1. Oktober 2013 im Genuss Speicher Hamburg: Die Buchpremiere des ersten gemeinsamen Kriminalromans „Commissaire Mazan und die Erben des Marquis“ des Schriftstellerehepaares Nina George und Jo Kramer alias Jean Bagnol war bis auf den letzten Platz besetzt und die Lesung der beiden humorvollen Autoren war ein voller Erfolg.
Inhalt (vom Buchrücken): Die halbalgerische Drogenfahnderin Zadira Matéo wird in ein beschauliches provenzalisches Winzerdorf abgeschoben. Verbittert begegnet sie jedem mit Misstrauen, nur einen herrenlosen Kater schließt sie ins Herz. Als die Leiche einer jungen Frau auftaucht, wird der Streuner zu ihrem Partner, zu »Commissaire Mazan«. Denn er kann dorthin, wo Zadira keinen Zutritt hat, er hört, was niemand wissen darf, und er sieht, was geheim bleiben soll.
Wir verlosen unter allen eingetragenen Lesern* unseres Blogs, die sich unter diesem Artikel mit einem Kommentar eintragen, ein Exemplar des Romans „Commissaire Mazan und die Erben des Marquis“, der natürlich von beiden Autoren eine persönliche kätzische Widmung erhält!
Jo Kramer und Nina George bei der Buchpremiere von „Commissaire Mazan und die Erben des Marquis“. Foto: Anders Balari
Ich muss es sagen: ich bin verliebt!!! Er ist klein, schwarz und eigentlich viel zu rastlos, um mein Typ zu sein, aber er ist eben ein Held und so einem wie ihm kann ich einfach nicht widerstehen! Commissaire Mazan wird er genannt, denn sein Verstand arbeitet schärfer als der seiner Artgenossen. Außerdem hat er die außergewöhnliche Fähigkeit zu springen wie sonst keiner! Er transportiert sich damit durch Zeit und Raum!
Nina George fliegt wie alle Katzenartigen auf Jo Kramer und eroberte mit ihrem Charme auch alle Zuhörer bei der Lesung im Genuss Speicher Hamburg. Foto: Anders Balari
Natürlich ist auch Lieutenant Zadira Matéo seinem Charme erlegen, auch wenn sie das NIE zugeben würde… Sie ist eine ganz toughe – nach außen hin – fühlt aber so sehr mit, dass es ihr gelingt, die Opfer zu verstehen und die Täter unter ihrer Tarnung zu erkennen. Zadira und der Commissaire – dieses Team ist einfach unschlagbar und macht richtig Lust auf mehr! Mehr Katzen, mehr witzige Dialoge, mehr französischen Charme und noch einmal mehr Katzen! Vielleicht gibt es ja schon bald eine Fortsetzung? Mal sehen, was die Autoren im Interview verraten, das weiter unten startet…
Besonders gefallen hat mir an „Commissaire Mazan und die Erben des Marquis“ die gute Mischung aus poetischer Katzenwelt, Humor, Spannung und der in manchen Krimis leider fehlenden Empathie der Kommissarin mit den Mordopfern, die sie daher auch nicht Opfer sondern mit Namen nennt.
Jo Kramer als Marquis de Sade bei der Buchpremiere von “Commissaire Mazan und die Erben des Marquis“. Foto: Anders Balari
Die Lesung im Genuss Speicher hatten die beiden Autoren bestens vorbereitet und mit Geräuschen unterlegt. Die passende Stimme zu den Charakteren und die Spielfreude der Lesenden trug dazu bei, dass sich ihre Zuhörer richtig gut unterhielten und sich ein erstes Bild vom Krimi machen konnten.
Beide Schriftsteller sind ja bereits „alte Hasen“ im Literaturgeschäft. Entsprechend gut sind die Charaktere des Kriminalromans gezeichnet. Hauptfiguren wie Nebenfiguren, Täter wie Opfer, Menschen wie Tiere haben alle ihre ganz eigene Persönlichkeit, die der Leser eben mal mehr mal weniger ins Herz schließt, aber bestimmt richtig gut kennenlernt. Den einen oder die andere eventuell sogar besser als ihm lieb ist…
In der klugen Schriftstellerin Nina George steckt auch viel Clown: Ausgelebt als tolpatschiger Hund Atos bei der Buchpremiere von „Commissaire Mazan und die Erben des Marquis“. Foto: Anders Balari
Im Gedächtnis bleibt einerseits die Bosheit der Erben, die sich um die Gefühle anderer Wesen nicht scheren, solange sie ihren Spaß haben und ihre Machtspiele ausleben können. Andererseits bleibt eine ganze Katzenbande in bester Erinnerung: allen voran Commissaire Mazan, der Wanderer, der endlich ein Zuhause gefunden hat. Dann noch die entzückende ingwerfarbene Himmelsläuferin Manon, Rocky, der sympathische Möchte-gern-Chef, und Louise, die kluge Siamkatze! Ganz zu schweigen von Atos, einem riesigen Hund, der eine nicht unwichtige Rolle in der Aufklärung des Mordes spielen soll.
