26. November 2013: Jostein Gaarder stellte gemeinsam mit seiner Übersetzerin Gabriele Haefs seinen neuen Roman „2084 – Noras Welt“ im Rahmen der Nordischen Literaturtage 2013 im Literaturhaus Hamburg vor. Gelesen wurde der deutsche Text von dem Schauspieler Sascha Rotermund.
Der neue Roman von Jostein Gaarder heißt „2084 – Noras Welt“ und ist nur ganze 192 Seiten lang, doch damit ist alles gesagt. Alles, um endlich die Ärmel hochzukrempeln und sich von seinem Luxusleben-Sofa zu erheben und anzufangen, endlich die Welt zu retten. Jeder von uns – jeden Tag – immer ein wenig mehr. Dies ist kein Gutmensch-Geplapper (und wieso und wann ist das überhaupt zu einem Schimpfwort geworden?), sondern eine ernsthafte Aufforderung an ALLE, denn nur wenn wir endlich etwas ändern an unserem ach so bequemen Leben, ist dieser Planet, unsere Lebensgrundlage, noch zu retten. Tun wir es jetzt!
Sascha Rotermund liest aus der deutschen Übersetzung von „2084 – Noras Welt“. Foto: Anders Balari
Mit ihrem Freund Jonas gründete Nora eine Initiative zur Bewahrung der Natur und schmiedete einen Plan. Am Abend vor ihrem sechzehnten Geburtstag veröffentlichte Nora in ihrem Blog einen Brief an ihre Enkelin Nova, von deren zukünftiger Existenz sie mehr und mehr überzeugt war. Sie offenbarte ihr einen Plan, der unserer Welt eine zweite Chance geben kann, denn Nora hat ein Geheimnis: ein magischer Rubinring, den Nova an ihrem sechzehnten Geburtstag von ihrer Großmutter bekommen wird und von dem es heißt, er könne Wünsche erfüllen.
„Philosophieren bedeutet, über das Leben nachzudenken,
und jeder, der sich wundert, philosophiert.“
JOSTEIN GAARDER
Die Lesung im großen Saal des Literaturhauses Hamburg war bis auf den letzten Platz gefüllt und alle kamen auf ihre Kosten, denn selbst wenn man die norwegische Sprache nicht versteht, so war es eine wahre Wonne, Jostein Gaarder beim Gestikulieren zuzusehen. Er redet mit Leidenschaft über dieses ihm immens wichtige Thema und behält dennoch immer ein Lächeln auf den Lippen. Seine Übersetzerin Gabriele Haefs, die ihn seit seinem ersten ins Deutsche übertragenen Buch begleitet, ist auch an diesem Abend mit dabei und hat ihre liebe Not, sich seine ausschweifenden Ausführungen zu merken, um sie anschließend dem Publikum zu übersetzen. Das Buch ist in Deutschland für das Alter 12 – 15 Jahre empfohlen worden, aber nach der Lektüre kann ich Jostein Gaarder nur zustimmen, dass es sehr gut wäre, wenn auch Erwachsene dieses Buch lesen würden. „Kinder muss man nicht anregen, Fragen zu stellen. Die Erwachsenen müssen das wieder lernen, denn es verlernt sich wie das Schwimmen, das jedes Baby noch beherrscht, aber nur, wenn es auch gleich die Gelegenheit dazu bekommt“, so der Autor. Auf die Frage, warum seine Protagonistin weiblich sei, meinte er: „Ja, wissen Sie, in Norwegen haben wir noch zwei Geschlechter.“ Außerdem seien die Figuren seiner Bücher immer abwechselnd Jungen oder Mädchen gewesen und zum Beispiel bei „Sofies Welt“ sei die Entscheidung eindeutig gewesen, denn Sophia, die Weisheit, ist in vielen Sprachen weiblich. Auch wäre es doch so, dass Frauen meistens zu verstehen versuchen, während Männer verstanden werden wollen. Doch der Roman basiere auf Fakten, bestätigte der junggebliebene Autor. Er habe alles von Fachleuten überprüfen lassen. „2084 – Noras Welt“ und das 20 Jahre zuvor erschienene Werk „Sofies Welt“ seien allerdings die einzigen beiden seiner Bücher, bei denen er erst das Thema und dann die Personen klar vor Augen gehabt hätte.
