Kathleen Weises Jugendthriller „Aschenputtels letzter Tanz“ lässt authenthische Charaktere durch eine wunderbar gruselige Moorlandschaft wandern und nach einem Täter suchen, der nicht so leicht zu durchschauen ist.
Klappentext: Grauer Nebel liegt über dem Moor, als Harpers Cousine Elsa überfallen wird. Ein Aschenputtelzitat – das ist die einzige Spur, die der Täter bei der jungen Tänzerin hinterlassen hat. Während die Polizei fieberhaft nach ihm fahndet, geht die Angst in dem kleinen Städtchen um. Nur Harper will nicht tatenlos abwarten. Sie beginnt Fragen zu stellen und schwebt bald selbst in Gefahr. Denn der Täter hat schon das nächste Opfer im Visier … Nie war das Böse so märchenhaft schön.
Welcher gestörter Mensch überfällt ein Mädchen im Moor, nur um sie zu betäuben und ihr eine Zehe zu entfernen? Warum schweigt das Opfer so hartnäckig und tut so, als wäre ihr nichts Schlimmes geschehen? Wer steckt hinter dem Monster, das Zettel mit Märchenzitaten bei seinen Opfern zurücklässt? Harper muss Antworten auf ihre Fragen finden, die wie Geister in ihrem Kopf herumspuken, seit sie vom Überfall auf ihre Cousine gehört hat.
Harpers Charakter gelingt der Autorin hervorragend, so dass das Mädchen von Anfang an präsent ist und von Seite zu Seite an Format gewinnt. Auch die anderen Jugendlichen sind gelungen, die Erwachsenen bleiben jedoch relativ farblos, was allerdings, mit den Augen junger Menschen betrachtet, durchaus authentisch wirkt. Der Schreibstil ist fesselnd, so dass ich das Buch fast am Stück während einer Bahnfahrt gelesen habe. Auch wenn die Auflösung für empathische und psychologisch hinschauende Leser schon in der Mitte des Buches weitestgehend durchschaubar ist, so schafft es Kathleen Weise einfühlsam und eindringlich, die Sicht der Jugendlichen zu schildern und so auch die Spannung zu halten.
Da ich selbst aus Niedersachsen stamme, erreicht die Beschreibung des Moores schnell mein Herz und lässt mich von einer nebligen und undurchsichtigen Landschaft träumen, in der einfach alles möglich ist. Wie im Buchdeckel zu lesen ist, hat der Moor-Besuch der Autorin in ihrer Kindheit einen so bleibenden Eindruck hinterlassen, dass er sie zu diesem Roman inspiriert hat. Wer könnte es ihr verdenken?
Das Buch ist im Planet Girl, einer Edition des Thienemann Verlags, als Taschenbuch erschienen. Das schöne Cover passt nicht wirklich zur düsteren Handlung, dem gruseligen Moor und den blutigen Überfällen. Die Aufmachung ist dennoch sehr hübsch mit den rot aufgedruckten Rosenranken auf dem Buchschnitt und den schwarzen Rosen auf jeder Seite des Buches.
Fazit: Dies ist meiner Meinung nach ein psychologisch gelungener Thriller für Jugendliche ab 14 Jahren. Kathleen Weise legt ihren Finger behutsam, jedoch unverrückbar auf einige unserer gesellschaftlichen Probleme und Zwänge. Unterhaltsam auch noch für Erwachsene, aber für Menschen, insbesondere Eltern, die an sich Ähnlichkeiten mit den Romanfiguren erkennen können, sicher auch sehr schwere Kost.
Kathleen Weise „Aschenputtels letzter Tanz“, Taschenbuch, 224 Seiten, mit bedrucktem Beschnitt, erschienen beim Thienemann Verlag für EUR 9,95 unter ISBN 978-3522503013.
Kathleen Weise, geboren 1978 in Leipzig, absolvierte ein Studium am Deutschen Literaturinstitut Leipzig mit den Hauptfächern Prosa und Dramatik/Neue Medien. Sie arbeitet als freiberufliche Autorin und Lektorin.
Laila Mahfouz, 4. Januar 2013
Links:
Homepage von Kathleen Weise
Informationen zu „Aschenputtels letzter Tanz“ auf den Seiten des Thienemann Verlags
Informationen zu Laila Mahfouz