17. Mai 2014 im Theater in der Washingtonallee: „Frida Kahlo – Viva La Vida“ – wieder einmal ein fantastisches Schauspielsolo von und mit Angelika Landwehr
Seit 2011 haben wir wiederholt intensive und wunderbar in Erinnerung bleibende Aufführungen im Theater in der Washingtonallee erleben dürfen (weitere Artikel dazu im Archiv hier auf unserer Website) und auch mit der Wiederaufnahme ihres Schauspielsolos über das Schaffen und vor allem Sein der außergewöhnlichen Malerin Frida Kahlo konnte Angelika Landwehr uns nun überzeugen. Kreativ bis unter die Haarwurzeln, politisch, rebellisch, unabhängig und leidenschaftlich war diese Frida Kahlo. Eine Frau, die nie aufgegeben hat, die durch ihre Bilder ihren Schmerz los- und in die Welt freilassen konnte.
Angelika Landwehrs starke Authentizität ließ die berühmte mexikanische Malerin für rund eine Stunde wieder lebendig werden. Abermals war es gerade die fehlende Distanz des Zimmertheaters, die den Atem raubte und an den Lippen der Darstellerin hängen ließ, weil Theater kaum intensiver und intimer sein kann. Wenn Frida Kahlo so ohne Selbstmitleid, aber mit einer verständlichen Portion Bitterkeit von den vielen furchtbaren Schicksalsschlägen ihres Lebens berichtet, von denen schon ein einziger fast jeden Menschen zerbrochen hätte, dann hält es einen kaum noch auf dem Stuhl, dann möchte man aufspringen und sie in die Arme nehmen.
Den Theaterbesucher erwarten keine im klassischen Sinne szenisch aufbereiteten besonderen Ereignisse aus dem Leben Frida Kahlos, sondern vor allem ein intensives Erleben auf der Gefühlsebene, ein tiefer, intimer Einblick in ihre Seele, transportiert durch verdichtete Alltagsschnitzel und abstrahierende Bilder. Darin geschickt verwoben finden sich Schlüsselerlebnisse der Malerin, deren Kenntnis dem Erleben des Theaterbesuchers eine Ebene des rationalen Verstehens hinzufügt, ohne die der Zugang zum dargebotenen Innersten Vielen wohl versperrt bliebe. Fast augenblicklich sind wir vor Liebe und Bewunderung zu dieser ungewöhnlich starken und selbstbewussten Frau entflammt und eben dies ist die Ähnlichkeit der hier zu einem Wesen verschmelzenden Persönlichkeiten, das ist es, was wir an Angelika Landwehr und den von ihr verkörperten Menschen so schätzen.
So trifft es uns auch wirklich hart, zu hören, dass die Schauspielerin, die 15 Jahre das Theater in der Washingtonallee geleitet und damit die Hamburger Theaterlandschaft um einen in dieser Form in Hamburg einzigartigen Aspekt bereichert hat, im August diesen Jahres nach Griechenland ziehen wird.
Kinderlähmung und ein Busunglück zwangen die Künstlerin, ihr halbes Leben liegend zu verbringen. Foto: Anders Balari
„Frida Kahlo – Viva La Vida“ wird daher vorerst das letzte Stück sein, in dem die Ausnahmeschauspielerin zu sehen ist. Eine Open Air Aufführung (hinter dem Theater) von Shakespeares Sommernachtstraum wird unter der Regie von Angelika Landwehr im Juli (Premiere Fr 04.07., weitere Vorstellungen Sa 05.07., Do 10.07., Fr 11.07., Sa 12.07., jeweils um 21:30 Uhr) den großartigen Abschluss bilden. Als Darsteller agieren dann die Teilnehmer von Angelika Landwehrs diesjährigem Theaterkurs.
Fazit: Wer Angelika Landwehr noch nie im kleinsten Theater Hamburgs erlebt hat, sollte diese letzte Gelegenheit unbedingt nutzen und wer schon dieses besondere Vergnügen hatte, sollte es sich nicht nehmen lassen, Abschied zu nehmen von einer mit ihrer Intensität, Authentizität und Ausstrahlung fesselnden Schauspielerin, von einer Kämpferin für die Kunst und für gesellschaftspolitiklich relevante Themen, für eine Welt, in der keiner die Augen verschließt vor ihren Makeln, sondern vielmehr die Ärmel aufkrempelt und direkt hineingreift, um einen Beitrag zur notwendigen Weiterentwicklung zu leisten. Gehen Sie jetzt ins Theater in der Washingtonallee und lassen sie sich von Frida Kahlo mitreißen, denn „VIVA LA VIDA“!
Laila Mahfouz & Anders Balari, 27. Mai 2014
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„Frida Kahlo – Viva La Vida“ wird im Theater in der Washingtonallee noch bis 21. Juni gezeigt. Nähere Informationen finden Sie auf der Seite des Theaters in der Washingtonallee.
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