Matthias Teuts Roman »Erellgorh – Geheime Mächte« ist der erste Teil einer High Fantasy Saga, die in einer über einen Zeitraum von 20 Jahren entwickelten Welt angesiedelt ist. Der Roman überzeugt mit lebendigen Charakteren, frischen Ideen und einer starken, verdichteten Erzählweise.
Handlung (dem Verlagstext entnommen): Seit dem großen Krieg leben die Völker von Jukahbajahn – Menschen, Zwerge und das Sumpfvolk der Urda – in Frieden. Die Elben und ihre mächtige Stadt Erellgorh sind nur noch ein Mythos, verborgen im magischen Dunst des Nebelsees.
Da wird der junge Heiler Atharu von seiner sterbenden Urmutter auf eine Reise geschickt. Ein sonderbarer Brief zwingt die Küchenmagd Selana zum Aufbruch. Und der Straßendieb Pitu muss wieder einmal vor seinen Verfolgern fliehen. Sie alle machen sich auf ins Ungewisse. Ihre Welt steht Kopf. Doch noch ahnen sie nicht, welche Bedrohung am Horizont lauert – und welche Rolle die Elben von Erellgorh ihnen zugedacht haben.
Rund um das Erscheinen des zweiten Teils der Erellgorh-Saga von Mathias Teut ist es ein guter Zeitpunkt, noch einmal einen Blick auf den ersten Teil zu werfen.
Anders als sonst üblich, erzählt Teut die Heldenreise der drei Protagonisten stark verdichtet. Dies ist positiv zu werten, in einer gefühlt immer schnelllebigeren Zeit, welche dazu zwingt, mit einer steigenden Anzahl von Aufgaben zu jonglieren. So sind die Kapitel kurz und der Erzählstrang wechselt konsequent zwischen den drei Hauptpersonen. Als besonders gelungen fallen dabei die Cliffhanger auf, die sich jeweils am Ende des Kapitels finden.
Im Gespräch mit dem Autor stellte sich heraus, dass es Leser gibt, die ob der damit geschickt aufgebauten Spannung auch schon mal die beiden Folgekapitel vorerst überspringen, um sofort zu erfahren, wie es mit der sich gerade im Fokus befindlichen Person weitergeht. Davon ist allerdings abzuraten, weil die Handlung sich trotz der Dreiteilung teilweise nur dann als nachvollziehbar zeigt, wenn man die Kapitel der Reihe nach liest, so wie das bei einem Roman ja auch üblich ist.
Insgesamt erinnert die Erzählstrategie Teuts an die Dramaturgie von Fernsehserien, die vor einer Werbepause oder am Ende einer Episode oftmals auch auf Cliffhanger setzen – bei der Lektüre von Erellgorh hat man als Leser aber den entscheidenden Vorteil, dass keine Werbeeinschaltungen einem Kapitelende folgen und man auch nicht eine Woche warten muss, um zu erfahren, wie sich die brisanten Situationen auflösen.
Trotz der hohen Verdichtung entwickelt Erellgorh im Kopf des Lesers sehr rasch eine dem Genre der High Fantasy angemessene und stimmige Atmosphäre. Dies ist vielleicht darauf zurückzuführen, dass Mathias Teut seine Fantasiewelt über einen Zeitraum von knapp 20 Jahren entwickelte und es ihm gelang, daraus eine Essenz herauszuarbeiten, die mittelbar mehr zu transportieren vermag als dies andere Autoren mitunter bei einer vielfachen Seitenanzahl schaffen. Dabei werden die Protagonisten ebenso spielerisch leicht lebendig wie ihre Sidekicks und sonstige Nebencharaktere.
Besonders auffallend ist, dass es keine Orks oder sonstige bereits per Definition böse Gruppierung gibt, sondern in Form der sogenannten Gellwicks für diese Rolle Menschen eingeführt werden, die wegen ihrer Devianz aus der Gesellschaft ausgeschlossen wurden. Diese zumindest implizite Differenziertheit ist ebenso erfrischend wie der im Vergleich zu üblicher High Fantasy stark ausgeprägte Stellenwert der Magie, deren Natur teilweise daran erinnert, was Wilhelm Reich einst über seine Erkenntnisse zur Lebensenergie berichtete.
Neben der Spannung fallen der gut dosierte, großteils subtile Humor sowie eine für dieses Genre aus meiner Sicht auch wünschenswerte Weisheit auf. Beides äußert sich hauptsächlich in den Dialogen, die insgesamt sehr gelungen sind und die Charakterisierung des Personals in starkem Maße befördern und tragen.
Die Sprache Teuts ist weitgehend angemessen unspektakulär und leicht zugänglich, ziemlich genau so würde die Saga das Ohr des Zuhörers erreichen, säße er an einem Lagerfeuer und würde einem reisenden Erzähler lauschen, statt in einem vermutlich sehr anderen Umfeld in einem Buch zu lesen.
Fazit: Auch wenn ich Fantasy nicht allzu häufig lese und dies die folgende Aussage natürlich einschränkt, ist Matthias Teuts »Erellgorh – Geheime Mächte« für mich die beste High Fantasy, die ich seit der Drachenbeinthron-Saga von Tad Williams gelesen habe. Mich hätte es in der Rückschau nicht verwundert, wenn ich auf dem Umschlag „Klett-Cotta“ gelesen hätte. Daher ergibt dies eine klare Leseempfehlung und werde ich mir den am 1. März erschienenen zweiten Teil »Erellgorh – Geheime Wege« sofort besorgen.
Anders Balari, 14. Februar 2017
Matthias Teuts Fantasyroman »Geheime Mächte« Band 1 der Erellgorh-Trilogie ist im Juni 2016 (2. Auflage: März 2017) mit Illustrationen von Sören Meding o, DichtFest Verlag erschienen – 460 Seiten, EUR 12,95, ISBN 978-3946937005.
Hier der Trailer zu »Erellgorh – Geheime Mächte«:
Hier der Trailer zu »Erellgorh – Geheime Wege«:
Über den Autor: Matthias Teut begann seine berufliche Laufbahn im Gesundheitsbereich. Nach seinem Abitur auf dem zweiten Bildungsweg und Studiensemestern u.a. in Soziologie und Pädagogik arbeitete er als Führungskraft im Projektmanagement und Vertrieb. Bereits in jungen Jahren schrieb er Gedichte und Liedtexte, seit einigen Jahren Kurzprosa und High Fantasy. Im Juni 2016 veröffentlichte er seinen ersten Roman »Erellgorh – Geheime Mächte« als Selfpublisher, dem im März 2017 der zweite Band »Erellgorh – Geheime Wege« folgt.
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