Dani Atkins erzählt in ihrem Debütroman »Die Achse meiner Welt« von der Abiturientin Rachel, die sich mit ihrem Freund Matt und ihrer Clique zu einem Abschiedsabend im Restaurant trifft. Der tragische Unfall, der noch am selben Abend den sieben Jugendlichen passiert, verändert das Leben von Rachel so nachhaltig, dass sie ihren Heimatort verlässt. Erst fünf Jahre später kehrt sie, einer Hochzeitseinladung folgend, zurück. Nun muss sie sich den Fragen stellen, denen sie in den letzten Jahren ausgewichen ist. Eine spannende Reise in die Vergangenheit und in die eigene Psyche beginnt.
Dani Atkins‘ »Die Achse meiner Welt« ist eine lesenswerte Mischung aus Thriller und Liebesgeschichte.
Verlagstext: Rachel ist jung, beliebt, verliebt und wird in wenigen Wochen ihr Traumstudium beginnen. Perfekt. Doch dann geschieht ein schrecklicher Unfall, der ihr alles nimmt. Sie verliert den besten Freund, ihre Zuversicht und die Balance. Jahre später wird ihre Welt zum zweiten Mal auf den Kopf gestellt. Denn als sie nach einem schweren Sturz im Krankenhaus erwacht, ist ihr Leben plötzlich so, wie sie es sich immer erhofft hat. Die damalige Tragödie hat es anscheinend nie gegeben. Ihr bester Freund lebt und ist an ihrer Seite. Wie kann das sein? Und wie fühlt sich Rachel in ihrem neuen Leben – mit dem Wissen über all das, was zuvor geschah?
Etwas wehmütig begeht die Gruppe den letzten Abend ihrer gemeinsamen Schulzeit, denn bald werden sie sich trennen müssen, um aufs College zu gehen. Die langjährige Freundschaft und Vertrautheit spürt Rachel vor allem ihrem Sandkastenfreund Jimmy und ihrer besten Freundin Sarah gegenüber. Gerne würde sie bleiben, aber ihr Traum ist es, Journalismus zu studieren, wofür sie umziehen muss.
Obwohl ich wusste, dass wir alle an unseren Colleges und Universitäten zwangsläufig neue Freunde finden würden, konnte ich mir momentan nicht vorstellen, dass die neuen Bande, die wir dort schmieden würden, je so stark sein würden wie diejenigen, die zwischen uns sieben hier an diesem Tisch bestanden.
Kapitel 1, September 2008, Seite 21
Der plötzliche, schreckliche Unfall am selben Abend zerreißt die Gemeinschaft jäh und reißt tiefe Wunden – körperliche und seelische – vor allem bei Rachel.
Nachdem sie sich von dem Unfall erholt hat, zieht sie weit fort und lebt ihr Leben, so gut es eben geht. Den Traum vom Studium hat sie aufgegeben, ebenso wie ihre Beziehung. Auch sonst sieht es in ihrem Leben nicht gerade rosig aus. Nicht genug, dass sie auch körperlich und psychisch stark unter den Unfallfolgen leidet, sondern auch andere, die ihr nahe stehen, sind entweder schwer krank oder verstorben.
Fünf Jahre später kehrt sie zurück, um die Hochzeit ihrer besten Freundin mitzufeiern. Ihr graut vor den schmerzhaften Erinnerungen an jenen Abend und davor, die Freunde von früher zu treffen. Ihre Freundin möchte sie nicht enttäuschen, aber die Erinnerungen lassen nicht lange auf sich warten.
Meiner Kehle entrang sich ein so gequältes Schluchzen, dass es mehr nach einem Tier als nach einem menschlichen Laut klang. Ich spürte, wie meine Knie nachgaben, und sank auf das kalte Gras neben seinem Grab.
