Die heutige Uraufführung der plattdeutschen Bühnenfassung »De Mann in’n Stroom« zu Siegfried Lenz‘ Roman »Der Mann im Strom« wird mit Till Huster unter der Regie von Murat Yeginer noch bis zum 9. November 2018 im Ohnsorg Theater gespielt. Lassen Sie sich überraschen, wie das beliebte Theater die Tauchgänge dieser urhamburgischen Geschichte auf die Bühne bringt.
Inhalt: Hinrichs (Till Huster) muss seine Tochter Lena (Karina Rudi) und seinen Sohn Timm allein versorgen, aber für seinen Beruf als Taucher ist er nun zu alt geworden. Aus Verzweiflung fälscht er seine Arbeitspapiere und macht sich jünger, um wieder arbeiten zu können. Bald darauf wird er bei der Firma von Egon Iversen (Horst Arenthold) als Taucher eingestellt. Die Ladung von im Krieg versenkten Schiffen soll geborgen werden – eine anstrengende und gefährliche Arbeit, die aber gut bezahlt wird. Leider wird Manfred (Vasilios Zavrakis), der Vater von Lenas ungeborenem Kind, immer mehr zum Problem, denn Hinrichs behält mit dem schlechten Eindruck, den der junge Mann auf ihn gemacht hat, leider recht: Manfred gerät immer mehr auf die schiefe Bahn. Zum Glück ist Hinrichs Kollege und Freund Kuddl (Oskar Ketelhut) zur rechten Zeit zur Stelle, als die Dinge zu eskalieren drohen, sonst sähe es schlecht aus für die kleine Familie…
Mit »Der Mann im Strom« hat Siegfried Lenz 1957 einen weiteren sozialkritischen Roman veröffentlicht. In seiner berührenden Geschichte erzählt er vom Hamburg der Nachkriegszeit und von Menschen, die mit allen Mitteln zu überleben versuchen. Doch der Neuanfang ist besonders schwer, wenn „Mann“ schon bald zum alten Eisen gezählt wird. Mit Spannung ist zu verfolgen, ob Hinrichs mit seinem Altersschwindel durchkommt und ob er sich mit seinen Tauchgängen nicht doch zu viel zumutet.
Heute sind auch in Deutschland immer mehr Menschen von Altersarmut bedroht, denn ab einem gewissen Alter ist kaum noch ein Arbeitsplatz zu finden. Doch aufgrund der Rentenreform sollen die Deutschen wieder länger arbeiten. In dem Artikel »Die Rückkehr der Grauhaarigen« berichtete der Spiegel 2017 über die Situation am Arbeitsmarkt.
Sicherlich hat so mancher Arbeitslose, ebenso wie Hinrichs, schon einmal darüber nachgedacht, dass er bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt hätte, wenn er sich auf dem Papier etwas jünger machen könnte…
Schon 1958, ein Jahr nach Erscheinen des Romans von Siegfried Lenz, spielte Hans Albers die Titelrolle in Eugen Yorks Verfilmung von »Der Mann im Strom«. Jan Fedder, wie Hans Albers ein Hamburger Urgestein, tauchte in der sanft modernisierten Fernseh-Fassung von 2006 ebenfalls nach Wracks und erhielt dafür den Deutschen Fernsehpreis als Bester Darsteller.
Nun wird der Bremer Schauspieler Till Huster der neue Mann im Strom in der plattdeutschen Bühnenfassung »De Mann in’n Stroom« sein. In die Fußstapfen der beiden beliebten Schauspieler, Hans Albers und Jan Fedder, zu treten, empfindet Till Huster als Auszeichnung und freut sich auf seine Rolle.
Neben den gutbesetzten Hauptrollen ist es die Videokunst Carsten Woikes, die diese Aufführung zu einem besonderen Erlebnis macht. Die Tauchgänge werden auf sehr spezielle Weise auf der Bühne zu sehen sein und auch die Filmsequenzen der Hamburger Hafenszenen schaffen viel Authentizität. Der Original-Taucheranzug, den Till Huster für seine Rolle tragen muss, ist ebenfalls ein beeindruckendes Requisit.
Frank Grupe schrieb die Bühnenfassung nach dem Roman von Siegfried Lenz und übertrug die in Hamburg verortete Geschichte sehr gelungen ins Plattdeutsche. Es handelt sich bei diesem Stück um die Uraufführung des Schauspiels.
Die Länge des Zweiakters beträgt etwa 2 Stunden und 15 Minuten mit einer Pause nach dem 1. Akt. Nach der heutigen Premiere wird »De Mann in’n Stroom« noch bis zum 9. November 2018 im großen Saal des Ohnsorg Theaters zu sehen sein.
Über den Autor: Siegfried Lenz (geboren 1926 im ostpreußischen Lyck und gestorben 2014 in Hamburg) zählt zu den bedeutendsten und meistgelesenen Schriftstellern der Nachkriegsliteratur. Seit 1951 veröffentlichte er alle seine Romane, Erzählungen, Essays und Bühnenwerke im Hoffmann und Campe Verlag. Mit den masurischen Geschichten »So zärtlich war Suleyken« hatte er seinen ersten großen Erfolg, der sich 1968 mit der »Deutschstunde« zum Welterfolg ausweitete. Mit seiner Novelle »Schweigeminute« gelang ihm 2008 im hohen Alter abermals ein fulminanter Presse- und Publikumserfolg. Für seine Bücher wurde er mit vielen wichtigen Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels (1988), dem Goethepreis der Stadt Frankfurt am Main (1999) und mit dem Lew-Kopelew-Preis für Frieden und Menschenrechte (2009). Lenz‘ Bücher sind in rund 30 Ländern und in 22 Sprachen übersetzt in einer Auflage von mehr als 20 Millionen Exemplaren erschienen.
Laila Mahfouz, 30. September 2018
Links:
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Die Website des Ohnsorg Theaters mit allen Terminen und weiteren Informationen zum Stück finden Sie hier.Auf Facebook finden Sie das Ohnsorg Theater hier.
Die Website des Autors Siegfried Lenz finden Sie hier.
Weitere Informationen zu »Der Mann im Strom« finden Sie auf der Seite des Hoffmann und Campe Verlages hier.
Informationen zu Laila Mahfouz finden Sie hier.