Liest man Wolf-Ulrich Cropps Schilderungen über West- und Zentralafrika, so hat man regelmäßig das Gefühl, mit ihm dort zu sein. Und regelmäßig fühlt man, dass man gar nicht dort sein möchte. Und dann doch wieder. Die schon häufig in der Literatur offenbar gewordene Widersprüchlichkeit dieses Kontinents fordert somit auch in diesem sehr gelungenen Reisebuch »Dschungelfieber und Wüstenkoller« ihren Tribut.
Verlagstext: Als kleiner Junge lernt Wolf-Ulrich Cropp bei seinem Großvater den ›Urwalddoktor‹ Albert Schweitzer kennen. Der Wunsch, dessen Hospital in Lambaréné zu besuchen, ist der Anlass für eine große Reise. Das neue DuMont Reiseabenteuer Dschungelfieber und Wüstenkoller von Wolf-Ulrich Cropp ist ein faszinierendes Buch über West- und Zentralafrika: Der Autor reist von Gabun in den Urwald des Kongobeckens, geht mit Pygmäen sammeln und jagen, beobachtet Elefanten und Gorillas aus nächster Nähe und erfährt Erstaunliches über unsere nächsten Verwandten, die Bonobos. Eine Pirogenfahrt auf dem Kongo bringt ihn ins dunkle Herz Afrikas, wo er mit Kindersoldaten konfrontiert wird. In N’Djamena schließt er sich einer Expedition an, die die kaum erforschte Wüste des Nord-Tschad erkunden soll. Die Sorge reist auf der Tour durch das Rebellengebiet ständig mit. Die Region könnte gegensätzlicher nicht sein: Hier brodelnde Metropolen, in denen die Menschen bis heute einer Geister- und Dämonenwelt ergeben sind, dort fiebriger Dschungel mit unberechenbarer Urnatur oder die Einsamkeit der Wüste unter sengender Sonne.
Gabun, Kamerun, Zentralafrikanische Republik, Kongo, Tschad. Das sind die Länder, in welche man von Wolf-Ulrich Cropp mitgenommen wird. Rasch wird dabei klar, dass der Autor nicht als risikoscheu einzustufen ist, jedoch sein reicher Erfahrungsschatz als Weltreisender ihn die in Kauf genommenen Risiken genau abwägen lässt, nicht selten mithilfe einer sicherlich gut informierten Intuition.
Da liegst du im Dschungelhospital und verlierst dein Augenlicht. Keine gute Vorstellung! Wahrscheinlich hat eine Stechmücke ihre Eier abgelegt, und in ein paar Stunden kannst du schlüpfende Maden bestaunen. Fadenwürmer, Flussblindheit, Trachom spuken mir im Kopf herum. Ich neige bestimmt nicht zur Hysterie, doch mit Augen, brennend wie glühende Kohlen, die wenig sehen, gerät man ins Grübeln.
Lamabaréné / Seite 55
Cropp scheint eine gesunde Portion Gleichmut innezuwohnen und das ist wohl auch erforderlich, wenn man sich auf eine Reise wie diese begibt. In einigen Situationen kommt er dennoch so nah an seine Grenzen, dass sie ihm abhanden kommt, woraus er kein Geheimnis macht. Das verleiht dem Buch eine wohltuende Authentizität.
Neben den eindrücklich nachempfindbaren Schilderungen der vielen Erlebnisse im Zuge dieser Reise, offeriert Wolf-Ulrich Cropp wiederholt gut recherchierte Hintergrundinformationen, die man dankbar annimmt.
Mehr als einmal begreift man noch ein gutes Stück besser, wie viel Unheil Nichtafrikaner nach Afrika einführten, ja immer noch einführen, im in unserer erstweltlichen Eigenwahrnehmung so gern als federführend aufgeklärt erscheinenden 21. Jahrhundert.