Kapitel 2, Dezember 2013, Fünf Jahre später, Seite 69
Rachel erlebt ein Auf und Ab der Gefühle, woraufhin sie schließlich stürzt, das Bewusstsein verliert. Als sie im Krankenhaus das Bewusstsein wiedererlangt, wächst ihr Staunen und Entsetzen immer mehr. Entweder sie ist verrückt oder alle um sie herum sind es: Anscheinend haben sich die letzten fünf Jahre ihres Lebens völlig anders zugetragen, als sie dachte und sie lebt nun in einer anderen Realität, von deren Wahrhaftigkeit alle um sie herum überzeugt sind. Nur Rachel glaubt zu wissen, dass ihr Leben die letzten fünf Jahre völlig anders verlaufen ist. Sie ist derart in ihrem Innersten erschüttert, dass sie, aus gutem Grund, wieder bewusstlos wird. Wird sie dieses Rätsel lösen können? Und ist ihr neues Leben wirklich zu schön, um wahr zu sein?
Der Raum schwankte. Ich bin mir ziemlich sicher, dass jede Farbe aus meinem Gesicht wich. Blind tastete ich nach dem Türrahmen, obwohl ich bereits wusste, dass mir das nicht mehr helfen würde. Ehe ich so bühnenreif in Ohnmacht fiel, dass es jeder viktorianischen Adeligen zur Ehre gereicht hätte, blieb mir gerade noch genug Zeit, ein einziges Wort hervorzustoßen: »Jimmy!«
Seite 107, Kapitel 4
Sie fasst Vertrauen zu ihrem Jugendfreund Jimmy, dem sie alles erzählt und der mit ihr Nachforschungen anstellt. So besuchen sie zusammen die Stationen von Rachels altem und neuem Leben, was zu mehr und mehr Verwirrung führt. Was kann dazu geführt haben, dass es plötzlich zwei Realitäten zu geben scheint? Hat Rachel Halluzinationen oder ist sie gar schizophren?
Plötzlich passten alle Puzzleteile zusammen, doch statt Licht ins Dunkel zu bringen und die Erklärung zu liefern, nach der ich gesucht hatte, erfüllte mich das Bild mit Entsetzen. »Es stimmt alles. Es ist alles wahr. Wie kann das alles wahr sein?«
Kapitel 8, Seite 177 + 178
Im britischen Original lautet der Titel »Fractured«, auf Deutsch »zerbrochen«. Weil dieser Bruch die Achse von Rachels Welt betrifft, ist die Übersetzung gut gewählt. (Die amerikanische Ausgabe trägt den Titel »Then and always«)
In diesem Sinne ist auch das Cover des Taschenbuchs gestaltet: Eine weiße Linie halbiert einen Nachthimmel mit Vollmond. Auf der Linie balanciert eine junge Frau mit zu den Seiten ausgestreckten Armen, wobei ihr Schatten auf der anderen Seite der Linie in der einen Hand einen aufgespannten Schirm hält. Diese Linie stellt Rachels Weltachse dar, die die Realität in zwei Hälften teilt. Dies passt zu Rachels Wahrnehmung ihrer Realität, oder besser gesagt, ihren Realitäten:
»[…] ich dachte, am Abend des Unfalls sei irgendetwas passiert. Etwas, das mit der Zeit zusammenhing. Es kam mir vor, als sei die Realität…« Ich zögerte. Nun, da ich es laut ausgesprochen hatte, kam es mir wirklich albern vor. »Als sei die Realität irgendwie entzweigebrochen.«
Kapitel 8, Seite 186
Die Autorin schafft einen starken Kontrast zwischen den beiden Parallelwelten, in denen Rachel zu leben scheint. Die erste Realität ist stark von seelischem und körperlichem Schmerz geprägt. Rachel musste viele ihrer Träume begraben: ihre Beziehung und ihren Traumberuf. Beides war seit dem Unfall einfach nicht mehr möglich.
