Lesung am 2. Juni 2016 im Literaturhaus Hamburg: Boualem Sansal zeigt in seinem Roman »2084« eine Welt, in der die Anatomie einer hoch wirksamen systematischen Unterdrückung, wie sie von George Orwell in seinem Hauptwerk »1984« meisterhaft veranschaulicht wurde, ein noch umfassenderes Ausmaß erreicht. Sansal verwebt Elemente historischer Begebenheiten wie bespielsweise der Kulturrevolution in China mit Aspekten aus »1984« und mit Vorgängen, die wir gegenwärtig in unserer Welt beobachten können. Aus diesem Gewebe formt er in großer Klarheit, Ruhe und mit einer Poesie, die in diesem Zusammenhang auf einen Mitteleuropäer wie ein Fremdkörper wirken mag, eine im Lichte der Aufklärung absurd wirkende Monstrosität, welche aber schon ab dem zweiten Blick mindestens für einige Regionen der Welt zu einer erschreckend möglichen Zukunft wird.
Rezension zu Charles Fosters Sachbuch »Der Geschmack von Laub und Erde – Wie ich versuchte, als Tier zu leben« / »Being a Beast«
Charles Foster hat für sein Sachbuch »Der Geschmack von Laub und Erde – Wie ich versuchte, als Tier zu leben« einen ungewöhnlichen Ansatz gewählt, nämlich so wie die Tiere zu leben, um sie besser zu verstehen. Der Oxford-Professor hat sich als Versuchsobjekte für einen Dachs, einen Fischotter, einen Fuchs, einen Rothirsch und einen Mauersegler entschieden. Ob dieses Experiment gelungen ist, müssen Sie nach der Lektüre selbst entscheiden. Bemerkenswert ist das Buch allemal.
Rezension zu Diana Rosies Roman »Albertos verlorener Geburtstag« / »Alberto’s Lost Birthday«
Diana Rosie erzählt in ihrem berührenden Debütroman »Albertos verlorener Geburtstag« eine Geschichte über die Schatten der Vergangenheit und den Mut, den es braucht, sich ihnen zu stellen. Albertos Enkel Tino spielt eine wichtige Rolle, ebenso wie andere Figuren aus Albertos Leben. Auf den Leser wartet eine abenteuerliche Reise in eine bewegte Zeit der europäischen Geschichte, die von Kriegsschrecken und Verlust, aber auch von echtem Mut, liebevoller Annahme und tiefer Freundschaft geprägt ist.
Rezension zu den von Nina Merian zusammengestellten Zitaten in »Das Wörterbuch der bösen Mädchen«
»Das Wörterbuch der bösen Mädchen« – ist eine grandios sortierte Sammlung der witzigsten und geistreichsten Zitate bemerkenswerter Frauen von Jane Austen über Senta Berger, Coco Chanel, Jodie Foster oder Rosa Luxemburg bis zu Virginia Woolf und vielen, vielen mehr. Diese Sammlung könnte zu einem unentbehrlichen Utensil in der Damenhandtasche werden!
Rezension zu Brian Sewells erstem und letztem Roman »Pawlowa oder Wie man eine Eselin um die halbe Welt schmuggelt« / »The White Umbrella«
Brian Sewells Roman »Pawlowa oder Wie man eine Eselin um die halbe Welt schmuggelt« ist keineswegs nur ein Kinderbuch. Obwohl er durch literarische Finesse nicht hervorsticht, ist der Roman für jedes Alter geeignet, denn er zeigt auf märchenhafte Weise, was möglich ist, wenn ein Mensch sich selbstlos für Schwächere einsetzt. Die Rettung der kleinen Eselin Pawlowa wird zu einer Reise durch fremde Länder und lässt Mr B erstaunlichen Menschen und viel Großzügigkeit begegnen.
Lesung und Rezension zu Laurence Tardieus Roman »So laut die Stille« / »À la fin le silence«
Lesung am 11. Januar 2018 im Literaturhaus Hamburg: Eingeladen vom Literaturzentrum Hamburg stellte die französische Schriftstellerin Laurence Tardieu ihren Roman »So laut die Stille« vor. Die Autorin erzählt autobiographisch vom Verlust ihrer inneren und äußeren Sicherheit. Ausgelöst wird dieser Zustand durch die Pariser Anschläge 2015 und den bevorstehenden Verkauf des Elternhauses, das von jeher ihre Zuflucht und damit viel mehr als ein Ort der Erinnerung für sie war.
