Sandra Ingermans und Llyn Roberts‘ Buch »Der Weisheit der Natur lauschen – Wie uns Bäume, Pflanzen und Tiere in unsere innerste Kraft führen« zeigt erstaunliche, teilweise bereits wissenschaftlich bewiesene Erkenntnisse zur Schatzkammer der Natur auf und lädt dazu ein, genauer hinzuschauen, sich für die Kraft und Weisheit der Natur zu öffnen.
Unsere Verbundenheit mit der Natur neu entdecken – der schamanische Weg: Die Natur besitzt eine mystische Seele. Wenn wir unser Herz und unsere Sinne für sie öffnen und uns voll und ganz in sie versenken, erhalten wir Zugang zur uralten Weisheit der Tiere, Bäume und Pflanzen und können ihre kreative Kraft in unser Leben holen. Hierfür präsentieren zwei der erfahrensten Schamaninnen unserer Zeit ebenso einfache wie wirkungsvolle Techniken. Schritt für Schritt wird es möglich, mit den Geistern der Natur zu kommunizieren, die Mitgefühl und Liebe für alle Wesen empfinden. Durch die Verbindung mit den elementaren Urkräften finden wir wieder in unser natürliches Gleichgewicht, erhalten Unterstützung auf unserem Lebensweg und erfahren Heilung für uns selbst, unsere Mitmenschen und die Erde.
(Verlagstext)
Schon immer fühlte ich meine Lebenskraft pulsieren, wenn ich mich inmitten der Natur aufhielt, so hat mich sowohl Titel als auch Untertitel dieses Buches ebenso angesprochen wie das Bild eines gewaltigen Baumstammes. Schon lange glaube ich, die stärkste Kraft aller Erdenwesen in Bäumen zu spüren.
Wer sich nie mit Riten indigener Völker beschäftigt hat, den wird es wundern, welchen anderen Umgang mit der Natur diese Menschen pflegen. In ihren Gedanken gibt es kein Unkraut – alles hat seine Daseinsberechtigung, seinen Sinn, auch wenn die Menschen ihn nicht immer und schon gar nicht immer auf den ersten Blick erkennen können. Die amerikanischen Ureinwohner erkennen sich selbst als Teil der Natur und nicht von ihr abgetrennt, leben daher im Einklang mit der Natur und nach ihren Regeln. Sie kennen die Geschenke, die jedes Wesen dem Leben gibt und sind daher auch eher in der Lage, natürliche Lösungen für Probleme zu finden.
»Wir Menschen sind Teil dieser großartigen Erde und unterliegen denselben Zyklen der Veränderung wie alle anderen Geschöpfe auch. Viele haben die Verbindung zu den Kreisläufen und Rhythmen der Natur verloren. […]
Ein Großteil der körperlichen und psychischen Krankheiten, unter denen wir heutzutage leiden, rührt daher, dass wir nicht mehr im Einklang mit den Rhythmen der Natur leben. […]
In den indigenen Kulturen versteht es sich von selbst, dass alles, was existiert, lebendig ist und über einen ihm innewohnenden Geist verfügt; dass wir aufgrund unserer spirituellen Vernetztheit alle mit der Erde und dem gesamten Leben verbunden sind. Dank unserer eigenen spirituellen Natur verfügen wir über die Fähigkeit, mit dem »Geist, der in allem lebt«, zu kommunizieren […].«
Sandra Ingerman / Die Kultivierung einer fruchtbaren inneren Landschaft / Seite 18 + 19
In der Einführung des Buches »Der Weisheit der Natur lauschen« wird dazu eingeladen, das Buch intuitiv zu lesen, sich aus dem Inhaltsverzeichnis das jeweils ansprechendste Kapitel auszusuchen und so habe auch ich mich treiben lassen, mich von den unterschiedlichen Themen, Landschaften, Begegnungen, Einsichten begeistern lassen und viele Erkenntnisse dazu gewonnen. Nach den Einleitungstexten der beiden Autorinnen führt ein Kapitel über die richtige Anwendung des Buches in die Thematik ein.
