Dank der Aktion „Schmetterling flieg!“ konnten wir gestern fünf Distelfalter in die Freiheit entlassen und haben so einen kleinen Beitrag zum Erhalt dieser wunderbaren Schmetterlingsart geleistet.
Am 10. Juni 2012 machte mich meine Freundin Sabine auf die tolle Aktion von Arla aufmerksam. Hier konnte man sich bis Ende Juli für die Aufzucht von Schmetterlingen bewerben, die dann als Raupen zugeschickt werden sollten. Mit der Aktion „Schmetterling flieg!“ will die Firma passend zu ihrer Unternehmensphilosophie „Der Natur ein Stück näher“ einen Beitrag dazu leisten, dass sich die Menschen wieder stärker mit der Natur beschäftigen. Eine gute Sache, wie ich finde und ein Schmetterling als Zugpferd für die Natur ist doch sehr passend und kommt sicher bei vielen an, denn Schmetterlinge sind doch immer gern gesehen, oder?
Ich habe mich sofort dort gemeldet, denn ich LIEBE Schmetterlinge wirklich sehr und finde, dass wir alle etwas für den Erhalt unserer Natur tun sollten. Aus über 15.000 Bewerbern wurde ich dann tatsächlich ausgesucht. Anfang Juli erhielt ich per Email die gute Nachricht und schon kurz darauf kam mein Arla-Erlebnis-Set mit sehr genauer Aufzuchts-Anleitung der fünf Schmetterlingsraupen per Post an.
– R A U P E N L E B E N –
„Um einen Schmetterling lieben zu können, müssen wir auch ein paar Raupen mögen.“
(Antoine de Saint-Exupéry)
Dem Set war auch ein Gehege beigefügt, in dem die Schmetterlinge später aus ihren Puppen schlüpfen können. Außerdem war ein Gutschein zur kostenlosen Anforderung der Raupen beigelegt. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass die Tiere nicht etwa ankommen, wenn man sich gerade im Urlaub befindet und sie so qualvoll im Karton verenden müssen. Auch ich bestellte gleich zu dem für mich passenden Zeitpunkt und wartete dann gespannt auf die Raupen. In der 34. KW war es dann endlich soweit: Die Raupen trafen ein, krabbelten alle fünf wild in ihrem Becher umher und verschlangen von dem reichlich mitgelieferten Futter, was sie nur irgend konnten. Nach kurzer Zeit entdeckte ich die ersten Seidenfäden und schon am nächsten Tag waren die Raupen alle an den Deckel gewandert, um mit ihrer Verpuppung zu beginnen.
– V E R P U P P U N G –
„Was die Raupe Ende der Welt nennt, nennt der Rest der Welt Schmetterling.“ (Laotse)
Den Prozess der Verpuppung zu beobachten, war besonders spannend. Offenbar wird der Kopf der Raupe irgendwann nicht mehr benötigt und so bleibt er außerhalb der Puppe und fällt irgendwann einfach herunter. Das Innere der Puppe verflüssigt sich und aus der Flüssigkeit entsteht ein gänzlich neues, anderes Lebewesen! Wenn das keine faszinierende Entwicklung ist. Die perfekte Metamorphose! Wünschen wir uns nicht alle auch manchmal, unsere alte Hülle hinter uns zu lassen und als strahlend schönes Wesen in neuer Haut über uns selbst hinauszuwachsen? Nun, den Schmetterlingen gelingt dies und zwar jedem Einzelnen! Ein ganz, ganz großes Wunder!
– B E F R E I U N G –
„Es ist immer nur dieselbe Metamorphose oder Verwandlungsfähigkeit der Natur,
die aus dem Blatte eine Blume, eine Rose, aus dem Ei eine Raupe
und aus der Raupe einen Schmetterling heraufführt.“ (Johann Wolfgang von Goethe)
Es ging alles viel schneller als gedacht: Am 27. August sind die Fotos der Puppen entstanden und schon am 31. August ist der erste Distelfalter herausgeschlüpft. Wir haben noch nicht damit gerechnet, weil vom Prozess nichts zu sehen war und auch erst die laut Anleitung minimal notwendige Entwicklungszeit abgelaufen war. Der arme Schmetterling hatte keinen sehr herzlichen Empfang: Als es Freitagnachmittag plötzlich so verdächtig ruhig war, suchte ich unsere Katze Molly und konnte das Netzgehege gerade noch aus ihren Fängen befreien und den ersten Schmetterling so noch retten. Lieber möchte ich nicht daran denken, was geschehen wäre, wenn ich nichts gemerkt hätte …
Bis Samstag kam dann einer nach dem anderen zum Vorschein. Natürlich war die Freude groß und die lieben Schmetterlinge waren auch katzensicher untergebracht, aber lange konnten mein Mann und ich ihre Gefangenschaft nicht mitansehen. Wir entschlossen uns, gleich gestern noch in den Garten zu fahren, um sie dort freizulassen. Wir wählten die Mittagszeit, da in der Anleitung von der wärmsten Tageszeit die Rede war. Leider war es gestern aber nicht sehr warm und auch noch bewölkt in Hamburg.
