Carnovskys zauberhafte Bilder in Kombination mit Rachel Williams lehrreichen Texten machen »Magische Welten« zu einem besonderen Erlebnis. Über 60 Seiten, in denen zehn Lebensräume der Erde im wahrsten Sinne „beleuchtet“ werden, lassen die Herzen kleiner und großer Entdecker höher schlagen!
So richtig klar konnte ich mir nicht vorstellen, was genau an diesem Buch das Besondere sein sollte, doch ich war mir sicher, so etwas noch nie gesehen zu haben und daher hat es mich schrecklich neugierig gemacht. Sehen die Bilder mit bloßem Auge noch wie ein buntes Gewirr aus übereinander liegenden Zeichnungen aus, entschlüsselt erst die Zauberlupe die Lebewesen und Pflanzen des jeweiligen Lebensraumes. Das Buch gewährt faszinierende Einblicke in zehn verschiedene Lebensräume unseres wunderschönen Planeten: Kongo-Regenwald, Simpsonwüste, Loch Lomond, Anden-Gebirge, Wedell- und Rossmeer, Redwood-Wälder, Ostsibirische Taiga, Serengeti-Ebene, Gangesbecken, Apo-Riff.
Jedes dieser Kapitel enthält zwei farbige und wahrlich magische Seiten, die – durch die Zauberlupe betrachtet – jeweils Pflanzen (grüne Lupe), tagaktive Tiere (rote Lupe) oder nacht- und dämmerungsaktive Tiere (blaue Lupe) des jeweiligen Lebensraumes in großartigen Zeichnungen offenbaren. Das bedeutet, dass auf ein und derselben Seite nur durch den Wechsel der Lupenfarben, gänzlich unterschiedliche Dinge zu sehen sind. Das zauberhafte Ergebnis begeistert nicht nur Kinder. Auch Erwachsene sind von dem optischen Spiel fasziniert.
Mit der auf der ersten Seite in einer kleinen Tasche aufbewahrten Zauberlupe machte ich mich sogleich daran, die Bilder dieses außergewöhnlichen Buches zu entdecken. Die erste der farbigen Seiten beinhaltet eine kurze und lehrreiche Erklärung des Lebensraumes, die zweite zeigt den Blick von einer imaginären Aussichtsplattform mitten hinein in die bunte Vielfalt unserer Erde.
Zwischen dem Fluss Jenissei und dem Werchojansker Gebirge in Russland erstreckt sich eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete der Welt. Dieser Lebensraum konfrontiert seine Bewohner in jeder Jahreszeit mit den extremsten Bedingungen. Im Winter, wenn Schnee die Baumkronen bedeckt und der Boden zugefroren ist, sinken die Temperaturen auf bis zu minus 60°C. Im Sommer hingegen steigt die Temperatur kurzzeitig auf bis zu 40°C. Zugvögel wie der Sprosser und viele andere Wandertiere verbringen nur den Sommer in der Taiga und ziehen fort, wenn der Winter naht. Den Sibirischen Tiger schützt in der kalten Jahreszeit sein dicker Winterpelz und im Sommer tarnen ihn seine Streifen beim Baden in den Wasserläufen und Teichen des Waldes.
Ostsibirische Taiga / Seite 40
Die beiden nachfolgenden Seiten sind Artenführer mit kurzen Vorstellungen der zuvor abgebildeten Tiere. Je eine Seite für die nacht- und dämmerungsaktiven Tiere in schwarz und eine für die tagaktiven Tiere in weiß wird gezeigt. Abgesehen von den lateinischen Namen der Tiere vermisse ich persönlich stark eine Seite der abgebildeten Pflanzen, die damit einmal mehr als nicht ebenso wichtig abgewertet wurden, obwohl es die Pflanzen sind, die unser Leben ermöglichen. Dies war trotz all der Magie des Buches doch ein kleines Ärgernis!
Als weiterer Kritikpunkt muss die viel zu kleine Lupe erwähnt werden. Es wäre sehr wünschenswert gewesen, mit beiden Augen gleichzeitig durch jeweils einen Farbfilter blicken zu können. Dies hätte zum Beispiel durch eine brillenbreite Lupenfläche gelöst werden können, die mit den drei Farben untereinander ins Buch gepasst hätte. Nun ist es nur möglich ein Auge stetig zuzukneifen, um etwas sehen zu können und die Lupe ermöglicht dazu immer nur einen Detailblick und nie einen Gesamtblick wie er für eine Aussichtsplattform u. a. eigentlich normal wäre. Vielleicht lässt sich dies bei einer Neuauflage ja noch verbessern.
Lassen Sie mich Ihre Aufmerksamkeit nun noch auf die innovative Kunsttechnik des Künstler-Duos Carnovsky, bestehend aus der kolumbianischen Industriedesignerin Silvia Quintanilla und dem italienischen Kunsthistoriker Francesco Rugi, richten. Ich kann Ihnen unbedingt den Besuch ihrer Website empfehlen. Der Anblick der Ausstellungsräume ist atemberaubend und macht Lust, sich sofort nach Mailand zu begeben, um sich alles in Originalgröße ansehen zu können. Eine Verzauberung der ganz besonderen Art!
Fazit: Die Londoner Verlegerin Rachel Williams und das Künstler-Duo Carnovsky geben fantastische Einblicke in die Pflanzen- und Tierwelt und haben mit diesem Buch etwas Einzigartiges geschaffen. Während die Texte die Tierwelt erklären, machen die Zauberlupenbilder einfach nur Staunen und fesseln den Blick immer wieder aufs Neue. Eines ist sicher: »Magische Welten« ist das perfekte Weihnachtsgeschenk 2016 für Alt und Jung.
Das Buch hat eine Altersempfehlung ab 7 Jahre, ist also sehr gut gemeinsam mit dem Kind zu entdecken, wie man in diesem kleinen Videoclip sehen kann:
Rachel Williams bezaubernder Bildband »Magische Welten« (Originaltitel: »Illuminature«) ist in der Übersetzung von Ute Löwenberg mit 20 farbigen und 294 schwarz-weißen Illustrationen des Künstler-Duos Carnovsky, im Oktober 2016 für EUR 29,99 im Prestel Verlag erschienen – gebunden, 64 Seiten, 28 x 34 cm, inkl. Farbzauber-Lupe, ISBN 978-3791372822.
Über die Autorin: Rachel Williams hat für verschiedene Verlage gearbeitet und sich auf hochwertige Kinderbücher spezialisiert. Sie lebt in London und ist die Verlegerin von Frances Lincoln und Wide Eyed Editions.
Über die Künstler: Carnovsky ist ein Künstler- und Designer-Duo aus Mailand: Die Industriedesignerin Silvia Quintanilla aus Bogotá, Kolumbien, und der italienische Kunsthistoriker Francesco Rugi arbeiten seit 2007 unter diesem Künstlernamen zusammen.
Laila Mahfouz, 13. November 2016
Links:
Weitere Informationen zum Buch finden Sie hier auf der Seite des Prestel Verlages.
Das Buch entspricht der englischen Originalausgabe »Illuminature«. Hier sehen Sie, wie das gesamte Buch einmal durchgeblättert wird. Dies verschafft Ihnen einen guten Überblick.
Die fabelhaft gestaltete Website des Künstler-Duos Carnovsky finden Sie hier.
Die Facebook-Seite des Künstler-Duos Carnovsky finden Sie hier.
Informationen zu Laila Mahfouz finden Sie hier.