Echt irische Geschichten aus einem überschäumenden Dublin finden sich in Mick Fitzgeralds kleinem aber feinem Erzählband „Session – Irische Stories“.
Gerade hatte ich noch die großartige CD „The Enchanted Lake“ („Der verzauberte See“) rezensiert, als mir Übersetzerin Gabriele Haefs netterweise ein Exemplar von „Session Irische Stories“ schickte. Wohl dosiert habe ich die Kurzgeschichten von Mick Fitzgerald genossen und mich in ein mir unbekanntes Dublin führen lassen. Eine Stadt, die offenbar niemals schläft und in der mehr oder weniger jeder ein sonderbarer Kauz zu sein scheint. Angefüllt mit echt irischem Flair und skurrilen Charakteren trifft Mick Fitzgerald in „Session“ stets den richtigen Ton und versteht es, den Leser direkt in die Straßen Dublins zu führen. Aber auch das dörfliche Leben spielt seine Rolle in diesem Erzählband.
Besonders berührt haben mich die Geschichte „Feuchter Gabardine“, die von unerfüllter Liebe und lebenslangem Hass erzählt, „Zahlen“, die Geschichte eines verhängnisvollen Lottogewinns und „Der Hühnerstall“, in der die Mieter eines großen Hauses lebendig widergespiegelt werden. Sicher ist für jeden Leser etwas dabei, das ihn ins Herz trifft. Nicht alle Geschichten haben mich gleichermaßen angesprochen, aber es war stets diese liebenswerte Dosis reinen Irlands darin, das mich wieder einmal von der grünen Insel träumen ließ. Wie ein roter Faden zieht sich das Thema Auswanderung durch das Buch. In fast jeder Geschichte gibt es jemanden, der Irland verlassen will, verlassen hat oder zurückgekehrt ist. Vielleicht ist es das, was Irland für Iren ist: ein Ort, der von der Ferne träumen lässt und dennoch nicht loslässt. Alle Helden wider Willen sind auf der Suche nach etwas, vielleicht oft sogar, ohne dass sie es selbst wissen. Auch eine wirklich sehr gelungene Groteske schenkt uns Mick Fitzgerald in der Geschichte „Geschichten vom Berg Fliegenschiss: Folge 38: Irischer Sommer“. Über die grandios überspitzten Situationen und die bildhafte Sprache habe ich mehr als einmal laut aufgelacht, wenn der Regen Irlands das ganze Leben bestimmt.
Der Singer / Songwriter Mick Fitzgerald mit seinem Song „Rathdrum Fair“ (auch Teil der tollen CD „Still Live“):
Gabriele Haefs hat die Geschichten liebevoll ins Deutsche übersetzt und auch ein gelungenes Nachwort geschrieben, in dem sie über die Entstehung des Buches und ihren Teil daran erzählt. Das Buch lässt den Leser Dublin / Irland durch die Augen eines Einheimischen und sehr guten Beobachters erleben und weckt auf jeden Fall das Reisefieber. Leider ist das Buch stellenweise schlecht gesetzt, so dass für eine Wiederauflage eine Überarbeitung ratsam wäre. Empfehlen kann ich das Buch allen Irland-Fans und allen, die sich von Geschichten skurriler Figuren in ihre Welt tragen lassen möchten.
Mick Fitzgerald, am *18. August 1951 in Dublin geboren, lebt und arbeitet immer noch dort. Er ist irischer Journalist, Musiker und Schriftsteller und war in den 80er Jahren Mitbegründer der Band Tipsy Sailor und später Mitglied der Band The Wild Geese. Noch immer ist er in Dublin als Musiker aktiv, arbeitet zurzeit allerdings vor allem als Schauspieler und Schriftsteller. Er wurde unter anderem für die Geschichte The Fiddler Lesson / Die Geigenstunde (aus SESSION) für den renommierten irischen Hennessy-Preis nominiert und erhielt zuletzt für seinen wirklich wunderbar gelungenen Erzählpart der CD „The Enchanted Lake“ den Amerikanischer Global-Music-Award’s „Award of Merit“ 2011.
Mick Fitzgerald „Session – Irische Stories“, Taschenbuch mit 90 Seiten, erschienen beim Songdog Verlag für EUR 12,00 unter ISBN 978-3950289039, übersetzt von Gabriele Haefs.
Laila Mahfouz, 26. Juli 2012
Links:
Zu bestellen beim Songdog Verlag
Eine Leseprobe finden sie auf den Verlagsseiten
Original-Website von Mick Fitzgerald
Informationen zu Mick Fitzgerald auf den Seiten des Songdog Verlags
Interview mit Gabriele Haefs, der Übersetzerin und Herausgeberin von Mick Fitzgeralds Erzählband Session. Irish Stories
Informationen zu Laila Mahfouz