Gilles Clément und Vincent Gravé haben mit ihrem großformatigen Bilderbuch »Ein großer Garten« einen ganz besonderen Gartenschatz geschaffen, der in keiner Gartenbibliothek fehlen darf. Die kurzen aber dennoch sehr zutreffenden und lehrreichen Texte sind ebenso kreativ, witzig und lebendig wie die mit realen und teils surrealen Wesen bevölkerten Wimmelbilder.
Verlagstext: Dieses spektakuläre Buch in sehr großem Format und edler Ausstattung wird kleine wie große Naturliebhaber und Hobbygärtner faszinieren und beeindrucken:
Der international bekannte Landschaftsgärtner Gilles Clément führt Kinder und Naturliebhaber Monat für Monat durch den Jahreszyklus eines wunderschönen, großen Gartens. Wenn im Mai die Natur zur Blüte erwacht, beginnt das Gartenjahr in diesem üppigen Bilderbuch. In den surrealen, detailreichen Wimmelbildern entfaltet sich die Magie der Natur. Poetische Begleittexte erzählen kleinen Gärtnern Wissenswertes über Insekten, Gemüse, Blumen, Pilze u.v.m. Alles, was man wissen muss, damit ein Garten gedeiht.
Der Franzose Gilles Clément ist Gartenbau-Ingenieur, Landschaftsarchitekt und war Professor an der École nationale superieure du paysage in Versailles, am liebsten nennt er sich aber einfach Landschaftsgärtner. Und ganz Gärtner ist er auch als Autor des Buches »Ein großer Garten«. Für Kinder ab 6 Jahren sind seine lehrreichen Texte bestens geeignet. Doch das Buch macht durchaus auch erwachsenen Gartenfreunden große Freude. Mit seiner Größe von DIN A3 im Querformat ist es zwar ein wenig unhandlich, aber die riesigen, detailreichen Zeichnungen von Vincent Gravé – wie sie schon auf dem Titelbild des in Halbleinen gebundenen Buches abgedruckt sind – erklären die Größe spätestens beim ersten Aufklappen. Zwar handelt es sich hier nicht um ein Sachbuch zum Thema Garten, dennoch sind die Texte sehr lehrreich und teilweise sogar philosophisch. Wenn Kinder sich auf diese Weise dem Thema Garten und Natur nähern, dann mache ich mir um die nächste Generation weniger Sorgen.
»Gärtnern heißt zu verstehen, was passiert, und auf das zu reagieren, was nicht vorhersehbar ist.«
Juni – Die Früchte – Seite 8
Ungewöhnlicherweise beginnt Gilles Clément sein Gartenjahr in diesem Fall im Mai. Jedem Monat ist eine Doppelseite gewidmet. Links findet sich ein Text zum jeweiligen Monat, der die gärtnerischen Tätigkeiten, die Freuden und Mühen, die tierischen Gartenbesucher und die vielen Wunder, die im Garten zu entdecken sind, beschreibt. Die rechte Hälfte der Doppelseite ist jeweils mit einer außergewöhnlichen Zeichnung geschmückt, die typische Motive des Monats verdeutlicht und das Beschriebene abbildet. Auch auf der Textseite befinden sich kleine Zeichnungen, die einen Blick wert sind. Nach dem Monat April, mit dem das Gartenjahr des Buches endet, findet sich noch eine große Doppelseite mit Zeichnungen, die nur in schwarz-weiß bzw. sepia gehalten sind und zum Ausmalen einladen.
Die wunderschönen, vielfarbigen Zeichnungen sind so besonders, dass sie sich schwer beschreiben lassen. Ich habe ausnahmsweise die Bilder aus der Leseprobe hier eingefügt und hoffe, dass sie die Phantasie des Zeichners verdeutlichen. (Der Klick auf das Bild öffnet jeweils die Vergrößerung.) Auf diesen sogenannten Wimmelbildern lässt sich immer wieder Neues entdecken. Auch nach vielen Minuten haben die Augen nicht alles erfasst. Gemeinsam mit einem Kind lässt sich so langsam und mit viel Spaß die Welt des Gartens erkunden und erklären. Zusätzlich enthält jede Monatsseite Suchaufgaben, deren Lösungen kleinen und großen Naturliebhabern Spaß machen. Diese spielerische Herangehensweise an das Thema Garten lässt wohl alle Naturschwärmer dem Buch verfallen.
»Der Gärtner arbeitet am Boden, er arbeitet im Boden, er steckt seine Hände in die Erde.
Er weiß um die Bedeutung des Bodens, um seine Schätze, seine Lebendigkeit. Aber er sieht sie nicht immer, weil sie verborgen sind.
Eines Tages würde er gern einmal in das Innere der Erde reisen können.
