18. März 2013 im Übel & Gefährlich: Joey Goebel präsentierte seinen neuen Roman „Ich gegen Osborne“ mit Musik, viel Witz und Energie sowie einem ausdrucksstarken Robert Stadlober an seiner Seite.
Als Vorgeschmack auf das Album "Come fail with me" präsentierte Dr. Lawyer (Joey Goebel) ein paar Songs. Foto: Anders Balari
Nach mehr oder weniger anstrengenden Tagen auf der Leiziger Buchmesse sehnte sich Joey Goebel vermutlich ebenso nach Ruhe und Entspannung wie ich. Der amerikanische Autor, der mit dieser Lesung in Hamburg seine einwöchige Lesereise durch den deutschsprachigen Raum beendete, ließ sich jedoch ebenso wie seine Zuhörer weder von Schnee und Kälte noch von Erschöpfung abhalten, seinen neuen, langerwarteten Roman „Ich gegen Osborne“ im Übel & Gefährlich zu präsentieren.
Mit einer Mini-Gitarre betrat der Ururenkel deutscher Auswanderer die Bühne und schmetterte seinen überraschten Zuhörern als Auftakt ein kritisches Lied für eine bessere Welt entgegen. Sein erstes Album „Come fail with me“ will er 2013/2014 veröffentlichen. Dem Applaus nach zu urteilen, schien das Hamburger Publikum nach diesem Vorgeschmack, bereits Appetit darauf zu entwickeln.
„Ich gegen Osborne“ erzählt auf knapp 430 Seiten einen folgenschweren Tag im Leben des Highschool-Schülers James Weinbach, für den an diesem speziellen Tag nach den Frühlingsferien die Welt zusammenbricht. Der Mikrokosmos der Highschool wird für den immer gut gekleideten Außenseiter James zu einem Alptraum, den er als Ich-Erzähler in gewohnter Goebel-Manier schildert. Gern folgt der Leser den nur scheinbar verrückten Gedankengängen dieses Schöngeistes, der – ebenso wie der Autor selbst – in all seiner altmodischen Höflichkeit seiner Zeit dennoch einen ganzen Sprung voraus ist.
Joey Goebel bekannte im Interview mit Natascha Geier, dass 50 % von ihm selbst auch im Roman zu finden sind.
„I am not alone in being old-fashioned.“
Wirklich erschreckend war Joey Goebels Aussage, dass Leser in den Vereinigten Staaten heute schon als Freaks gelten: „Buying and reading a novel is an act of freakiness!“ Nicht verwunderlich ist daher, dass die Bücher dieses aussergewöhnlichen Autors hierzulande hohe Wellen schlagen, während sie in den USA weitestgehend unbeachtet bleiben. Für den Markt, den ihm sein deutschsprachiges Publikum bietet, bedankte sich Joey Goebel ganz besonders.
Robert Stadlober, der Joey Goebel schon die ganze Woche auf seiner Lesereise durch den deutschsprachigen Raum begleitet hatte, trug die Passagen aus „Ich gegen Osborne“ mit der gleichen Begeisterung vor wie der Autor selbst den Original-Text. Robert Stadlober zeigte nach seiner gelungenen Präsentation bei der Buchpremiere von „Pampa Blues“ (Rolf Lappert) vor einem Jahr einmal mehr sein großes Können und seine ausdrucksstarke wie einfühlsame Verschmelzung mit einem ganz besonderen Protagonisten.
Wie in seinen Vorgängern klingt auch in diesem neuen Roman von Joey Goebel die leise Sehnsucht nach einem anderen Leben in Deutschland an. Der Autor lernt seit einigen Jahren Deutsch, da ihn die Sprache seiner Vorfahren, die er als „brutal but beautiful“ bezeichnet, fasziniert. Wie er berichtete, findet er derzeit allerdings nur noch etwa zwei Minuten am Tag Zeit für diese Leidenschaft, da ihn sein kleiner Sohn Adam voll in Beschlag nimmt. Er kündigte daher augenzwinkernd an, sich in der nächsten Zeit mehr auf das Schreiben von Kurzgeschichten zu verlegen.
„For now I am focussing on short stories!“
Ganz offensichtlich war Natascha Geier Daniel Kehlmanns Roman „Ruhm“ nicht vertraut, denn sie stellte Joey Goebel dieselbe Frage, die laut Kehlmanns Alter Ego, Leo Richter, Autoren immer und überall von jedermann gestellt wird: „Where did you get the idea for the novel?“ An dieser Stelle möchte ich daher eine kleine Entschuldigung für meine Lachsalve einstreuen. Falls die Deutschkenntnisse doch noch nicht ausreichen sollten, möchte ich Joey Goebel die Übersetzung als Lesetipp ans Herz legen – „Fame: A Novel in Nine Episodes“. Für einen Autor mit Humor ist „Ruhm“ sicherlich ein Vergnügen.
Fazit: Ein gelungener Abend mit einem gut gelaunten Autor, der zu jedem Schabernack bereit war. Joey Goebel legt einen neuen faszinierenden Roman vor, der von Robert Stadlober wunderbar gelesen und vom Hamburger Publikum im besonderen Ambiente des Bunkers Feldstraße begeistert aufgenommen wurde.
Laila Mahfouz, 19. März 2013
Links:
Website von Joey Goebel
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