Zugleich importierten Nichtafrikaner aber auch viel Gutes, was zu einer Widersprüchlichkeit führt, die derer Afrikas in Summe um nichts nachsteht. Auch das verdeutlicht Cropp, während er von seiner Achterbahnfahrt durch die Mitte dieses schrecklich schönen Kontinents berichtet.
Wie leichtsinnig, als verweichlichter Stadtonkel mit Pygmäen durch den Dschungel zu rennen! […] Die Herren des Waldes sind wahrscheinlich längst weitergezogen. […] Der Durst wird quälend. Im triefend nassen Regenwald verdursten. Wie paradox. Ich suche Wasserlianen. […] Mit Macht und Stärke der Natur konfrontiert, ist längt klar: Ich habe mich völlig verlaufen. Doch seltsamerweise werde ich gelassen, mehr noch, Lethargie lässt mich das Vorhandensein von Leben und Tod teilnahmslos ertragen. […] Panikattacken lassen mich erneut Namen in den Wald brüllen.
Aufbruch in den wilden Osten / Seite 194 + 195
Besonders hervorzuheben ist der Aufenthalt im Jagdlager eines Pygmäenstamms, eine Erfahrung, die bislang nicht viele andere Menschen gemacht haben und die man sich als Leser dank Wolf-Ulrich Cropp ein gutes Stück weit aneignen kann.
Ansonsten soll über die konkreten Reiseerlebnisse des Weltreisenden hier und jetzt der Mantel des Schweigens gelegt werden, denn es würde ohnehin ein von vornherein gescheiterter Versuch sein, diese hier sinnstiftend und auch nur annähernd so lebendig wiederzugeben.
Salzkarawane im Ennedi (Tschad)
Fazit: Wem Geld oder Zeit für abenteuerliche Fernreisen fehlen oder wessen Interesse an West- und Zentralafrika ob der Gefährlichkeit dieser Region nur aus der Distanz groß ist, findet in Wolf-Ulrich Cropps »Dschungelfieber und Wüstenkoller« eine vortreffliche Möglichkeit, diesen Teil der Welt ein gutes Stück weit kennenzulernen. Doch auch für alle anderen Menschen ist diese auch in das Herz der Finsternis führende Reise eine durch lesen vollzogene Reisebegleitung wert. Man verlässt dieses Buch ein deutlich wahrnehmbares Stück reicher als man es betreten hat.
Seit 14. August ist das Buch »Im Schatten des Löwen: Namibia, Botswana, Simbabwe – Von Horizont zu Horizon« (ISBN 978-3770182954), in dem Wolf-Ulrich Cropp von weiteren Afrika-Erlebnissen erzählt, überall erhältlich. Dieses Buch ist wieder als Teil der Reihe DuMont Reiseabenteuer im DuMont Verlag erschienen.
Wolf-Ulrich Cropps Reisebericht »Dschungelfieber und Wüstenkoller« ist im August 2015 für EUR 14,99 in der Reihe DuMont Reiseabenteuer im DuMont Verlag erschienen – Taschenbuch, 401 Seiten, ISBN 978-3770182688.
Über den Autor: Wolf-Ulrich Cropp lernte schon als Manager von Unternehmen im In- und Ausland alle Kontinente kennen. Nebenher schrieb er Bücher und zahlreiche fachkundliche Abhandlungen. Seit 1997 widmet er sich ganz dem Reisen und Schreiben. Über seine Erfahrungen und Erlebnisse hat er zahlreiche Bücher, darunter auch Bestseller, geschrieben. Wolf-Ulrich Cropp ist Vorstandsmitglied der Hamburger Autorenvereinigung e. V. und Mitglied im Verband Deutscher Schriftsteller.
Anders Balari, 17. August 2018
Links:
Die Fotos, die für diesen Artikel verwendet wurden, hat uns Wolf-Ulrich Cropp freundlicherweise für die Veröffentlichung zur Verfügung gestellt.
Einen 8-minütigen Ausschnitt aus »Dschungelfieber und Wüstenkoller« vom Autor selbst gelesen, finden Sie hier.
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