Dann würde er staunend das Flechtwerk der Wurzeln entdecken, das Labyrinth ihrer Wege […]«
Juli – Der Boden – Seite 10
Neben kindgerecht vermittelten, wissenschaftlichen Erkenntnissen, Wissenswertem über Insekten, Blumen, Gemüse, Pilze und dem berechenbaren und unberechenbaren Lauf der Natur, vermittelt das Buch besonders eine ansteckende Lust am Gärtnern. Wann ein Gärtner fleissig sein sollte und wann er sich einfach nur auf die Ernte oder den Frühling freuen darf, ist ebenso Thema wie die Bestimmung der Arten oder die Entdeckung von Tierspuren im Garten.
Auch relativ neue Erkenntnisse wie zum Beispiel die Art und Weise in der Pflanzen miteinander kommunizieren oder dass Pflanzen besser wachsen, wenn die Arten gemischt und nicht durch Beete von einander getrennt sind, werden in diesem Buch vermittelt. Außerdem wird deutlich hervorgehoben, dass keinerlei Gift in den Garten gehört.
»Der Gärtner sorgt sich […] um das Lebendige. Er tut alles, um zu vermeiden, gegen die Tiere in den Krieg zu ziehen, die sich aus seinem Reich bedienen und hier ihren Platz erobern. Der Gärtner verwendet kein Gift, das dem Leben in seinem Garten schaden könnte.«
Februar – Die Insekten – Seite 24
Fazit: Mit Gilles Cléments und Vincent Gravés haben sich zwei Meister ihres Fachs gefunden und mit »Ein großer Garten« haben sie gemeinsam ein wahres Kunstwerk geschaffen, das noch Generationen von (angehenden) Gärtnern begeistern wird. Das edel und aufwändig gestaltete Bilderbuch ist ein wort- und bildgewaltiger, ganz neuer Blick auf die Natur in unseren Gärten und wirklich ein Muss für alle Gartenfreunde.
Ganz sicher werde ich dieses faszinierende Buch, das mich ganz und gar verzaubert hat, immer wieder zur Hand nehmen und immer wieder Staunen, was sich noch entdecken lässt.
Gilles Cléments und Vincent Gravés Bilderbuch »Ein großer Garten« (Originaltitel »Un grand Jardin«) ist im März 2018 in der Übersetzung von Katharina Knüppel mit vielen farbigen Abbildungen für EUR 25,00 im Prestel Verlag erschienen – in Halbleinen gebunden, 32 Seiten, 41,5 x 30 cm, ISBN 978-3791373348.
Wer in das Buch reinschauen möchte, findet hier eine Leseprobe.
Gilles Clément, geboren 1943, ist ein international bekannter Gartenbau-Ingenieur und Landschaftsarchitekt. Er war Professor an der renommierten Versailler Nationalschule für Landschaftsarchitektur und am Collège de France. Er ist Schöpfer zahlreicher öffentlicher Gärten wie des Parc André Citroën und des Jardin du Quai Branly in Paris oder des Henri-Matisse-Parks in Lille. Ungewöhnlich ist sein umfangreiches theoretisches Konzept, das er in vielen Büchern, z. T. auch fiktiven Texten, vorstellt; ebenso ungewöhnlich wie seine wunderbaren Gärten, der Park André Citroen oder die Grünanlage des Musée du quai Branly, beide in Paris, oder jener der Domaine du Rayol am Mittelmeer. Sein eigener Garten in der Creuse ist vor allem Experimentierfeld und Speicher.
Vincent Gravé, geboren 1973, hat gezeichnet, seit er einen Stift halten konnte. In seinem humorvoll erzählerischen Stil illustriert der Franzose Bilderbücher und Graphic Novels. Neben seiner Tätigkeit als Lehrer und Illustrator schenkte er uns schon verschiedene Publikationen. Er ist bekannt dafür, in seinem Werk immer wieder neue Horizonte zu entdecken.
Laila Mahfouz, 27. August 2018
Links:
Offenbar hat die Arbeit an diesem Buch Gilles Clément und Vincent Gravé ebensolche Freude gemacht, wie das Anschauen ihren Lesern bereitet, denn die beiden haben bereits ihre nächste gemeinsame Arbeit abgeliefert. Im August 2017 erschien in Frankreich bereits das wieder großformatige (dieses Mal aber im Hochformat herausgebene) Bilderbuch »Un Jardin Pour Demain« (auf deutsch »Ein Garten für morgen«).
Die Website von Gilles Clément finden Sie hier.
Die Website von Vincent Gravé finden Sie hier.
Informationen zum Bilderbuch »Ein großer Garten« auf den Seiten des Prestel Verlages finden Sie hier.
Weitere Informationen zu Gilles Clément finden Sie hier.
Informationen zu Laila Mahfouz finden Sie hier.