Auch die Aufmachung des Buches soll hier noch erwähnt werden. Es handelt sich zwar nicht um eine gebundene Ausgabe, aber das Buch hat ein stabiles Klappcover, dessen Innenseiten vorne und hinten ein wunderschönes, edles Katzenfoto ziert. Außerdem befindet sich hinten im Buch ein Glossar aufgrund der manchmal vorkommenden französischen Sprachwendungen und eine kleine Erklärung zum französischen Polizeiapparat, der sich von unserem doch sehr unterscheidet.
Fazit: Ein rundum gelungener Katzenkrimi! Wer sich gut unterhalten will, wer spannende Krimis mag und wer Katzen liebt, der sollte unbedingt „Commissaire Mazan und die Erben des Marquis“ lesen! Eine Empfehlung!
Jean Bagnol „Commissaire Mazan und die Erben des Marquis“, verstärktes Taschenbuch, 423 Seiten, erschienen beim Knaur HC für EUR 14,99 unter ISBN 978-3426213780.
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©Angelika Scholz/Knaur/Bagnol
Und nun noch ein ganz besonderes Schmankerl: Die beiden Hamburger Autoren haben mir ein humorvolles Interview zu „Commissaire Mazan und die Erben des Marquis“ gegeben. Viel Freude beim Lesen:
L. Mahfouz: „Commissaire Mazan und die Erben des Marquis“ ist Euer erstes gemeinsames Buch. Was hat Euch an Eurer Zusammenarbeit am besten gefallen?
N. George: Als es vorbei war? (lacht) Nee, ernsthaft: Das Beste daran war, dass wir zusammen mehr Ideen, mehr Wucht und mehr Seitenauswurf hatten als allein.
J. Kramer: Es war eine Herausforderung sondergleichen, mit diesem Schreibmonster mitzuhalten. Wir haben uns gegenseitig gepuscht.
N. George: Gepusht.
J. Kramer: Sag ich doch. Die Frau hat mich ständig korrigiert! Furchtbar.
L. Mahfouz: Welche Eigenschaften habt Ihr an Euch selbst und am anderen besonders schätzen gelernt?
J. Kramer: Ich an mir meine Gelassenheit …
N. George: Ha!
J. Kramer: Pah!
N. George: Dialoge liefen eindeutig besser.
J. Kramer: Echt?
N. George: Und die absolute Ehrlichkeit, alles in Frage zu stellen.
J. Kramer: Das stimmt. So ehrlich miteinander zu werden, ist nicht normal.
N. George: Schon gar nicht als Ehepaar.
J. Kramer: Immer will sie das letzte Wort haben.
N. George: Ich weiß doch nicht, wann du fertig bist?
J. Kramer: Jetzt.
L. Mahfouz: Kinder, Kinder, Euch möchte ich ja eigentlich nie unterbrechen, weil ich mich zu gut amüsiere, aber ich versuche es dennoch mit einer weiteren Frage: Ihr habt schon weitere Fälle für Zadira und Commissaire Mazan im Hinterkopf. Wird es weitere Morde im schönen Mazan geben oder wird Zadira noch einmal die Stadt wechseln und den Wanderer mitnehmen?
N. George: Interessante Idee! Aber dann müssten wir auch die ganze andere Katzenbande mitnehmen. Wird eng in Zadiras Lancia.
J. Kramer: Also erstens: Ja, es wird weitergehen. Und es gibt tatsächlich einen Plot, in dem die beiden die Stadt verlassen. Aber frühestens in Band vier.
N. George: Vorher hätten wir unter anderem noch die Mordfälle mit einer Sekte, einem Geheimdienstchef und einem obskuren Maler zu klären, die alle vor Ort in Mazan spielen.
