Vor einigen Jahren hatte Leonie Swann mit ihrem Roman »Glennkill«, einem Schafskrimi, unerwarteten Erfolg. Dem Superbestseller folgte bald die Fortsetzung »Garou«. Auch ihr neuer Roman »Dunkelsprung – Vielleicht kein Märchen« ist ein bißchen auch Kriminalroman, doch lässt Swann nun – einbettet in eine wunderbar skurrile Handlung – allerlei Fabelwesen durch das London der Gegenwart schwirren.
Handlung (der Verlagsseite entnommen): Julius Birdwell, Goldschmiedemeister, Flohdompteur und unfreiwilliger Einbruchkünstler, wünscht sich nichts sehnlicher, als endlich eine ruhige, unbescholtene Existenz führen zu können. Doch als seine Flohartisten einem plötzlichen Nachtfrost zum Opfer fallen und die geheimnisvolle Elizabeth Thorn in sein Leben tritt, überstürzen sich die Ereignisse. Ein Magier wird ohnmächtig, eine alte Dame macht sich in einem gestohlenen Lastwagen davon, ein Detektiv mit Konzentrationsstörungen findet zu einem ungewöhnlichen Haustier, und Julius sieht sich auf einmal mit existentiellen Fragen konfrontiert: Wie befreit man eine Meerjungfrau? Wie viele Flöhe passen auf eine Nadelspitze? Und warum ist das Leben trotz allem kein Märchen? Julius bleibt nichts anderes übrig, als sich weit über den Tellerrand seiner Welt hinauszulehnen und den Sprung ins Unbekannte zu wagen. Ein phantastisches Abenteuer beginnt …
Hier ein Buchtrailer zu Leonie Swanns Roman »Dunkelsprung – Vielleicht kein Märchen«:
Neben einem Personenverzeichnis beginnt das Buch mit einem 8-seitigen Autoreninterview, das sehr interessant ist. Leonie Swann berichtet von der Idee zum Buch, von ihrer Recherche, den Charakteren aus »Dunkelsprung« und ihrer Beziehung zur Welt der Fantasie.
»Dunkelsprung – Vielleicht kein Märchen« ist durchaus auch philosophisch interessant. Leonie Swann sagt im Interview:
»Licht und Dunkel sind natürlich immer eine Frage der Perspektive. Für die Flöhe zum Beispiel ist es umgekehrt: Dunkelheit ist erstrebenswert und Licht ein Problem. […] Vieles von dem, was unser Leben wirklich ausmacht, ist subjektiv, qualitativ, emotional: Erleben. Staunen. Neugier. Furcht. […] Magische Weltbilder haben zu solchen tieferen Bewusstseinsschichten manchmal einen besseren Zugang. Mit anderen Worten: Dunkelheit ist eben auch schön und wichtig und hat ihren Platz in der Welt.«
Zum Inhalt möchte ich nicht allzu viel verraten. Jeder Leser sollte bereit sein, sich auf dieses phantastische Abenteuer ein- sowie von Leonie Swanns Füllhorn an bizarren Wesen verzaubern zu lassen. Die Mischung zwischen unserer Realität und der in sie hineinspringenden Märchenwelt ist der Autorin trefflich gelungen. Ob Cocktail oder Floh alles in diesem Roman ist magisch und die Ideen scheinen geradezu aus ihr herauszusprudeln. Möge diese Quelle niemals versiegen.
Der Hörverlag brachte parallel zur Buchausgabe des Goldmann Verlages im November 2014 die Hörbuchausgabe von »Dunkelsprung – Vielleicht kein Märchen« in – zum Glück – ungekürzter Fassung heraus. Wie schon bei Swanns Erfolgsromanen »Glennkill« und »Garou« liest Andrea Sawatzki auf ihre unnachahmliche Art und versprüht über diese außergewöhnlich phantasievolle Geschichte auch noch ihren Feenstaub.
Das Hörbuch inklusive einer Hörprobe finden Sie hier oder mit Klick aufs Bild. Es ist auf 9 CD’s verteilt und hat eine Laufzeit von ca. 707 Minuten.
»Niemand ist einfach nur, was er ist, und niemand ist vollkommen das, was andere in ihm sehen. Wir sind alle etwas dazwischen. Mehr oder weniger dazwischen. Du mehr, ich weniger.«
(Bird, 26. The Ghost of a Flea, Seite 71)
Lazarus Dunkelsprung ist ein Albinofloh und er ist ein Floh mit Vision. Wie sich im letzten Drittel des Buches herausstellt, trägt das Buch nicht umsonst seinen Namen. Wie schon im großartigen Gemälde »The Ghost of a Flea« von William Blake, das im Buch eine Rolle spielt, wird das Zusammenspiel von hell und dunkel, gut und böse im Buch vielfältig dargestellt. So entwickeln sich die Charaktere Julius Birdwell, Frank Green, Isaac Fawkes und Lazarus Dunkelsprung im Laufe des Buches und machen immer mehr auch ihre Schattenseiten erkennbar.
