„Ich hatte wieder einmal einen Maschinenwinter-Moment.“ (Anders Balari)
Na, alles klar?
Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ist Dir gar nix klar.
Zugleich ist für mich alles glasklar.
Warum ist das so und welche Bedeutung hat es?
Der Begriffswald auf meiner Insel des Begreifens
„Maschinenwinter-Moment“ ist ein Gewächs im Begriffswald der Insel des Begreifens, die ich mir baute und auf der ich lebe.
Wenn ich mit mir allein auf meiner Insel bin, dann reicht es, wenn ich zu mir selbst „ah, ein Maschinenwinter-Moment“ sage. Kommunikation fertig.
Ich spüre dann vielleicht das Bedürfnis, Dich daran teilhaben zu lassen. Meine Motivation dafür ist ein mögliches Erkenntnisgeschenk an uns Beide. Es kann entstehen aus unserem Austausch.
Also los! Ich mache aus meinem „ah, ein Maschinenwinter-Moment“ den Satz „Ich hatte wieder einmal einen Maschinenwinter-Moment“. Den schicke ich auf die Reise zu Dir.
Und wundere mich dann, nie wieder etwas von ihm zu hören. Er ist verloren gegangen.
Den meisten Menschen ist anhand dieses offensichtlichen Beispiels klar, was da passiert ist und warum es nicht funktioniert, auf diese Weise ein geteiltes Verständnis zu erlangen.
Auf zu weniger Offensichtlichem
Bei weniger offensichtlichen Beispielen wird das schon schwieriger.
In meinem Begriffswald stehen auch Gewächse, die das gleiche Etikett haben wie Gewächse in Deinem Wald.
Beispiele: Liebe, Freiheit, Fortschritt, Erfolg, Sinn, Wirtschaftswachstum.
Was diese Etiketten wirklich kennzeichnen in unseren Wäldern: dazu können wir nur zu einem geteilten Verständnis gelangen, wenn wir uns auf eine geeignete Weise darüber austauschen.
Wir können sogar fast identische Bereiche in unser beider Wälder wachsen lassen. Darin sind die gleichen Etiketten im gleichen Lageplan verteilt. Sogar die Gewächse sind fast gleich oder sogar gleich.
Was heißt das?
Wenn es mir gelingt, „Maschinenwinter-Moment“ hinreichend gut zu erklären, dann können wir dazu ein geteiltes Verständnis erlangen. Wir haben dann quasi ein Foto aus dem anderen Wald, das nicht nur ein Etikett, sondern auch das Begriffsgewächs zeigt.
„Ich hatte gerade einen Maschinenwinter-Moment“ wird künftig dann reichen, damit ich Dir in einigen wenigen Worten eine viel umfangreichere Bedeutung vermitteln kann.
Das ist sehr praktisch, wenn wir regelmäßig über die gleichen Themen sprechen müssen, denn es spart uns viel Zeit.
Und es ermöglicht uns, diesen besonderen Teil des Waldes über die Zeit immer größer werden zu lassen, immer mehr Fotos von unseren Begriffsgewächsen auszutauschen. Wir können ein Fotoalbum anlegen, auf Deinem steht vielleicht: Der Begriffswald von Anders.
Irgendwann entsteht daraus eine virtuelle gemeinsame Insel, auf der wir beide sein können, wenn wir uns zu diesen Themen austauschen. Unsere Fotoalben kennen wir dann so gut, dass wir sie gar nicht mehr in die Hand nehmen und aufschlagen müssen.
Die Gefahren der vielen virtuellen gemeinsamen Inseln des Begreifens
Es gibt viele virtuelle gemeinsame Inseln, auf denen viele Menschen zugleich sein können. Beispiele: Medizin, Botanik, Quantenphysik, Kommunikationswissenschaften, Kaninchenzucht, Fußball, Militaria, Organisationen, Familien, Dungeons & Dragons und ja, auch Raketenwissenschaft.
Ein sinnvoller Austausch auf diesen gemeinsamen Inseln ist relativ einfach und ohne großen Aufwand möglich mit den Begriffsgewächsen, die alle Inselbewohner kennen.