– B E R Ü H R U N G –
„Wer Schmetterlinge lachen hört, der weiss, wie Wolken schmecken.“ (Novalis)
Ich war unheimlich überrascht, dass die Distelfalter so einfach auf meine Hand krabbelten, so dass ich sie ganz leicht herausholen konnte. Vermutlich haben sie die Wärme meines Körpers gespürt und meine Hand einfach als besseren Ort als die Netzwand angesehen. Ich jedenfalls habe den Moment als sehr, sehr spannend empfunden.
– B E V Ö L K E R U N G –
„Leben ist nicht genug, sagte der Schmetterling. Sonnenschein, Freiheit und
eine kleine Blume gehören auch dazu.“ (Hans Christian Andersen)
Als neues Zuhause wählte ich eine große Fetthenne, die besonders geschützt in meinem Garten wächst. Sie wird durch einen Kirschbaum überdacht, so dass die kleinen Schmetterlinge gestern sicher weder von Vögeln, Wind noch Regen ernstlich gestört werden konnten. Auf diesen Bildern sieht man, wie ich einen nach dem anderen auf die Pflanze setze, die im Herbst sehr gern von verschiedenen Schmetterlingen, Bienen und Hummeln besucht wird. Es hat großen Spaß gemacht, meinen Garten ein wenig mehr zu bevölkern.
Habe ich ihn nun schon zu lange beobachtet?
„Ich träumte, ich wäre ein Schmetterling,
ein flatternder Schmetterling,
der sich wohl und glücklich fühlte
und nichts wußte von Tschuang-tse.
Als ich aufwachte, wußte ich nicht:
War ich ein Mensch,
der geträumt hatte, er sei ein Schmetterling,
oder war ich ein Schmetterling,
der gerade träumte, er sei ein Mensch?“
(Tschuang-tse)
Nun sind es schon drei und alle haben Platz auf der schönen Fetthenne in meinem Garten. Wie schön wäre es, wenn überall Schmetterlinge wären!
Leider ist Herr Hesse ja immer etwas schwermütig… Ich finde, dass der Anblick eines flatternden Schmetterlings das Gemüt ziemlich lange erhellt.
„Flügelt ein kleiner blauer
Falter vom Wind geweht,
Ein perlmutterner Schauer,
Glitzert, flimmert, vergeht.
So mit Augenblicksblinken,
So im Vorüberwehn
Sah ich das Glück mir winken,
Glitzern, flimmern, vergehn.“
(Hermann Hesse)
– F A S Z I N I E R E N D –
Der ganze Entwicklungsprozess war spannend und wirklich atemberaubend mit anzusehen. Besonders faszinierend war für meinen Mann und mich aber die Entstehung golden schimmernder Tupfen auf den Puppen, die doch vermutlich einfach nur den Zweck haben, schön zu sein. Welch herrlicher Gedanke, oder? Der Sinn des Lebens und all der Wunder der Natur wird uns wohl in Gänze stets verborgen bleiben. Ich bin froh darüber, denn ein bißchen Geheimnis muss bleiben.
„Der Schmetterling ist ein Sinnbild
der Unsterblichkeit der Seele.“
(Heinrich Heine)
– B E W E G E N D –
Was für ein bewegender Moment diese Freilassung des ersten Schmetterlings doch war!
Schon Johann Wolfgang von Goethe nannte Schmetterlinge liebevoll „Ausgeburten des Lichts und der Luft“. Aufgrund ihrer Verwandlungsfähigkeit faszinierten sie den Dichter und Philosophen und werden hoffentlich noch viele Menschen mit ihrem elfengleichen Wesen und ihrer Lieblichkeit in ihren Bann ziehen und für die Nähe zur Natur öffnen.
Laila Mahfouz, 2. September 2012
Links:
Zur Seite der Aktion „Schmetterling flieg!“
Arla mit der Aktion „Schmetterling flieg!“ auf Facebook
Informationen zu Laila Mahfouz
Alle Fotos wurden gemacht von Anders Balari. Hier geht es zu seiner Homepage.