Der britische Autor Neil Gaiman ist bekannt für seine skurilen Ideen, die er zum Beispiel in „Coraline“ bestens ausleben konnte. Mit „Der lächelnde Odd und die Reise nach Asgard“ ist ihm nun ein wirklich zauberhaftes kleines Kinderbuch gelungen. Eine Geschichte über Mut, Frohsinn und die Möglichkeiten, die ein Einzelner hat, um die Welt zu verändern.
Inhalt: Der kleine Odd lebt unter Winkingern, kann sich aber ihren rauen Sitten nicht anpassen. Noch dazu lächelt er auch dann, wenn ihm etwas Schreckliches zustößt und bringt so die Bewohner des Dorfes gegen sich auf. Sie alle halten ihn für sehr sonderbar und können mit dem Jungen nicht viel anfangen. Als sein Vater, der ihm das Schnitzen beibrachte, auf hoher See umkommt, glaubt Odd nun für die wichtigen Arbeiten zuständig zu sein und zerschmettert sich beim Baumfällen ein Bein. Seither ist er ein Krüppel, aber er lächelt natürlich weiterhin. Seine Mutter heiratet erneut, doch sein Stiefvater hat für Odd nicht viel übrig.
Da der Winter in diesem Jahr anscheinend einfach nicht gehen will und die Dorfbewohner immer ungemütlicher werden, beschließt Odd, in die alte Holzfällerhütte seines Vaters zu ziehen. Gleich an seinem ersten Morgen wird er dort von einem Fuchs geweckt, der ihm zu verstehen gibt, ihm zu folgen. Ein Adler schließt sich an und beide führen Odd zu einem zwischen zwei Bäumen eingeklemmten Bären. Odd haut die kleinere Birke mit seiner Axt um und befreit so den Bären, obwohl ihm bewusst ist, dass dieser ihn natürlich fressen könnte. Doch der Bär erweist sich als sehr dankbar und trägt den erschöpften Odd, begleitet vom Fuchs und vom Adler, zurück zur Hütte.
„Dies war, schlussfolgerte Odd, ein Tier mit einer ganz bestimmten Absicht. Selber hatte er keinerlei Absichten, ausgenommen der, auf keinen Fall ins Dorf zurückzukehren. Und einem Fuchs folgte man schließlich nicht alle Tage. Also folgte er ihm.“ (S.21)
Das ungewöhnliche Trio nimmt Odds Gastfreundschaft dankbar an, doch in der Nacht entdeckt Odd schließlich die wahre Identität seiner Gäste. Sein großes Abenteuer beginnt jetzt erst so richtig! Gefangene Regenbögen, die auf ihre Befreiung warten, Schuhe, mit denen er im Himmel spazieren gehen kann, Eisriesen, die er austricksen muss und vieles mehr erwartet den Jungen, doch Odd ist wild entschlossen, alles zu tun, um Midgard endlich vom ewigen Winter zu befreien.
Auch dieses Buch aus dem Arena Verlag kommt ohne Schutzumschlag aus. Die Illustrationen von Brett Helquist auf dem Cover und im Buch sind sehr gelungen und haben mich besonders in Bezug auf die drei „Tiere“ sehr zum Schmunzeln gebracht. Sehr schön finde ich auch die kleineren Zeichnungen über den Kapitelüberschriften. Sie sind, ebenso wie die Schrift im Buch, nicht schwarz sondern eher dunkelbraun-grau. Der Klappentext verrät meiner Meinung nach zu viel, daher habe ich ihn hier auch nicht erwähnt.
Fazit: Neil Gaiman hat ein untrügliches Gespür für zauberhafte Geschichten, skurilen Humor und ungewöhnliche Charaktere. Mit dem Winkinger-Jungen Odd, dem nichts sein Lächeln rauben kann, hat er wieder eine wunderbare Figur erschaffen. Die Streitereien der drei „Tiere“ sind teilweise so witzig, dass ich laut losgelacht habe. „Der lächelnde Odd und die Reise nach Asgard“ ist für mich unbedingt eine Empfehlung – eine Geschichte, die Mut macht, dem Leben die Stirn zu bieten und darauf zu vertrauen, dass alles gut wird. Nicht vergessen: Immer lächeln! Wer weiß, wann es einmal nützlich sein wird.
Über den Autor: Neil Gaiman, 1960 in Portland (England) geboren, arbeitete zunächst in London als Journalist und wurde durch seine Comic-Serie „Der Sandmann“ bekannt. Im „Dictionary of Literary Biography“ wird er als einer der wichtigsten lebenden Autoren der Postmoderne aufgeführt – in England und den USA ist Neil Gaiman längst ein Superstar. Seine Romane und Comics sind mit zahlreichen Awards ausgezeichnet worden, u.a. mit dem World Fantasy Award und der Newbery Medal. Er lebt seit einigen Jahren mit seiner Familie in den USA.
Neil Gaiman „Der lächelnde Odd und die Reise nach Asgard“, Hardcover wie abgebildet, 115 Seiten, erschienen beim Arena Verlag für EUR 9,95 unter ISBN 978-3401065533, aus dem Englischen von Andreas Steinhöfel. Vom Verlag empfohlenes Alter: 10 – 12 Jahre.
Laila Mahfouz, 19. Juli 2012
Links:
Original-Website von Neil Gaiman
Deutsche Website von Neil Gaiman
Ein schönes Portrait über Neil Gaiman auf den Seiten der Phantastik-Couch
Neil Gaimans Bücher auf den Seiten des Arena Verlags
Informationen zu Laila Mahfouz