Der Stand meines gegenwärtigen Irrtums
In meinem 50. Lebensjahr bin ich, während ich dies hier schreibe.
Irgendwann las ich: „Weisheit ist nicht mitteilbar. Weisheit, welche ein Weiser mitzuteilen versucht, klingt immer wie Narrheit.“
Das stammt von Hermann Hesse.
Es deckt sich ein hinreichend gutes Stück mit meiner anekdotischen Empirie. Hinreichend dafür, mich damit in Form dieses Textes damit zu beschäftigen.
Mir scheint: Je mehr Weisheit sich ansammelt in einem Menschen, desto schwieriger wird es, sie direkt mitzuteilen. Mein Erklärungsansatz dafür ist, dass mit zunehmender Weisheit die erlangten Ansichten weiter entfernt sind von den Glaubenssätzen, die dem durchschnittlichen normalen Alltag zugrundeliegen.
Hinzu kommt, dass meiner Ansicht nach in der westlichen Kultur die Befreiung von den Dogmen der und der Unterdrückung durch die religiösen Institutionen in der Zeit der Aufklärung heute immer noch eine Angst vor Dogmatik und Unterdrückung in sich trägt. Paradoxerweise führt dies nach meiner Einschätzung dazu, dass Weisheit und Spiritualität vielfach auf abwehrende Dogmatik und Unterdrückung treffen.
Alles schön und gut. Was kommt dabei heraus, wenn ich einiger meiner Einschätzungen messe an Forschungsergebnissen? Nämlich jene zum gesellschaftlichen Stellenwert in meinem westlichen Kulturkreis und jener zur Mitteilbarkeit von Weisheit.
Der Rest dieses Artikels entstand mit Unterstützung von ChatGPT und dient auf der Metaebene zugleich als Beispiel dafür, wofür diese neue Technologie eingesetzt werden kann, um in kurzer Zeit zu nützlichen Überblicken zu gelangen, inklusive Quellenangaben.
Ich habe diese Ergebnisse lediglich plausibilisiert, nicht geprüft. In diesem Kontext hier spielt das aber keine Rolle. Wer prüfen möge, sei herzlich dazu eingeladen. Mein Korrekturstift würde bereit liegen. Er ist mein wichtigstes Werkzeug, wissend darum, es immer bloß mit dem Stand meines gegenwärtigen Irrtums zu tun zu haben.
Welchen gesellschaftlichen Stellenwert hat Weisheit in den westlichen Industrienationen?
In der westlichen Kultur hat die Weisheit eine eher geringe gesellschaftliche Stellung im Vergleich zu anderen Kulturkreisen. Wissen und Intelligenz werden oft höher geschätzt als Weisheit, die eher als etwas Mystisches oder Spirituelles angesehen wird.
Einige wissenschaftliche Studien haben sich mit dem Stellenwert von Weisheit in westlichen Gesellschaften befasst.
Eine Studie von Grossmann, et al. (2013) ergab beispielsweise, dass Weisheit in westlichen Gesellschaften eher als persönliche Eigenschaft oder Fähigkeit angesehen wird als als sozialer Wert oder als Ziel, das von der Gesellschaft geschätzt und angestrebt wird.
Im Vergleich dazu haben Weisheit und ältere Menschen in anderen Kulturkreisen oft einen höheren Stellenwert. Eine Studie von Löckenhoff und Carstensen (2004) ergab beispielsweise, dass ältere Menschen in asiatischen Kulturen oft als weise und respektiert angesehen werden, während sie in westlichen Kulturen oft als weniger wertvoll oder sogar als Belastung angesehen werden.
Es gibt auch Unterschiede in der Art und Weise, wie Weisheit definiert wird. In der westlichen Kultur wird Weisheit oft als eine Kombination aus Erfahrung, Reflexion und Urteilsvermögen definiert, während sie in anderen Kulturen, wie beispielsweise in einigen afrikanischen Kulturen, eher als Gemeinschaftsverantwortung und soziale Intelligenz angesehen wird (Lehman, et al., 2009).
Welche gesellschaftlichen Auswirkungen könnte die Geringschätzung der Weisheit im westlichen Kulturkreis haben?
Die Geringschätzung der Weisheit im westlichen Kulturkreis könnte mehrere gesellschaftliche Auswirkungen haben, von der Verzerrung der Prioritäten bis hin zu mangelndem sozialem Zusammenhalt. Hier sind einige mögliche Auswirkungen:
- Mangel an Weisheitsorientierung in Bildung und Erziehung: Eine Gesellschaft, die Weisheit nicht wertschätzt, könnte Bildungssysteme haben, die sich mehr auf die Vermittlung von Fachwissen und praktischen Fähigkeiten konzentrieren, anstatt auf die Entwicklung von Fähigkeiten wie Reflexion, Empathie und moralischer Urteilsfähigkeit, die für die Weisheit notwendig sind. Dies könnte dazu führen, dass die Gesellschaft in Bezug auf Weisheit unterentwickelt bleibt. Eine Studie von Lapsley und Narvaez (2006) argumentiert beispielsweise, dass das amerikanische Bildungssystem sich zu sehr auf Leistung und Prüfungen konzentriert und die Entwicklung von moralischer Urteilsfähigkeit und Weisheit vernachlässigt.
- Verzerrung der Prioritäten und des Lebensstils: Eine Gesellschaft, die Weisheit nicht wertschätzt, könnte dazu neigen, ihre Prioritäten auf materielle Werte wie Reichtum, Macht und Konsum zu setzen, anstatt auf moralische Werte wie Mitgefühl, Gerechtigkeit und Weisheit. Dies könnte zu einem Lebensstil führen, der oberflächlich und unerfüllt ist, da er nicht auf Weisheit und moralischen Werten basiert. Eine Studie von Sternberg (1998) argumentiert beispielsweise, dass die amerikanische Gesellschaft zu sehr auf Konsum und materielle Werte fixiert ist und die Werte der Weisheit und des Gemeinwohls vernachlässigt.