Lesung und Rezension zu Selja Ahavas Roman »Dinge, die vom Himmel fallen« / »Taivaalta tippuvat asiat«
Lesung am 29. November 2017 im Rahmen der Nordischen Literaturtage veranstaltet vom Literaturhaus Hamburg: In »Dinge, die vom Himmel fallen« erzählt die finnische Autorin Selja Ahava davon, wie Kinder und Erwachsene mit für die menschliche Psyche unbegreiflichen Schicksalsschlägen umgehen. Ob tatsächlich Schläge, die durch Blitze erfolgen, ein einzelner Schlag, der das Leben kostet oder ein mehrfacher Lottogewinn, immer ist es die Unerklärbarkeit des Schicksals, welche den Geist verwirrt.
Lesung und Rezension zu Sofi Oksanens Roman »Die Sache mit Norma« / »Norma«
Lesung am 29. November 2017 im Rahmen der Nordischen Literaturtage veranstaltet vom Literaturhaus Hamburg: Sofi Oksanen stellte ihren Roman »Die Sache mit Norma« vor, der sich mit viel Gesellschaftskritik rund um die Ausbeutung von Frauen befasst. In einem gekonnten Genre-Mix zwischen Grimmschem Märchen und tagesaktuellem Thriller lässt Sofi Oksanen Normas Haar zum eigentlichen Hauptakteur werden, der sich in vieler Hinsicht selbstständig macht und für so manche magische und doch gruselige Überraschung gut ist.
Rezension zu dem von Daniela Drescher wunderschön illustrierten Märchenbilderbuch »Hans Christian Andersens schönste Märchen«
Das von Daniela Drescher illustrierte Märchenbilderbuch »Hans Christian Andersens schönste Märchen« ist in einer schönen Halbleinen-Ausgabe im Verlag Freies Geistesleben erschienen. Die lieb gewonnenen Märchen des berühmten Dänen und die von der Küstlerin zauberhaft umgesetzten Bilder begeistern Jung und Alt.
Rezension zu Elizabeth Strouts Roman »Die Unvollkommenheit der Liebe« / »My Name is Lucy Barton«
Elizabeth Strouts Roman »Die Unvollkommenheit der Liebe« überzeugt durch tiefgründige und interessante Figuren sowie durch Einblicke in die Abgründe der amerikanischen Welt, wo die Schriftstellerin Lucy Barton sich zwischen einer ärmlichen Kindheit in der Provinz und erfolgreichem Großstadtleben zurechtfinden muss. Die Pulitzer-Preis-Gewinnerin Elizabeth Strout erzählt in schnörkelloser Sprache und einprägsamen Bildern.
Lesung und Rezension zu Leonie Swanns tierischem Kriminalroman »Gray«
Lesung am 9. November 2017 im Rahmen des Hamburger Krimifestivals veranstaltet von der Buchhandlung Heymann, dem Literaturhaus Hamburg und dem Hamburger Abendblatt: Leonie Swann stellte ihren vierten Roman »Gray« vor, in dem sie dieses Mal einen verschrobenen Dozenten für Anthropologie und einen sprechenden Graupapagei durch die altehrwürdige Cambridge Universität stolpern und einen Kriminalfall aufklären lässt. Solch vergnügliche Krimi-Unterhaltung ist selten!
Rezension zu Marie-Sabine Rogers Roman »Ein Himmel voller Sterne« / »Dans les prairies étoilées«
Marie-Sabine Roger erzählt in ihrem großartigen Roman »Ein Himmel voller Sterne« eine Geschichte über Freundschaft, Liebe und den Tod. Merlin, der Erzähler, trauert um seinen Freund Laurent, der zugleich seine Muse war. Diesen ganz persönlichen Trauerprozess gestaltet Merlin, nachdem er seine anfängliche Blockade überwunden hat, kreativ und fast verzweifelt nach einer Lösung für Laurents Vermächtnis suchend. Eine Rolle spielen dabei auch seine Frau Prune, alte Freunde, neue Bekannte und zwei Katzen von höchst unterschiedlichem Charakter. Wird ihn die Inspiration wiederfinden?