»Nur weil die anderen etwas nicht sehen wollen, bedeutet das noch lange nicht, dass es nicht da ist!!!!! GANZ IM GEGENTEIL!!!!! […] Die wichtigen Dinge sind die, die wir nicht sehen. […] Sehen wir sie nicht, weil sie wichtig sind, oder sind sie wichtig, weil wir sie nicht sehen???«
(Green, 10. Der Bote, Seite 115 + 116)
Sätze wie diese sprechen mir aus der Seele. Sie leuchten hell und lassen die Handlung und Magie des Romans wirklich erscheinen. Insgesamt ist die Sprache ausdrucksstark und bildhaft. Teilweise wie ein poetischer Singsang, dann wieder wie ein Feuerwerk an Lebendigkeit entfaltet »Dunkelsprung – Vielleicht kein Märchen« einen Sog, dem sich so leicht niemand entziehen kann.
»Genau wie die Magie, denkt er auf einmal. Einst haben auch die Menschen Magie besessen, genau wie die Salamander und Dryaden und Faune und das ganze Gelichter. Doch dann ist der Verstand hinzugekommen, ein glänzendes, scharfes neues Werkzeug, und sie sind die Magie losgeworden, weil sie sie nicht mehr gebraucht haben.«
(Fawkes, 26. Stichprobe, Seite 324)
Ab und zu braucht es ein Buch, in das man einfach eintauchen, eine neue Welt entdecken und den Alltag für einen Moment vergessen kann. So ein Buch ist Leonie Swanns »Dunkelsprung«. Die Geschichte hat Spannung, Liebe, verschiedene Blickwinkel, sich entwickelnde Charaktere, die gleichermaßen faszinieren wie mitfiebern lassen. Die Geschichte ist herrlich verrückt, sehr originell und voll überbordender Fantasie.
Fazit: Leonie Swanns Roman »Dunkelsprung – Vielleicht kein Märchen« ist eine atemberaubend fantastische Reise in eine Welt voll faszinierender Fabelwesen und irrwitziger Abenteuer. Wer sich von Leonie Swann in diese zauberhafte Welt führen lässt, wird es nicht bereuen. Ob Märchen oder nicht: Ich konnte von »Dunkelsprung« gar nicht genug bekommen und werde es wieder lesen und ganz sicher wieder hören. Ich kann nur jedem empfehlen, den Sprung ins Dunkel zu wagen!
Noch ein Tipp: Wem Neil Gaimans Roman »Niemalsland« / »Neverwhere« gefallen hat, der wird von »Dunkelsprung – Vielleicht kein Märchen« ebenfalls begeistert sein. Oder umgekehrt!
Leonie Swanns Roman »Dunkelsprung – Vielleicht kein Märchen« ist im November 2014 im Goldmann Verlag für EUR 19,90 erschienen – gebunden, 384 Seiten, ISBN 978-3442313877.
Leonie Swanns Roman »Dunkelsprung – Vielleicht kein Märchen« ist im November 2014 als MP3-Hörbuch im Der Hörverlag für EUR 19,99 mit einer Laufzeit von 686 Minuten erschienen – 1 CD, ISBN 978-3844517323.
Über die Autorin: Leonie Swann ist das Pseudonym einer deutschen Krimiautorin. Sie wurde 1975 in Dachau geboren. Sie studierte Philosophie, Psychologie und Englische Literaturwissenschaft in München und Berlin. Mit ihren ersten beiden Romanen »Glennkill« und »Garou« gelang ihr auf Anhieb ein sensationeller Erfolg: Beide Bücher standen monatelang ganz oben auf den Bestsellerlisten und wurden bisher in 25 Sprachen übersetzt. Leonie Swann lebt heute umzingelt von Efeu und Blauregen in England und Berlin.
Laila Mahfouz, 2. September 2016
Links:
Weitere Informationen zu Leonie Swann und ihrem Roman »Dunkelsprung – Vielleicht kein Märchen« finden Sie auf der Seite des Goldmann Verlages.
Weitere Informationen zu Leonie Swann finden Sie hier.
Ein längeres Interview mit Leonie Swann zu ihrem Roman »Dunkelsprung – Vielleicht kein Märchen« finden Sie hier.
Informationen zu Laila Mahfouz finden Sie hier.