Sandra Ingerman und Llyn Roberts wollen den Lesern ihres Buches ermöglichen, wieder Verbindung zu den Kreisläufen und Rhythmen der Natur aufzunehmen und »einen unverbrauchten Blick auf uns selbst zu werfen und uns mitfühlender und verständnisvoller mit unserer Umwelt zu verbinden.«
Ob sie von der Schneeeule schreiben, deren verändertes Verhalten uns als Hinweis auf die Klimaveränderung dienen kann, von Gletschern, Sand, Heckenrosen, Regenwürmern, von Bäumen, Sträuchern, Pilzen oder Säugetieren, von Quellen oder Nebel, stets ist ihr Blick detailliert, informativ und für viele Leser sicher auch neu. Auch wenn wir hierzulande zwar Pflanzen wie den beschriebenen Kletternden Gift-Sumach nicht kennen, so ist uns wohl allen die ungeheure Wüchsigkeit von Brombeersträuchern bekannt, die viele Gärtner verfluchen. Wer sich aber klarmacht, wie wichtig diese Pflanzen für unser aller Leben sind, da sie Pioneergewächse, Wegbereiter für unglaublich viele Tier- und Pflanzenarten darstellen, wird sie rasch mit anderen Augen sehen lernen. Wenn wir versuchen, alle Wesen und ihre Handlungen einmal nicht nur vom menschlichen Standpunkt aus zu betrachten, ergeben sich sehr spannende Einblicke in das Leben selbst und erweitern unseren Horizont und unser Herz.
»Die Wurzeln dieser Ruderal- beziehungsweise Beschützerpflanzen wachsen rasant in die Erde, um den Stickstoffgehalt des Bodens wieder zu erhöhen, seine Nährstoffspeicher aufzufüllen und dafür zu sorgen, dass er nicht weggeschwemmt wird. Brombeersträucher verwandeln eine Gegend mit ausgelaugtem Boden schnell in undurchdringliches Gebüsch, das Vögeln und anderen kleinen Tieren Nahrung, Schatten, Feuchtigkeit und sicheres Obdach bietet. […]
Kein Teil der Natur ist gänzlich vor der Ausbeutung durch den Menschen gefeit, und wenn wir unsere Ländereien mit äußerster Sorgfalt betreuen, gelingt es vielleicht, Beschützerpflanzen fern- und davon abzuhalten, ihrer Aufgabe nachzukommen. Wir können die Einwanderer und das sogenannte Unkraut aber auch aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Denn oft stellen sich die raumgreifenden Ruderalpflanzen auch aufgrund des Tuns beziehungsweise Unterlassens der Menschen ein.«
Llyn Roberts / Brombeerstrauch / Seite 80
Die beiden Autorinnen wechseln sich in den siebzehn inhaltlichen Kapiteln ab. Jedes Kapitel wird auf diese Weise von zwei Seiten beleuchtet. Praktische, meditative Übungen, die die Sinne schärfen sind jedem Kapitel nachgestellt und das ganze Buch ist mit vielen schönen Grafiken illustriert.
Schon die Übersetzung des Titels von »Speaking With Nature« aus dem im Deutschen »Der Weisheit der Natur lauschen« wurde, zeigt den Unterschied in der Bereitschaft, sich wirklich darauf einzulassen. Es ist gut und wichtig, richtig zuhören zu können, aber ein Austausch findet erst im Gespräch statt. Und lauschen klingt immer so, als wenn der Sprechende vom Zuhörer nichts ahnt. Kommunikation kann, muss aber nicht, verbal stattfinden. So wie viele meinen, belegen zu können, dass es auf Hunde und Katzen zutrifft (ich kann dies aus mehr als vierzigjähriger Erfahrung im intensiven Zusammenleben mit Tieren bestätigen), sind wir alle in der Lage, auf telepathischem Wege zu kommunizieren. So gibt es seit Jahrzehnten wissenschaftliche Erkenntnisse darüber, dass Pflanzen unsere Gefühle und Absichten lesen und verstehen können, ohne dass wir sie aussprechen müssen.
Wir Menschen sind ein Teil der Natur, auch wenn unsere Gesellschaft so lebt, als wären wir immerwährend von ihr getrennt. Die Aufforderung, in einen Dialog zu treten, bedeutet auch, ins eigene Innere zu horchen. Dort findet sich noch die Verbindung und von dort aus fällt es leicht, die Welt um uns herum zu verstehen, das Netz des Leben zu sehen und die anderen Wesen nicht als Feinde zu betrachten.
Im Vergleich der beiden Titelbilder fällt auf, dass für die deutsche Leserschaft absichtlich auf die verspielten Elemente verzichtet wurde. Zeigt das amerikanische Buch die Fußspuren eines Bären und Lianenranken, die zum Folgen der Spuren einladen, so ist das abgebildete Foto eines Baumstammes eher nüchtern und doch strahlt es auf geheimnisvolle Weise Kraft aus, verlockt dazu, das Buch aufzuschlagen und mit Respekt und Ehrfurcht vor der Natur zu lesen.
