24. Februar 2014: Isabella Feimer las bei der Harburger Auslese aus ihrem ersten Roman „Der afghanische Koch“. Eine Liebende wird zur Chronistin, die sucht und zuhört und schreibt, als hinge ihr Leben davon ab. Feinfühlig ging die Autorin mit dem schwierigen Inhalt um und zog die Zuhörer in Harburg in ihren Bann.
Inhalt (vom Verlag übernommen und gekürzt): Eine Liebe im Wien der Gegenwart. Er, im Afghanistan – sie, im Österreich der 80er Jahre groß geworden, seine Kindheit und Jugend geprägt durch militärische und religiöse Konflikte, ihre durch den behüteten Hintergrund eines durchschnittlichen westeuropäischen Bildungsbürgertums.
Kriegsschauplätze und Fluchtszenarien, Gewalt und Tod bestimmen sein Bewusstsein. Durch den Mangel an ähnlichen Erlebnissen fast von Schuldgefühlen erfüllt, versucht sie, in seine Welt einzutauchen, indem sie seine Geschichte aufschreibt. Behutsam und zärtlich nimmt sie sich seiner Erinnerungen an, fügt die Versatzstücke ihrer beider Leben in einem Mosaik zusammen in der Hoffnung, daraus ein gemeinsames großes Ganzes schaffen zu können.
Schon am Sonntag hatte ich im Rahmen des Literatur-Quickies einen kurzen Ausschnitt aus „Der afghanische Koch“ von Isabella Feimer gehört. Gestern dann gehörte ihr allein der Abend. Die extra aus Wien angereiste Autorin las in der KulturWerkstatt Harburg, moderiert vom Veranstalter der Harburger Auslese Rüdiger Käßner, aus ihrem ersten Roman und stellte zur Überraschung und Freude der Anwesenden das erste Kapitel ihres zweiten Romans „Zeit – etwas Sonderbares“ vor.
Mit größter Sorgfalt hat Isabella Feimer für „Der afghanische Koch“ recherchiert, um diesem sensiblen Thema gerecht zu werden. Die beiden Hauptpersonen erzählen abwechselnd in der Ich-Form und so entsteht schnell ein sehr klares Bild. Aufgrund der stilsicheren Sprache, die weder zu sachlich noch zu emotional gerät, wird die Handlung auch in den Rückblenden nicht zu schwer. Ein Einblick in einen Roman, der neugierig macht, bewegt und zum Nachdenken anregt.
Der Anfang des zweiten Romans „Zeit – etwas Sonderbares“ hat mich sprachlich dann regelrecht begeistert. Fast wirkte es, als hätte Isabella Feimer wie ein Bildhauer den Text herausgemeißelt und übrig blieb eine Sprache des absoluten Ausdrucks. Auf dieses Buch, das im Herbst 2014 im Septime Verlag erscheint, bin ich sehr gespannt und hoffe, hier davon berichten zu können.
Isabella Feimer las mit einer wunderbaren Stimme und mit dem richtigen Maß an Betonung und begeisterte ihre Zuhörer auf diese Weise sofort. Hamburg beneidet Wien um diese Autorin, die der Hansestadt hoffentlich im Herbst mit ihrem neuen Buch wieder einen Besuch abstatten wird.
Isabella Feimer wurde 1976 geboren und lebt in Wien. Sie studierte Theater-, Film- und Medienwissenschaften an der Universität Wien und arbeitet als freie Theater-Regisseurin in Wien und Niederösterreich. Im Rahmen der 36. Tage der deutschsprachigen Literatur 2012 erhielt Isabella Feimer eine Nominierung für den Ingeborg-Bachmann-Preis, im selben Jahr erreichte sie beim Literaturwettbewerb der Akademie Graz mit einem Ausschnitt aus „Der afghanische Koch“ den 2. Platz. Außerdem erhielt sie 2013 für ihren ersten Roman einen Anerkennungspreis in der Kategorie Literatur beim Kulturpreis des Landes Niederösterreich.Isabella Feimer „Der afghanische Koch“, gebunden, 224 Seiten, erschienen beim Septime Verlag unter ISBN 978-3902711205.
Laila Mahfouz, 25. Februar 2014
Links:
Website von Isabella Feimer
Informationen zu Isabella Feimer und zu „Der afghanische Koch“ auf den Seiten des Septime Verlages.
Die Harburger Auslese findet einmal im Monat statt. Das aktuelle Programm finden Sie auf den Seiten der Harburger Auslese oder des Veranstalters Rüdiger Käßner.
Website von Laila Mahfouz