Für mich war es ein unvergesslicher Abend. Den Autor eines meiner Lieblingsbücher „Das Kartengeheimnis“, das auch der Autor als sein Lieblingswerk bezeichnete, mit so viel Elan und Leidenschaft zu erleben, war wunderbar. „2084 – Noras Welt“ ist ein großartiges Buch, das ich allen zwischen 10 und 100 Jahren empfehlen kann. Es bewegt. Es rüttelt auf und es sollte uns alle veranlassen, endlich etwas ändern zu wollen.
Manche Bilder haben mich erschüttert und werden mich noch lange begleiten. Da ist der Internationale Tierpark in Den Haag, wo man die inzwischen ausgerottenen Tierarten virtuell erleben kann. Außerdem fährt in Novas Welt ab und an, wenn es nur noch so wenige von einer Art gibt, dass eine Vermehrung nicht mehr möglich ist, ein LKW mit diesen Tieren durchs Land, um sie noch so vielen Menschen wie möglich zu zeigen. Nova sammelt ihre mit dem jeweiligen Tiermotiv bedruckten Eintrittskarten und besucht im Roman u. a. die letzten drei Kattas der Welt!
Eine Welt ohne Lemuren ist doch einfach so ungeheuer traurig, dass sie kaum zum Aushalten ist, denn sie zeigt ganz klar: Wir sind in der Lage, so unglaublich friedvolle und wundersame Tiere wie die Kattas auszurotten, nur weil wir sogar auf der einzigen Insel, auf der diese Tiere endemisch sind, noch den Planeten ausbeuten müssen. Wir müssen SOFORT aufhören! Ich bitte alle Leser, beim Kauf von Nahrungsmitteln, Kerzen, Kosmetikprodukten etc. verstärkt darauf zu achten, dass diese kein Palmöl enthalten. Das ist schwierig, denn es ist derzeit in fast allem enthalten! Die Ausbeutung unserer Welt ist sehr, sehr leicht und daher sehr, sehr billig! Mit unserem Kaufverhalten beeinflussen wir entscheidend unsere Zukunft – durch Boykotte und Proteste können wir vielleicht noch das Schlimmste verhindern. Lassen wir nicht zu, dass unsere Nachkommen einmal leben müssen wie Nova! Da wir es auch ohne magischen Ring schaffen müssen, fangen wir besser endlich an! Jetzt!„Pessimismus ist nur ein anderes Wort für Faulheit.“
JOSTEIN GAARDER
„2084 – Noras Welt“, Hardcover 192 Seiten, erschienen beim Carl Hanser Verlag für EUR 14,90 unter ISBN 978-3446243125.
Zum Autor: Jostein Gaarder, 1952 in Norwegen geboren, studierte Philosophie, Theologie und Literaturwissenschaften. Er war lange Philosophielehrer und lebt heute als freier Schriftsteller in Oslo. 1993 erschien bei Hanser der Weltbestseller Sofies Welt, für den der Autor neben zahlreichen anderen Auszeichnungen 1994 den Deutschen Jugendliteraturpreis und 1996 den polnischen Janusz-Korczak-Preis für die Vermittlung philosophischer Inhalte an Kinder erhielt.
Zur Übersetzerin: Gabriele Haefs, 1953, ist eine deutsche Autorin und Übersetzerin literarischer Werke. Sie ist mit dem norwegischen Schriftsteller Ingvar Ambjørnsen verheiratet und lebt in Hamburg. Neben vielen anderen Auszeichnungen erhielt sie zuletzt 2008 den Sonderpreis des deutschen Jugendliteraturpreises und 2011 den Königlich Norwegischen Verdienstorden, Ritter 1. Klasse
Und wer noch nicht weiß, warum wir dafür sorgen sollten, dass nicht noch mehr Arten durch uns aussterben, der schaue sich dieses Video an. Wen da nicht die Ehrfurcht für diese wunderbaren Kreature packt, der hat eventuell das Leben selbst nicht verstanden!
Laila Mahfouz, 22. Dezember 2013
Links:
Informationen des Hanser Verlages zu dem Roman „2084 – Noras Welt“
Informationen zu Jostein Gaarder und seinen weiteren Werken
Hier geht es zur Fotostrecke der Lesung – nicht verpassen!!!
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Facebookauftritt des Literaturhauses Hamburg
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