Der österreichische Filmemacher P.A. Straubinger – Produzent von „We Feed The World“ und „Let’s Make Money“ – hat mit seinem Dokumentarfilm „Am Anfang war das Licht“, dieses Mal als Regisseur und Drehbuchautor, ein gleichermaßen mutiges wie herausragendes Werk geschaffen, in dem er vordergründig das Phänomen der „Lichtnahrung“ thematisiert und gleichzeitig noch viel mehr leistet. Wenig überraschend polarisierte der Film stark, schon eher überraschend finden sich viele positive Pressestimmen. Was man am Ende auch immer von dem dokumentarisch gut aufgearbeiteten Thema halten mag: Der Film ist auf jeden Fall sehenswert.
Ich möchte mich hier nicht im Detail mit den Inhalten des Filmes beschäftigen, zumal es auch eine umfangreiche und gute Webpräsenz gibt: http://amanfangwardaslicht.at. Vielmehr treiben mich einige negative Reaktionen auf diesen Film um und sie sind Hauptgegenstand dieses Beitrags. Davor aber noch der Trailer.
„Das goldende Brett 2011“. Dieser 2011 in Österreich erstmals verliehene „Preis“ ging – quasi für ultimative „Esospinnerei“ sowie Täuschung bzw. Verblödung der Menschen – an P.A. Straubinger für seinen Film. Nebst Aufnahme und üblicher Abhandlung bei ScienceBlogs und EsoWatch. Für all das bin ich dankbar. Nicht etwa, weil ich die damit zum Ausdruck gebrachten Ansichten teilen würde und schon gar nicht die herabwürdigende, untergriffig aggressive, verhetzende Sprache gutheissen kann, die auf diesen beiden Plattformen häufig anzutreffen ist und auch beim „goldenen Brett“ auffällt – ein Stil, der wiederholt stark an historisch bekannte Hetzpropagandakampagnen erinnert. Sondern, weil die dogmatische Verblendung und der damit verbundene Hohn, der manchmal zum blanken Hass ausartet, auch dann nicht Halt machen, wenn wissenschaftliche Untersuchungen vorliegen, die das attackierte Phänomen bestätigen. Und genau das ist hier der Fall. Damit nicht genug, geschieht auf EsoWatch genau das, was in diesem Fall Straubinger vorgeworfen wird, nämlich die Verbreitung von Falschinformationen, die in Anbetracht der eindeutigen Sachlage nur als intendiert gelten kann. Die heilige römische Inquisition lässt grüßen – wenige Jahrhunderte, nachdem im Zuge der Aufklärung die moderne Wissenschaft die Menschheit der westlichen Welt von den dogmatischen Fesseln der Kirche befreite, tut es heute der zeitgenössische wissenschaftliche Mainstream leider vielfach den einstigen Inquisitoren gleich. Mit dem Unterschied, dass dies im Informationszeitalter wesentlich leichter aufgedeckt werden kann.
Zwei Beispiele gefällig?
Erstens: Im Eintrag bei EsoWatch findet sich der Hinweis darauf, dass die Resultate der klinischen Studie über den Yogi Prahlad Yani im Film falsch wiedergegeben werden. Dazu zeigt EsoWatch eine Exceltabelle, die mit einem Link auf den originalen Studienbericht verbunden ist: http://www.sudhirneuro.org/files/mataji_case_study.pdf. Folgt man diesem Link, zeigt sich rasch: Im Gegensatz zu den Angaben auf EsoWatch stellen die Ergebnisse der Studie die Wissenschaftler vor ein Rätsel, denn Prahlad Jani kam im Untersuchungszeitraum von 10 Tagen tatsächlich ohne Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme sowie ohne Ausscheidung von Urin oder Stuhl aus, ohne dass seine Gesundheit davon beeinträchtigt wurde und ohne Auftreten der bei Fasten sonst üblichen Symptome. Mehr noch: Genau das sagen die an der Studie beteiligten Ärzte im Film auch eindeutig. Nach herrschender Lehrmeinung hätte der über 70-Jährige übrigens sterben müssen.
