Seine mahnende Stimme zieht sich als geschichtliches Echo durch den ganzen Roman. Die Parallelen zwischen dem Zweiten Weltkrieg und den Schrecken des 400 Jahre zurückliegenden Krieges sind Momente, die unter die Haut gehen. Auf brilliante Weise hält Ralf Rothmann auf dieser Erzählebene daher gleichsam dem 20. Jahrhundert den Spiegel vor.
Immer schwerer wurden die Zeiten, und wer da dachte, nichts mehr verlieren zu können, während der Sterb dauerte und die Pestilenz das Volk der Erde übergab, verlor stets noch etwas mehr. Kaum Kraft zu seiner Jammerchronik hatte der Schreiber dieser Zeilen, sieche Ärzte rührten ihm die Medizin. Stets aber schwebte ihm das Nebelgespinst seiner Vision vor, die kleine Flamme überm Wasser; sie war sein Inbild. Denn wer da glaubt, ein Traum lasse sich begraben, der schleiche nur ins Gemach der Nacht und stehle dem Schlaf die Schuhe!
(Seite 136)
Wenn auch für den Inhalt eines Buches irrelevant, so soll dennoch erwähnt werden, dass »Der Gott jenes Sommers« als wunderschöne, in Leinen gebundene Ausgabe im Suhrkamp Verlag erschienen ist. Alle Romane des Autors (so sie denn gebunden sind) haben einen heutzutage leider selten gewordenen hochwertigen Leineneinband und ein weißes Titelbild mit besonderen Motiven, die zum jeweiligen Buch passen. Somit sind sie – insbesondere gemeinsam – eine Augenweide in jedem Bücherregal.
Hörbuch: Der HörbucHHamburg Verlag brachte ebenfalls im Mai 2018 die Hörbuchausgabe von »Der Gott jenes Sommers« (ISBN: 978-3957131294) in zum Glück ungekürzter Form heraus.
Anders als bei dem Vorgängerroman »Im Frühling sterben«, welcher hier als Hörbuch ebenfalls ungekürzt vorliegt, las den neuen Roman allerdings nicht Thomas Sarbacher ein, sondern der Erzählperspektive entsprechend Wiebke Puls. Einfühlsam und immer mit dem richtigen Gespür für Geschwindigkeit und Dramatik liest die 1973 in Husum (Schleswig-Holstein) geborene, vielfach ausgezeichnete Schauspielerin die Geschichte der kleinen Luisa.
Die Teile aus den Chroniken des Bredelin Merxheim aus dem Dreissigjährigen Krieg liest Shenja Lacher ebenfalls auf sehr passende und der altertümlichen Sprache Rothmanns in diesen Abschnitten angepassten Weise.
Sie finden das Hörbuch (6 CDs mit einer Gesamtlaufzeit von 420 Minuten) samt Hörprobe hier oder mit Klick aufs Bild.
Fazit: Mehr noch als in »Im Frühling sterben« erzählt Ralf Rothmann in »Der Gott jenes Sommers« von den Schicksalen der Menschen am Rande des Krieges. Wie die zivilen Leben weitergingen und mit welchen Problemen sich die Daheimgebliebenen auseinander setzen mussten, bringt Rothmann in eine so glaubwürdige Form, dass die Handlung mit allen Sinnen wahrnehmbar scheint.