Wenn ich von Montag bis Freitag auf so einer virtuellen gemeinsamen Insel bin, dann muss ich also sehr achtsam sein, wenn ich Menschen mit dem Ziel eines sinnvollen Austausches davon berichte, welche diese Insel nicht kennen.
Ich danke Dir für Deine Aufmerksamkeit und ich hoffe, dass mein Stand des gegenwärtigen Irrtums zu einem Teilbereich gelingender Kommunikation nützlich für Dich war.
Appendix: Meine Bedeutung des Begriffs „Maschinenwinter-Moment“
Falls Du noch wissen möchtest, was ein „Maschinenwinter-Moment“ für mich ist, dann lies gerne weiter.
Vorbereitung der Erläuterung
Vor einigen Jahren hatte ich das Buch „Maschinenwinter – Wissen, Technik, Sozialismus. Eine Streitschrift.“ von Dietmar Dath in der Hand.
Dietmar Dath ist für mich ein sehr intelligenter Mensch, diesen Eindruck erwarb ich anhand einer ganzen Reihe von Eindrücken.
Dietmar Dath ist ein unfassbar produktiver und vielseitiger Schriftsteller, per heute stehen im Abschnitt „Werke“ im Wikipedia-Artikel über ihn: 29 Romane oder Erzählungen, 12 Theaterstücke, 1 Oper oder Operette, 1 Graphic Novel, 22 Essays und Sachbücher, 1 Lyrikbuch, 3 Tonträger, 11 Hörspiele, 4 Übersetzungen, 7 sonstige Veröffentlichungen.
Dietmar Dath scheitert mit „Maschinenwinter“ auf unfassbare Weise an dem Ziel, das er selbst relativ weit hinten im Buch definiert.
Ich bin ein Mensch, der am 12. April 2022 im 49. Lebensjahr sehr überrascht darüber war, dass die Psychologin Dr. Karin Joder als Ergebnis einer testdiagnostischen Untersuchung ihm eine intellektuelle Hochbegabung im Bereich der Höchstbegabung attestierte. Teilbereich mit dem höchsten Indexwert: Sprachverständnis, Wortschatz und Sprachausdruck.
Erläuterung
„Maschinenwinter“ ist ein Buch mit vielen wertvollen Gedanken. Einige davon könnten sehr nützlich sein zur Lösung gesellschaftlicher Probleme.
Ich musste auf diesen nur 130 Seiten nach vielen Absätzen innehalten und angestrengt nachdenken, um die Inhalte begreifen zu können. Einige Absätze musste ich mehrfach lesen.
Beim Erschließen der Inhalte verbrauchte ich derart viel kognitive Energie, dass ich vor meinem geistigen Auge die Tanknadel bei ihrer Bewegung in Richtung „leer“ beobachten konnte.
Ich kämpfte mich als höchstbegabter Mensch durch, weil ich die Inhalte für mich als wertvoll ansah.
Irgendwo im letzten Drittel lachte ich laut auf. Das Lachen hielt einige Minuten lang an.
Warum lachte ich?
Dort stand, dass die Zielgruppe Arbeiter:innen seien, was Dietmar Dath durch die Aufzählung diverser entsprechender Ausbildungsberufe verdeutlichte. In diesem Moment wurde mir das unfassbare Ausmaß des Scheiterns klar, das so einem klugen Schriftsteller wie Dietmar Dath damit passiert war.
Das war aber nicht der Grund für mein Lachen. Ich lachte über mich selbst. Denn beim Lesen des Buchs hatte sich schon ein Stausee gebildet, gefüllt mit viel Wiederkennung. An jener oben genannter Stelle brach der Staudamm.
So entstand für mich der Begriff „Maschinenwinter-Moment“. Er hilft mir dabei, mich daran zu erinnern: Wenn ich die Menschen erreichen möchte, dann muss ich mich so ausdrücken, dass sie mich auch verstehen können. Ich muss mich anpassen an die Sprache, die sie gewohnt sind und in der sie sich sicher fühlen. Sonst scheitere ich.