Zweitens: Im Film werden die von der Universität Princeton seit mehreren Jahrzehnten durchgeführten PEAR Studien erwähnt, die wiederholt mit statistischer Signifikanz zeigten, dass das menschliche Bewusstsein Einfluss auf die Realität, konkret auf Zufallsverteilungen, hat. EsoWatch meint dazu, dass es diese Ergebnisse in dieser Form nicht geben und der Film auch in dieser Hinsicht täuschen würde. Von den Forschern wurde eine Website eingerichtet: http://www.princeton.edu/~pear/. Dort finden sich Informationen zu den Studien und eine Bestätigung der Aussagen im Film, die gleichzeitig eine Widerlegung der Behauptungen auf EsoWatch darstellt. In diesem Fall – trotz der nach nur kurzer Suche im WWW spielend leicht gefundenen Website der Forscher – gibt es auf EsoWatch übrigens keinen Quellverweis. Was neben dem sprachlichen Stil auch ein typisches und häufig anzutreffendes Merkmal ist.
Um nicht falsch verstanden zu werden: Es gibt im Bereich der Esoterik jede Menge Unfug. Genau wie im Bereich der Verschwörungstheorien. Zwei Themenbereiche, die auf EsoWatch und auch auf ScienceBlogs behandelt und häufig verknüpft werden. Die Art und Weise, wie dies geschieht, ist freilich auch im Falle des Unfugs zu verurteilen. Zugleich erfüllt der Unfug aber leider eine Gatekeeper-Funktion, denn damit wird die Möglichkeit geschaffen, sich dieser beiden stigmatisierenden Schubladen auch dann zu bedienen, wenn außerordentliche Phänomene vorliegen, für die es eindeutige Belege oder gar bestätigende wissenschaftliche Untersuchungsergebnisse gibt. Und genau in diesem letzteren Fall sollte jeder Wissenschaftler, der frei von Dogmen agiert und einen offenen, forschenden und kritischen Geist besitzt, hellhörig werden und die Erkenntnisse der Kollegen mit gebotener Sachlichkeit und professioneller Sorgfalt kritisch würdigen. Zeichnet diese strukturierte Offenheit nicht sogar per Definition einen Wissenschaftler aus?
Und hier schließt sich der Kreis wieder zu den Inhalten von P.A. Straubingers Film. Darin kommen Wissenschaftler zu Wort, die am Beginn große Skepsis ausdrücken oder die Möglichkeit des Phänomens sogar kategorisch ausschließen, die ihre Ansicht aber Zug um Zug und nach Maßgabe der Auseinandersetzung mit Arbeiten von Kollegen relativieren. Sie demonstrieren damit mehr oder minder genau jene kognitiven Prozesse, die für Erkenntnisgewinn ebenso unablässig sind wie die Einhaltung einer standardisierten Methodik. Und am Ende des Films wird kurz der Paradigmenwechsel beleuchtet, der sich im Bereich der Physik und der Bewusstseinsforschung bereits seit geraumer Zeit deutlich abzeichnet – eine Entwicklung, die von Plattformen wie EsoWatch ignoriert wird; auch wenn man nicht so dreist ist, etwa einen Mann von höchster Reputation wie Stephen Hawking wegen seines Buchs „Der große Entwurf“ anzugreifen, das sich einer „Theorie von Allem“ samt der Rolle des Bewusstseins annähert.
Fazit: Der Film „Am Anfang war das Licht“ ist sehr empfehlenswert. Einerseits wegen seiner interessanten, sehr ungewöhnlichen Inhalte, die seriös und gekonnt filmisch verarbeitet werden. Und andererseits vor allem auch, um anhand der Reaktionen auf den Film exemplarisch die gefährliche Dogmatik selbst nachzuvollziehen, die sich heute leider vielfach in die Wissenschaft eingeschlichen hat. In diesem Zusammenhang endet mein Beitrag mit folgenden weisen Worten von Albert Einstein, nebst dem Verweis auf einen damit eng in Verbindung stehenden Vortrag des renommierten Psychiaters und Autors Iain McGilchrist: „The intuitive mind is a sacred gift and the rational mind is a faithful servant. We have created a society that honors the servant and has forgotten the gift.“
Anders Balari, 1.1.2012