Ihre neue Realität ist fast zu schön, um wahr zu sein. Und doch scheint diese Zeitebene, in der sich Rachel befindet, real zu sein, zumindest behaupten das ihre Freunde und Verwandten. In ihrem neuen Leben steht Rachel zwischen zwei Männern und muss sich entscheiden. Nach und nach entspinnt sich eine romantische Liebesgeschichte, die – nach einigen Irrungen und Wirrungen – sogar Weihnachtsglanz versprüht.
Rachels Reise in ihre (vermutete?) Vergangenheit ist spannend und romantisch zugleich – eine Mischung aus Thriller und Liebesgeschichte, vielleicht ein wenig vergleichbar mit den Büchern von Guillaume Musso.
Fazit: Wer sich vom relativ düsteren ersten Drittel des Romans nicht abschrecken lässt, wird mit einer kurzweiligen und intensiven Geschichte belohnt.
In der Geschichte geht es um Freundschaft und die Besonderheit der ersten Liebe, darum, auch schwere Schicksalsschläge zu überstehen und vor allem darum, einander beizustehen. Loyalität spielt in diesem Roman eine große Rolle und sie wird um so wichtiger, wenn ein lieber Mensch nach einem schweren Trauma seinen Verstand zu verlieren droht.
Durch die Ich-Erzählperspektive erfährt der Leser, wie Rachel selbst, Puzzleteil für Puzzleteil, eine schrittweise Annäherung an die Lösung – mit einem verblüffenden und packenden Ende. Die Grundidee ist sehr spannend und lädt dazu ein, über das eigene Leben nachzudenken.
»Die Achse meiner Welt« ist kein Wohlfühlroman im klassischen Sinn, aber wen die Mischung aus Thriller, Alternativwelt- und Liebesgeschichte reizt, kann diesem Roman einige schöne Lesestunden abgewinnen. Besonders ist der Roman als Weihnachtsgeschenk zu empfehlen, weil er teilweise in der Weihnachtszeit spielt und es auch um den Kontrast von Licht und Dunkelheit geht und darum, bewusst zu leben und die Gemeinschaft lieber Menschen bewusst zu genießen.
Dani Atkins‘ Roman »Die Achse meiner Welt« (Originaltitel »Fractured«) ist im August 2014 in der Übersetzung von Birgit Moosmüller für EUR 9,99 im Knaur Verlag erschienen – Taschenbuch (Klappbroschüre), 320 Seiten, ISBN 978-3426515396.
Eine Leseprobe finden Sie hier.
Über die Autorin: Dani Atkins, 1958 in London geboren und aufgewachsen, lebt heute mit ihrem Mann in einem Dorf im ländlichen Hertfordshire. Sie hat zwei erwachsene Kinder. Nach ihren Spiegel-Bestsellern »Die Achse meiner Welt«, »Die Nacht schreibt uns neu« und »Der Klang deines Lächelns« erschien im Oktober 2017 mit »Sieben Tage voller Wunder« die vierte emotionale und hochdramatische Liebesgeschichte.
Miriam K., 4. Oktober 2018
Links:
Mehr zu Dani Atkins auf der Seite des Knaur Verlages.
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Von einem psychischen Trauma spricht man, wenn eine tiefe seelische Verletzung vorliegt. Es gibt verschiedene Formen von Traumata, am bekanntesten ist die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS). Weitere Infos und Tipps für den Umgang finden Sie hier.
Mehr praktische Tipps für Betroffene finden sich auch auf dem Internetauftritt des Traumainformationszentrums.
Angehörige von Traumapatienten fühlen sich häufig überfordert und sind ratlos. Hier finden Sie eine Sammlung von Tipps, die vor allem darauf abzielen, sich (auch als Angehöriger) professionelle Hilfe zu holen und gut für sich selbst zu sorgen.
Empfehlenswert ist auch das Sachbuch »Zurück in mein Ich: Das kleine Handbuch zur Traumaheilung« von Vivian Broughton (mit einem Nachwort von Prof. Dr. Franz Ruppert).