L. Mahfouz: Ist es Dir schwer gefallen, Jens, Dich in jemanden hinein zu versetzen, der Frauen und Katzen tötet?
J. Kramer: Nein, ich habe mich mal in einen Missionar hineinversetzt, das war echt schwieriger. Aber im Ernst, es fällt mir leicht, mich in die absurdesten Persönlichkeiten zu versetzen. Ich finde im Übrigen, dass das zur Grundausstattung eines Schriftstellers gehört: Aus den dunklen Seiten anderer zu schöpfen, ohne sich darin zu verlieren.
L. Mahfouz: Das stimmt wohl. Ich hatte auch schon Mörder und Selbstmörder unter meinen Figuren, aber ich habe mich beim Schreiben tatsächlich selbst etwas gegruselt.
Nina, war es Dir ein Anliegen, wenigstens den weiblichen Teil der Erben des Marquis menschlich wirken zu lassen?
N. George: Sie sind alle absolut menschlich – auch und besonders in ihren Abgründen! Nur dass sie ausleben, wovon sie besessen sind – andere träumen nur davon und wagen nicht den Schritt von der wilden Fantasie hinaus in die Realität.
Dass Victorine an der Intrige der Verführung junger Frauen teilnimmt, ist umso perfider, als dass die Frauen ihr vertrauen – Vic ist da fast die größere Verräterin der Sehnsüchte.
L. Mahfouz: Richtig. Allerdings meinte ich eher, dass man den Männern in der Gruppe außer Wut kaum Emotionen anmerkt, Victorine aber ihre Gefühle durchaus zeigt, wenn auch manchmal nicht die echten…
Zadira ist auch ein sehr eigenwilliger Charakter, mit dem Herzen am rechten Fleck. Parallelen zu Nina George zu erspinnen, fällt daher nicht schwer. 😉 Wodurch unterscheidest Du Dich dennoch klar von ihr?
N. George: Ich rauche keine Joints, während ich bade. Und ich habe kein ganz so großes Problem mit Beziehungen. Und vermutlich bin ich nicht so fit wie sie – Zadira Matéo ist eine extrem zähe Läuferin und kann schneller schießen als ihr schöner Schatten.
L. Mahfouz: Jens, was hast Du von Commissaire Mazan und den anderen Katzen bei der Arbeit am Buch gelernt?
J. Kramer: Deine Frage verrät, dass Du sie als selbstständige Persönlichkeiten wahrnimmst. So ist es mir irgendwann auch gegangen. Die kleinen Biester haben sich ziemlich schnell von ihrem Schöpfer emanzipiert. Nicht nur in der Realität, sondern auch in der Literatur schaffen sie es, ihren Eigensinn zu behalten.
L. Mahfouz: Nina hat verraten, dass Du ein wahrer Katzenflüsterer bist. Was ist Dein Geheimnis, dass Katzen Dich offenbar gleich als Freund erkennen?
J. Kramer: Man kann mich auch nicht anlügen. Wahrscheinlich war ich in meinem vorherigen Leben einer von ihnen.
L. Mahfouz: Dann hast Du sicherlich leicht in die Katzenwelt gefunden?
J. Kramer: Ja. Es überbordete sogar. In der ersten Fassung habe ich eine gigantische Katzenmenagerie entworfen. Buffo und Orangino, Zizou der Dribbler, Richelieu und Danton. Danton hatte etwas mit Suzette, der Katze aus dem Lou Carri. Außerdem gab es noch … Herrje, die Lektorin war völlig verzweifelt und hat uns angefleht, das Ensemble erst mal auszudünnen. Wir werden es so machen, dass pro Band mindestens eine neue Katze eingeführt wird.
N. George: Eher zwei.
L. Mahfouz: Ich hoffe auf jeden Fall auf eine Fortsetzung und wünsche Euch viel Erfolg mit diesem ungewöhnlichen Krimi. Vielen Dank für Eure Mühe und Eure Zeit beim Beantworten meiner Fragen!
Laila Mahfouz, 20. Oktober 2013
Links:
„Commissaire Mazan und die Erben des Marquis“ auf der Website des Droemer Knaur Verlages
Website des Autorenduos Jean Bagnol
Facebook-Seite von Jean Bagnol
Website von Nina George
Website von Jo Kramer
Website von Jens Kramer
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