- Mangelnder sozialer Zusammenhalt: Eine Gesellschaft, die Weisheit nicht wertschätzt, könnte auch dazu neigen, eine individualistische Kultur zu fördern, die darauf abzielt, individuelle Wünsche und Bedürfnisse zu befriedigen, anstatt auf die Bedürfnisse der Gemeinschaft zu achten. Dies könnte zu einem Mangel an sozialem Zusammenhalt führen, da die Menschen weniger bereit sein könnten, sich für das Wohl der Gemeinschaft einzusetzen. Eine Studie von Ardelt (2015) argumentiert beispielsweise, dass die Förderung von Weisheit in der Gesellschaft dazu beitragen könnte, den sozialen Zusammenhalt zu verbessern, da Weisheit die Fähigkeit fördert, über die eigenen Interessen hinauszublicken und sich für das Wohl der Gemeinschaft einzusetzen.
Können Mitteilungsversuche zu Weisheit den Empfängern wie Torheit erscheinen?
Es ist möglich, dass Mitteilungsversuche zu Weisheit den Empfängern wie Torheit erscheinen können. Dazu nachfolgend einige Forschungsergebnisse.
Ardelt (2004) argumentiert, dass Weisheit ein Expertenwissen darstellt, das auf Erfahrung und Reflexion basiert, und dass die Vermittlung von Weisheit daher schwierig sein kann, da sie nicht einfach durch Lehrbücher oder Vorträge vermittelt werden kann.
Eine Studie von Baltes und Staudinger (2000) zeigt, dass es schwierig sein kann, Weisheit anderen Menschen beizubringen, weil sie eine „persönliche“ Eigenschaft ist, die auf langjähriger Erfahrung und individueller Reflexion basiert. Weisheit kann nicht einfach durch formale Bildung erworben werden, sondern erfordert ein hohes Maß an Selbsterkenntnis und Selbstreflexion.
Grossmann und Kross (2010) argumentieren, dass die kulturelle Perspektive Einfluss darauf hat, wie Weisheit definiert und geschätzt wird, was die Vermittlung von Weisheit schwierig machen kann, wenn Weisheitslehrer und Empfänger aus unterschiedlichen kulturellen Hintergründen kommen. Weisheit steht demnach oft im Widerspruch zu den vorherrschenden Werten und Überzeugungen in der Gesellschaft steht. Sie kann dadurch als „unrealistisch“ oder „utopisch“ betrachtet werden, was die Akzeptanz und Anwendung von Weisheit erschwert.
Jeste und Vahia (2008) untersuchten, wie Weisheit in der alten indischen Literatur definiert wird und wie sich diese Definition von modernen Ansichten unterscheidet. Diese Unterschiede können dazu führen, dass die Vermittlung von Weisheit zwischen unterschiedlichen Kulturen schwierig ist.
Ein weiteres Problem bei der Vermittlung von Weisheit ist die Tatsache, dass sie oft in Form von Geschichten, Parabeln oder Metaphern dargestellt wird, die auf persönlicher Erfahrung und subjektivem Urteilsvermögen basieren. Eine Studie von Ardelt (2003) ergab, dass diese Art der Kommunikation ein Hindernis für die Vermittlung von Weisheit sein kann, da die Empfänger die Geschichte möglicherweise unterschiedlich interpretieren und dadurch die Lehre der Weisheit verfehlen.
Quellenverzeichnis
Ardelt, M. (2003). Empirical assessment of a three-dimensional wisdom scale. Research on aging, 25(3), 275-324.
Ardelt, M. (2004). Wisdom as expert knowledge system: A critical review of a contemporary operationalization of an ancient concept. Human Development, 47(5), 257-285.
Ardelt, M. (2015). How wise people cope with crises and obstacles in life. ReVision, 37(3), 7-16.
Baltes, P. B., & Staudinger, U. M. (2000). Wisdom: A metaheuristic (pragmatic) to orchestrate mind and virtue toward excellence. American Psychologist, 55(1), 122-136.
Grossmann, I., & Kross, E. (2010). The impact of culture on adaptive versus maladaptive self-reflection. Psychological Science, 21(8), 1150-1157.
Grossmann, I., Na, J., Varnum, M. E. W., Park, D. C., Kitayama, S., & Nisbett, R. E. (2013). Reasoning about social conflicts improves into old age. Proceedings of the National Academy of Sciences, 110(41), 16,414-16,419.
Jeste, D. V., & Vahia, I. V. (2008). Comparison of the conceptualization of wisdom in ancient Indian literature with modern views: Focus on the Bhagavad Gita. Psychiatry, 71(3), 197-209.
Lapsley, D. K., & Narvaez, D. (2006). A social-cognitive approach to the moral personality. In M. Killen & J. G. Smetana (Eds.), Handbook of Moral Development (pp. 551-579). Mahwah, NJ: Lawrence Erlbaum Associates.
Lehman, D. R., Chiu, C. Y., & Schaller, M. (2009). Psychology and culture. Annual review of psychology, 60, 533-557.
Löckenhoff, C. E., & Carstensen, L. L. (2004). Socioemotional selectivity theory, aging, and health: The increasingly delicate balance between regulating emotions and making tough choices. Journal of personality, 72(6), 1395-1424.
Sternberg, R. J. (1998). Love is a story: A new theory of relationships. Oxford University Press.