5. Juni 2015 Premiere im Theater „Das Zimmer“: Ausgerechnet Arthur Millers „Hexenjagd“ hat sich der VHS-Kurs des Theaters ausgesucht. Was für ein Wagnis! Doch das Experiment gelingt. Die Darsteller sind alle mit Leidenschaft bei der Sache und bringen auch durch Nervosität und Natürlichkeit eine ganz eigene Spannung und Lebendigkeit auf die kleine Bühne.
Zur Handlung: Salem im Jahre 1692 – Mädchen werden nachts beim Tanzen im Wald erwischt und sofort beginnt die Gerüchteküche zu brodeln. Wer der Teufelsanbetung für schuldig befunden wird, wird gehängt. Unter den Dorfbewohnern mehren sich Anschuldigungen und Intrigen und so gelangt Macht über Leben und Tod in die falschen Hände. Denn worum es wirklich geht, ist schlimmer als dummer Aberglaube.
»Ich habe gehört, daß Sie ein Mann der Vernunft sind, Pastor Hale.
Ich hoffe, Sie lassen etwas davon hier in Salem.«
Einerseits wirkt es absolut grotesk und verrückt, dass ein Gericht nur aufgrund der Aussage in Hysterie oder Wahnvorstellungen gesteigerter Mädchen Menschen zum Tode verurteilt, andererseits passieren immer wieder Dinge in dieser Welt, die mit dem Einsatz von Logik oder gesundem Menschenverstand niemals hätten passieren können. Das Vorbringen vernünftiger Gegenbeweise und Tatsachen sind in diesem Stadium wie ein Kampf gegen Windmühlen. Da genügt schon „die Macht einer überhitzten menschlichen Einbildungskraft“, sagte Arthur Miller.
»Rache geht um in Salem.«
Miller nimmt in seinem Drama Bezug auf die Hexenprozesse in Salem im Jahre 1692, in deren Verlauf 140 Menschen angeklagt und 19 gehängt wurden. Außerdem spielt er auf Joseph McCarthys Kommunistenjagd an und wurde aufgrund seiner Weigerung, Kommunisten zu benennen, 1957 zu einer Gefängnisstrafe, einer Geldstrafe und Passentzug verurteilt. Das Urteil gegen ihn wurde jedoch 1958 aufgehoben.
Um die Leistung der Darsteller zu bewerten, können nicht die üblichen Maßstäbe angewendet werden. Immerhin handelt es sich hier um Laienschauspieler eines VHS-Kurses und unter diesen Umständen ist es durchweg großartig gewesen. Christopher Haasler, der schon Theatererfahrung mitbrachte, wirkte professionell und seine Darstellung des John Proctor war überaus gelungen. Aber auch Theaterneuling Clarissa Heisterkamp als Abigail Williams war sehr überzeugend. Ann-Cathrin Hebel, Jennifer Kühl und Matthias Scharf haben ebenfalls viel Talent erkennen lassen und alle Darsteller zeigten Leidenschaft, Spielfreude und Verständnis für ihre Rollen. Trotz der immensen Hitze, die sich in Hamburgs kleinstem Theater am Freitagabend staute, hat keiner der Darsteller die Nerven oder den Text verloren. In der Pause und zur Premierenfeier nach dem Stück wurde entsprechend für Erfrischungen gesorgt.
Fazit: Eine Premiere als Abschlusspräsentation eines Theaterkurses ist schon etwas Besonderes. Auch war es sicher nicht leicht, ein solch komplexes Stück mit acht Darstellern auf so engem Raum umzusetzen. Sandra Kiefer und Jan Holtappels haben ein halbes Jahr Theatergrundkenntnisse vermittelt, bis sie im März mit den Proben für „Hexenjagd“ beginnen konnten. Was daraus in so kurzer Zeit entstanden ist, kann sich wirklich sehen lassen. Glückwunsch zu dieser gelungenen Inszenierung!
»Es gibt keinen größeren Richter unter der Sonne als dich selbst.«
Es spielten:
Christopher Haasler als John Proctor
Clarissa Heisterkamp als Abigail Williams
Jennifer Kühl als Marry Warren
Ann-Cathrin Hebel als Elizabeth Proctor
Matthias Scharf als Pastor Parris
Silvano Barbieri als Pastor Hale
Heinz Wullf als Thomas Putnam
Mathias Zapatka als Richter Hatherone
Leitung des Schauspielkurses und Regie: Sandra Kiefer & Jan Holtappels
Laila Mahfouz, 9. Juni 2015
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„Hexenjagd“ wird im Theater „Das Zimmer“ am 10. und 11. Juni erneut gespielt. Nähere Informationen finden Sie auf der Seite des Theaters „Das Zimmer“.
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