Llyn Roberts und Sandra Ingerman teilen einen tiefen Glauben an die Heilung und Versorgung durch die Natur. All dies ist kein esoterischer Unsinn, wie viele sicher gern behaupten wollen. Die Quantenphysik hat inzwischen u. a. eindeutig bewiesen, dass unser Bewusstsein zum Beispiel Materie direkt beeinflusst. Damit wäre auch das Phänomen der selbsterfüllenden Prophezeiung erklärt. Dass so viele Menschen dennoch immer noch an dem Glauben der Schlechtigkeit der Welt und des Menschen festhalten, obwohl sie mit ihren Gedanken selbst die Veränderung herbeiführen könnten, zeugt vom ungeheuren Einfluss der gesellschaftlichen Prägung. Unsere materialistisch geprägte Umgebung, die Medien, ja, die schon von klein auf gelernten Dogmen machen es vielen Menschen unmöglich, außerhalb dieser Regeln zu denken. Das Buch von Sandra Ingerman und Llyn Roberts kann dabei helfen, diesen Teufelskreis zu durchbrechen und unvoreingenommen wahrzunehmen, was um uns herum vorgeht.
»In den Ursprungskulturen hängt die Gesundheit der einzelnen Gemeinschaften davon ab, dass jedes ihrer Mitglieder seinen Beitrag zum Wohlergehen des Ganzen kennt. Die speziellen Anlagen des beziehungsweise der Einzelnen werden von Geburt an gewürdigt.
Oft suchen wir nach »Führern«, die die Welt für uns verändern sollen. Wir wollen, dass irgendjemand »da oben« uns ein besseres Leben verschafft und alle Probleme löst, sowohl die ökologischen als auch die auf politischem und wirtschaftlichem Gebiet.
Entscheidend für die Einleitung eines dringend erforderlichen Wandels aber ist in Wahrheit die Gemeinschaft.«
Sandra Ingerman / Regenwurm / Seite 175
Denn wie schon Gandhi sagte: »You must be the change you want to see in the world« / »Du musst die Veränderung sein, die Du in der Welt zu sehen wünschst«.
Um den Inhalt von »Der Weisheit der Natur lauschen« zu verstehen, ist es nicht notwendig, alle beschriebenen Rituale, Vorstellungen und Gewohnheiten zu begreifen oder zu teilen. Es genügt, mit offenem Herzen und neugierigem, interessiertem Geist auf Entdeckungsreise gehen zu wollen und sich ganz auf etwas Neues einlassen zu können, ohne aufzuhören, die Dinge dennoch stets mit dem eigenen wachen Verstand zu hinterfragen. Denn nur dann wird daraus eine wahrhaftige Erfahrung, die sich nicht allein auf die Worte anderer stützt. Die jedem Kapitel nachgestellten Übungen in Achtsamkeit, Wahrnehmung und Meditation helfen, den eigenen Weg zu finden.
Wer sich für die schamanischen Kräfte der amerikanischen Ureinwohner interessiert, sollte unbedingt auch Jamie Sams‚ Karten der Kraft probieren. Den von David Carson sehr ansprechend illustrierten Karten zum Pfad der Tiere liegt ein Buch mit vielen Legebeispielen und Erklärungen zu den verschiedenen Riten bei.
Diese Karten werden insbesondere Menschen ansprechen, die einen natürlichen Zugang zu Tieren haben. Besonders spannend ist die Erkenntnis, welche neun Totem-Tiere in jedem Einzelnen angelegt sind und wie die jeweiligen Eigenschaften (Medizin) schon erkannt und gelebt werden oder noch im Verborgenen schlummern.
Die Autoren der »Karten der Kraft« sind beide in der indianischen Tradition verwurzelt:
Jamie Sams ist Medizin-Lehrerin und Mitglied der Lehrer-Loge des Wolf-Clans aus der Nation der Seneca. Ihrer Abstammung nach ist sie Irokesin und Choctaw. Ausgebildet wurde sie in der Medizin der Seneca, Maya, Azteken und Choctaw. Während der 70er-Jahre lernte Jamie bei Lehrern der Maya und Azteken in Mexiko. Sie hat in England, Frankreich, Ägypten, Kenya, Mexiko, Peru und Guatemala ebenso gelehrt, wie in den Vereinigten Staaten.
David Carson ist Autor zahlreicher einschlägiger Beiträge in Zeitschriften und Filmen, die sich mit Problemen der Gesellschaft und besonders der Minoritäten befassen. Er ist von Geburt aus ein Choctaw, aufgewachsen in Oklahoma und hat in Reservaten der Cheyenne, Crow und Sioux in Manitoba und Montana gelebt.
