11. Mai 2012: Die Verstalter der Reihe „Der Kreis Stormarn liest ein Buch“ entschieden sich in diesem Jahr für den Roman „In Zeiten des abnehmenden Lichts“, der auch das interessierte Publikum in der Kirchengemeinde Hoisbüttel überzeugte
Am 23. April startete das Projekt „Der Kreis Stormarn liest ein Buch“ in Kooperation mit dem Rowohlt-Verlag. Mittelpunkt der bis morgen stattfindenden Veranstaltungsreihe ist Eugen Ruges DDR-Roman „In Zeiten des abnehmenden Lichts“, für den der Autor im Oktober 2011 mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet wurde. Unter der Federführung von Kreiskulturreferentin Dr. Friederike Daugelat, die die Aktion ins Leben gerufen hat, ist ein vielfältiges Programm entstanden, das viele kulturelle Veranstaltungen im Bereich Literatur beinhaltet und an dem sich der Kulturkreis Ammersbek ebenso wie viele Bibliotheken und andere öffentliche Stellen gern beteiligten. Die gut besuchte Lesung fand in den 1975 entstandenen Räumlichkeiten der Kirchengemeinde Hoisbüttel statt. Gelesen wurde im hellen, freundlichen Altarraum der Kirche und in der Halle wurde das Publikum in der Pause mit Wein und Häppchen verpflegt.
Für diesen Abend hat der Ammersbeker Kulturkreis den Schauspieler und Regisseur Lars Ceglecki (u. a. Das kleine Hoftheater Hamburg) eingeladen, der freundlicherweise und überaus gerne für Edgar Bessen eingesprungen ist. Der sympathische Darsteller verstand es bestens, dem charakterstarken und humorvollen Stil des Romans durch seine ausdrucksstarke Stimme Form zu verleihen. Drei Generationen bestimmen die Handlung: die Großeltern Charlotte und Wilhelm, überzeugte Kommunisten, deren Sohn Kurt, der als junger Mann nach Moskau emigrierte, in ein sibirisches Lager verschleppt wurde, doch dann aus dem Ural zurückkommt und schließlich der Enkel Alexander, dem die Wahlheimat der Eltern und Großeltern zu eng wird: Ausgerechnet am 90. Geburtstag des Großvaters wird er in den Westen gehen.
Lars Ceglecki liest verschiedene Teile des Romans, in denen insbesondere Charlotte zu Worte kommt: 1952 als Emigrantin in Mexiko und während der Rückkehr ins geteilte Deutschland, 1961 mitten im neuen sozialistisch geprägten Leben und 1989 zum 90. Geburtstag ihres Mannes Wilhelm, der mit dem vaterländischen Verdienstorden in Gold ausgezeichnet wurde, eine Tatsache, die in Charlotte nur Neid und Unverständnis auslöst. Wilhelm gelingt es sogar, seinen Ehrentag ins absolute Chaos zu verwandeln und Charlotte würde ihn nur allzu gern in ein Heim abschieben. Doch der von ihr befragte Bezirksarzt will „handfeste Fakten“, die sie ihm nicht zu vermitteln weiß, auch wenn Wilhelm nach Charlottes Auffassung den ganzen Tag nur ebensolche fabriziere. „Wenn Wilhelm mal aus dem Haus ist…“ wird zu ihrem täglichen Stoßgebet und doch bleibt ihr größter Wunsch, „einmal die Königin der Nacht blühen zu sehen“, sicher unerfüllt.
Fazit: Ein sprachlich gelungenes Buch voll eindringlicher, wenn auch nicht gerade sympathischer Charaktere, voll Gehässigkeiten und Humor, mit viel Spielfreude vorgetragen von Lars Ceglecki und mit Bedacht und Weitsicht ausgewählt von den Veranstaltern. Vielen Dank für den schönen Abend und hoffentlich bis zum nächsten Jahr.
Laila Mahfouz, 12. Mai 2012
Eugen Ruge „In Zeiten des abnehmenden Lichts“ erschienen im Rowohlt Verlag für EUR 19,95, gebunden, 432 Seiten, unter ISBN 978-3498057862.
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„In Zeiten des abnehmenden Lichts“ beim Rowohlt Verlag
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