Die Sprache dieser Geschichte des Überlebens in schwersten Zeiten ist elegant, ausgefeilt und in genau dem richtigen Maß den jeweiligen Situationen angepasst, oft sogar ausgesprochen poetisch. In teils tröstenden, teils auch geradezu verzweifelt schönen Landschaftsbeschreibungen legt Rothmann einen Schleier aus Melancholie über den ganzen Roman. Die Charaktere sind fein ausgearbeitet und trotz der auktorialen oder sogar personalen Erzählweise aus der Sicht der kleinen Luisa beleuchtet. Mit viel Empathie für seine Figuren macht Ralf Rothmann die Atmosphäre spürbar, doch gelingt es ihm meisterhaft von den größten Schrecken auf behutsame, zurückhaltende Art zu erzählen, was so manche grausame Schilderung noch intensiver für den Leser spürbar macht. Verblendung, das Klammern an die Illusion vom Sieg, Denunziation und die bereits einsetzende Leugnung eigener Schuld prägen diese letzten Kriegsmonate im Frühjahr 1945. In dieser kurzen Zeitspanne stürzen alle möglichen Gefühle wie Freude, Tod, Liebe, Hass, Hoffnung, Verlust, Vertrauen, Enttäuschung, Demütigung, Verzweiflung, Angst, Wut und Schmerz auf Luisa ein. Am Ende lässt die Welt der Erwachsenen die Zwölfjährige traumatisiert und mit der schrecklichen Gewissheit »Ich hab alles erlebt« zurück.
Im Mai feierte Ralf Rothmann seinen 65. Geburtstag. Ob »Der Gott jenes Sommers« wirklich der letzte Roman sein wird, in dem sich der Autor mit diesem düsteren Kapitel des Landes befasst, wird allein die Zukunft zeigen. »Im Frühling sterben« und »Der Gott jenes Sommers« sind auf jeden Fall zwei wichtige Anti-Kriegsromane, die vom Überleben in den schlimmsten Zeiten erzählen und deren Lektüre ich Schülern und Erwachsenen gleichermaßen ans Herz legen möchte.
Ralf Rothmanns Roman »Der Gott jenes Sommers« ist im Mai 2018 für EUR 22,00 im Suhrkamp Verlag erschienen – gebunden, 254 Seiten, ISBN 978-3518427934.
Wer mehr lesen möchte, findet hier eine Leseprobe.
Ralf Rothmanns Roman »Im Frühling sterben« ist im Juni 2015 für EUR 19,95 im Suhrkamp Verlag erschienen – gebunden, 234 Seiten, ISBN 978-3518424759.
Wer mehr lesen möchte, findet hier eine Leseprobe.
Über den Autor: Ralf Rothmann wurde am 10. Mai 1953 in Schleswig geboren und wuchs im Ruhrgebiet auf. Nach der Volksschule (und einem kurzen Besuch der Handelsschule) machte er eine Maurerlehre, arbeitete mehrere Jahre auf dem Bau und danach in verschiedenen Berufen (unter anderem als Drucker, Krankenpfleger und Koch). In seinen Romanen, Erzählungen und Gedichten wird ein Panorama des Lebens von der Zeit des Zweiten Weltkriegs bis in die Gegenwart der Bundesrepublik Deutschland entworfen. Für sein Werk erhielt Ralf Rothmann zahlreiche renommierte Literaturpreise wie zum Beispiel den Mara-Cassens-Preis (1992), Kranichsteiner Literaturpreis (2002), Wilhelm-Raabe-Literaturpreis (2004), Heinrich-Böll-Preis (2005), Max Frisch-Preis (2006), Hans-Fallada-Preis (2008) oder den Kleist-Preis (2017). Der Autor lebt seit 1976 in Berlin.
Laila Mahfouz, 22. Juni 2018
Links:
Die Fotostrecke zur Lesung finden Sie hier. Die Rechte der Fotos liegen bei Laila Mahfouz.
In diesem Video liest Ralf Rothmann aus »Der Gott jenes Sommers«:
In diesem NDR-Beitrag spricht Ralf Rothmann über »Der Gott jenes Sommers«:
Max Moor lud Ralf Rothmann bereits vor drei Jahren als Gast in seine Sendung ttt – titel, thesen, temperamente ein, wo der Autor u. a. von seiner Erfahrung mit Epigenetik erzählte:
Mehr zu Ralf Rothmann auf der Seite des Suhrkamp Verlages.
Weitere Informationen zu Ralf Rothmann finden Sie hier.
Informationen zu Laila Mahfouz