22. August 2014 im kleinen Hoftheater Hamburg: Die Premiere von Kerry Renards Komödie „Ganze Kerle“ überzeugte in jeglicher Hinsicht. Der Lohn für die durchweg wunderbar besetzten und vor Spielfreude sprühenden Darsteller war begeisterter Applaus.
Inhalt: Als die Paketboten Sam, Paul, George und Manuel erfahren, dass die Tochter ihres Chefs nur durch eine äußerst kostspielige Operation vor dem Erblinden bewahrt werden kann, schmieden sie einen Plan: Mit einer Wohltätigkeits-Travestie-Show wollen sie das Geld für die Operation sammeln. Was sich einfach anhört, wird zu harter Arbeit für die vier, denn sie sind ja „Ganze Kerle“, oder nicht? Das Stück endet schließlich aber doch mit einem glanzvollen Auftritt in glitzernden Kostümen.Ein erster Versuch (v.l. Jens Raygrotzki, Jan Holtappels, Ulf Albrecht, Andreas Püst). Foto: Anders Balari
Die Handlung ist nicht neu und nicht sehr ergiebig, aber was Regisseurin Petra Behrsing und die Darsteller daraus gemacht haben, ist wahrlich ein Feuerwerk an Lachsalven. Es ist natürlich unendlich komisch, wenn Männer vergeblich versuchen, in Stöckelschuhen zu gehen. Aber was hier gelingt, ist ein Witz, der nicht zu Ausgrenzung führt, da er nicht auf Kosten einer Gruppe und auch nicht unter die Gürtellinie geht. Ich habe über diese „Ganzen Kerle“ herzlich gelacht, aber sie doch von Anfang an ins Herz geschlossen, denn ihre unterschiedlichen Charaktere mit ihren Schwächen und Sehnsüchten sind unendlich liebenswert.
Ralf Janz als von Geldsorgen geplagter Chef Mr. Collins wirkte wunderbar unsympathisch und konnte am Ende dann so richtig zeigen, wie viel komödiantisches Talent in ihm steckt. Großartig!Ines Hubert als „spießige“ Mutter von Sam konnte hier alles geben und ist herrlich energisch und energiegeladen. Die verschiedenen Talente von Jens Raygrotzki, Andreas Püst, Jan Holtappels und Ulf Albrecht wurden voll genutzt und die vier Männer ziehen wirklich alle Register und gehen richtig in ihren Rollen auf. Eine Freude, ihnen zuzuschauen! Da jeder so perfekt in seine Rolle passte und sie mit solch wahrem Leben füllte, lässt sich niemand hervorheben. Alle vier waren einfach umwerfend!
Die Tanzeinlagen (nicht wenige) waren ein Stück harte Arbeit für alle Darsteller und auch für die Choreographin Natalie Renken: Die vier Kerle sollte sie für dieses erste Stück nach der Sommerpause zu guten Tänzern machen, die mehr als eine Nummer souverän bringen? Hut ab! Es ist gelungen! Fotos der Travestie-Show bringe ich hier wegen Spoiler-Gefahr nicht, aber ich muss sagen, wie beeindruckt ich von den tollen Auftritten bin. Es werden bekannte Stars und ihre Darbietungen nachgestellt und es stimmt jede Geste der feschen Damen.
Fazit: Was erwarte ich von einer Komödie? Sie soll mich gut unterhalten, mir Spaß machen, mich zum Lachen bringen und mich mit einem beschwingten Gefühl nach Hause entlassen. All das und noch viel mehr hat „Ganze Kerle“ zu bieten. In kleinen, feinen Momenten regt das Stück zum Nachdenken an, es berührt und beflügelt zu mehr Toleranz unseren Mitmenschen gegenüber. Hier ist etwas Wunderbares gelungen! Ein Fest! 5 Sterne für diese Turbo-Komödie!A. Baschelke, 29. August 2014
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„Ganze Kerle“ wird im kleinen Hoftheater noch bis 28. September 2014 jeweils freitags und samstags um 20 Uhr sowie sonntags um 16 Uhr gezeigt. Nähere Informationen finden Sie auf der Seite des kleinen Hoftheaters.
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