15. Februar 2013 im kleinen Hoftheater: Friederike Welteke ist ihres Mannes schon nach zwei Ehejahren überdrüssig. Was kann er tun, um ihre Neugier für ihn erneut zu wecken? Hermine, die Frau seines besten Freundes Hans, fühlt sich von ihrem Mann hintergangen und beschließt die gelangweilten Partner eifersüchtig zu machen. Was dabei herauskommt, sehen Sie in „Der Mustergatte“.
Friederike ist seit zwei Jahren mit Willi Welteke verheiratete und kommt mehr und mehr zu dem Schluss, dass zwei Jahre genug sind. Da Willi nur Augen für sie zu haben scheint und am liebsten seine Abende zu Hause verbringt, interessieren sich auch andere Frauen nicht für ihn, was ihn in Friederikes Augen unattraktiv macht. Als ihr früherer Galan Ferdinand Eggers wieder auf der Bildfläche erscheint und sie stürmisch umwirbt, verlangt Friederike von Willi die Scheidung. Der völlig aus der Bahn geworfene Ehegatte versucht erfolglos seine Frau umzustimmen, die eine Opern-Einladung Ferdinand Eggers‘ annimmt.
Willis bester Freund Hans Raveling rät dem Unglücklichen, seine Frau auch manchmal im Ungewissen zu lassen. Willi solle sich auch mit anderen Frauen amüsieren und Friederike erzählen, er nehme nur ein Dampfbad oder Ähnliches. Bei seiner Frau Hermine würde dieses Verhalten stets ihre Neugier wachhalten, so Hans. Willi hält nichts von dem Plan, doch als Hermine den vermeintlichen Ehebrecher zur Rede stellen will, erfährt sie durch Willis Unbedarfheit von dem falschen Spiel ihres Mannes. Hermine beschließt etwas zu unternehmen! Während Hans sich in seiner „Loge“ amüsiert und Friederike mit Ferdinand Eggers einen schönen Abend verbringt, bereiten sich Willi und Hermine darauf vor, von ihren Ehepartners in flagranti ertappt zu werden.
„Kompromittieren Sie mich!“
Doch die Stunden des Wartens werden zu einer Ewigkeit, die Hermine und Willi sich schließlich mit sehr ungewohntem Alkoholkonsum verkürzen wollen. Aus dem einen geplanten Cocktail wird am Ende ein Gelage, welches die beiden schon bald völlig ausser Gefecht setzt. Was passiert, als die vermeintlich Betrogenen heimkehren und ihre Partner in sehr fragwürdigem Zustand vorfinden, soll hier nicht verraten werden.
„Ist es Ihnen schon zu Kopf gestiegen?“
„Nein, aber es ist auf dem Weg dorthin!“
Das bis in die Nebenrollen perfekt besetzte Bühnenstück bereitete dem Premierenpublikum am Freitag sichtliches Vergnügen, was dieses mit vielen Vorhängen am Ende des Abends quittierte. Allen voran gelang es dem Perfektionisten Lars Ceglecki hervorragend, in die Rolle des pedantischen Willi Welteke zu schlüpfen. Da stimmte jede Geste, war die Körpersprache allein schon den Besuch im Theater wert. Auch Sonja Hebestadt, die im vergangenen Jahr noch als Wirtin des Weissen Rössls glänzte, konnte als Hermine Raveling überzeugen und damit eine ganze andere Seite ihres schauspielerischen Talents beweisen. Sehr stark war auch Claudia Bahr in der Rolle der gelangweilten Friederike Welteke, deren Wandlung sich glaubhaft und gefühlvoll vollzog. Der „draufgängerische“ jedoch stets um seine Hermine besorgte Hans Raveling wurde von Marc Felske ebenso stimmig verkörpert wie der charmante Ferdinand Eggers von Ulrich Allroggen. Als Sahnehäubchen tritt Anna Suwald als entzückendes Dienstmädchen Luise auf und bringt stets ein wenig Ordnung in das chaotische Durcheinander im Leben der anderen.
Lars Cegleckis Darstellung des aus allen Wolken fallenden Ehemanns, seine tiefe Betroffenheit, die spätere wilde Entladung der aufgestauten Gefühle und seine bis ins Detail perfekte Körperhaltung sind wirklich ein feines Stück schauspielerischen Handwerks. Das ganze Besäufnis von Willi und Hermine wird von Lars Ceglecki und Sonja Hebestadt so authentisch und Lachmuskel quälend vorgeführt, dass ich es mir gern noch ein zweites Mal anschauen würde. Beeindruckt hat mich auch das bis ins Detail perfekt abgestimmte Bühnenbild von Jörg-Michael Müller.
Fazit: Das unter der Regie von Helmut Hoffmann inszenierte Bühnenstück ist jeden Cent des Eintritts wert. Zur Demonstration empfehle ich, die gesamte Fotostrecke anzuschauen. Die Darsteller geben alles und führen die Zuschauer so mit Leichtigkeit durch einen beschwingten Abend. Wer gern lacht und eine richtig gute Iszenierung einer Komödie live erleben will, sollte sich „Der Mustergatte“ nicht entgehen lassen!
Info: Der Mustergatte ist eine 1937 von Wolfgang Liebeneiner inszenierte Komödie mit Heinz Rühmann in einer Paraderolle (basierend auf dem 1915 veröffentlichten Schwank „Fair and Warmer“ des englischen Lustspielautors Avery Hopwood – 1882-1928). Der Film wurde am 13. Oktober 1937 in Berlin uraufgeführt und erhielt Jugendverbot. Heinz Rühmann behielt sich die künstlerische Oberleitung gegenüber dem noch nicht allzu regieerfahrenen Wolfgang Liebeneiner vor. Der beliebte Schauspieler wiederholte in diesem Film diejenige Rolle, mit der er bereits auf der Bühne einen überwältigenden Erfolg gefeiert hatte, „ein komödiantischer Evergreen, in dem er rund 2000 Mal auftreten sollte.“ Mit seiner Leistung in der Kinofassung sorgte er dafür, dass Der Mustergatte „zum größten Publikums- und Lacherfolg der Jahre 1937/38 wurde“.
Laila Mahfouz, 17. Februar 2013
Links:
„Der Mustergatte“ wird im kleinen Hoftheater noch bis 17. März 2013 jeweils um 20 Uhr (sonntags um 16 Uhr) gezeigt. Nähere Informationen finden Sie auf der Seite des kleine Hoftheaters.
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Hier geht es zur Fotostrecke des Theaterstücks.
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