Wäre es nicht schön, einmal wie Llyn Roberts eine Visionssuche, den sogenannten Vision Quest, zu erleben? Doch wer nicht direkt in ihre Fußstapfen treten möchte, kann allein durch die Lektüre und die verschiedenen Übungen einen tiefen Einblick in die Welt der Natur erhalten. Die beiden Frauen teilen ihren wachen Blick, ihr Einfühlungsvermögen, ihr immenses Wissen und Verständnis, ihre Liebe unserem Planeten und all seinen Geschöpfen gegenüber mit den Lesern. Zwar beschreiben die beiden im Buch weitgehend die Natur des amerikanischen Kontinents (Regenwald, New England oder Wüste New Mexicos), aber dennoch ist alles verständlich und auf unsere Tier- und Pflanzenwelt übertragbar.
»Regenwürmer verfügen über die bewundernswerte Fähigkeit, Erde zu futtern und Abfälle so zu verarbeiten, dass der Boden gedüngt wird, um die Grundlage für einen gesunden Garten zu erschaffen. […] Als Kultur haben wir mit vielerlei Problemen zu kämpfen, die alle darauf zurückgehen, dass wir nicht in der Lage sind, das Verzehrte auch zu verarbeiten. […] Auf einer höheren Ebene stellt sich allerdings die Frage: Können wir womöglich das Leben nicht mehr verdauen?«
Sandra Ingerman / Regenwurm / Seite 176 + 177
Fazit: Der Blick auf alle Bestandteile der Natur ist nach der Lektüre von Sandra Ingermans und Llyn Roberts‘ Buch »Der Weisheit der Natur lauschen – Wie uns Bäume, Pflanzen und Tiere in unsere innerste Kraft führen« / »Speaking With Nature – Awakening to the Deep Wisdom of the Earth« ein gänzlich anderer. Ein wirklich schönes, augenöffnendes Buch, das ich allen wahren Naturfreunden empfehlen möchte, die offen genug sind, einmal in die Seele anderer Wesen einzutauchen.
Auch wenn das Buch sich weitestgehend mit verschiedenen Arten des Schamanismus befasst, wollen die beiden Autorinnen nicht missionieren oder den Leser zu etwas bekehren. Vielmehr wollen sie für die Welt um uns herum sensibilisieren, uns helfen, die Signale der Natur lesen und die Motivationen anderer Wesen verstehen zu lernen. Mit ihrem Buch geben sie Impulse, Denkanstöße, wollen in die vergessene Welt der Ganzheit einen Weg zeigen, den unsere Zivilisation schon lange hinter sich gelassen hat. Wer auf der Suche nach innerer Ruhe und Gelassenheit ist und lernen will, seine Sinne zu schärfen, achtsam zu sein, dem sei zu diesem Buch ebenfalls geraten.
Sandra Ingermans und Llyn Roberts‘ Buch »Der Weisheit der Natur lauschen – Wie uns Bäume, Pflanzen und Tiere in unsere innerste Kraft führen« (Originaltitel: »Speaking With Nature – Awakening to the Deep Wisdom of the Earth«) ist im April 2016 für EUR 19,99 in der Übersetzung von Karin Weingart im Ansata Verlag erschienen – gebunden, 384 Seiten, ISBN 978-3778775158.
Wer in das Buch reinlesen möchte, findet hier eine 30-seitige Leseprobe, um sicherzustellen, dass das Buch für den Leser passend ist.
Sandra Ingerman ist eine der bekanntesten Vertreterinnen eines modernen Schamanismus. Seit ihrer Ausbildung als Paar- und Familientherapeutin am California Institute of Integral Studies widmet sie sich schamanischen Methoden, die sie weltweit lehrt und praktiziert. Dabei verbindet sie uralte Traditionen mit modernen psychotherapeutischen Methoden. Ihre Bücher wurden zu Bestsellern und sind in zahlreichen Sprachen erschienen.
Llyn Roberts Llyn Roberts kam 1989 zum Usui-Reiki und unterrichtet seit über 15 Jahren schamanisches Reiki. Sie studierte Psychologie sowie tibetischen Buddhismus an der Nairopa University und leitete Forschungsreisen zu Schamanen unter anderem im Amazonasbecken, in den Steppen Asiens und in den Hochanden. Neben ihrer Lehrtätigkeit leitet Roberts die gemeinnützige Organisation Dream Change.
Laila Mahfouz, 28. März 2018
Links:
Informationen auf den Seiten des Ansata Verlages finden Sie hier.
Die Website von Sandra Ingerman finden Sie hier.
Die Website von Llyn Roberts finden Sie hier.
Informationen zu Laila Mahfouz finden Sie hier.