ENDLICH! Vom 16. – 25. Mai 2014 wieder im Hoftheater zu sehen: Wolfgang Hartmann und Claudia Isbarn in “Love Letters”!
7. Oktober 2011 im kleinen Hoftheater Hamburg: Die Premiere von A. R. Gurneys als szenische Lesung konzipierte Tragikomödie „Love Letters“ überzeugte in jeglicher Hinsicht. Die Inszenierung glänzt mit emotionaler Wucht, getragen von den sehr starken Darstellern.
„Love Letters“ ist ein außergewöhnliches Stück, eins: Eine szenische Lesung, die sich beinahe auf das gesamte Leben der beiden Protagonisten Melissa Gardner und Andrew Makepeace Ladd III. erstreckt. Im Mittelpunkt steht die schwer greifbare, wabernde und doch lebenslange Beziehung zwischen Melissa und Andrew, die sich hauptsächlich auf den Austausch von Briefen und Postkarten beschränkt – eingebettet in tragikomisch dokumentierte Lebensverläufe, die trotz scheinbar ähnlicher Voraussetzungen sehr unterschiedlich sind. Die jeweiligen Einflussfaktoren werden pointiert und oft wie nebenbei dargelegt und reichen von elterlich indoktriniertem Leistungsdruck über Vernachlässigung bis hin zum emotionalen wie auch körperlichen Missbrauch. Damit nicht genug, werden auf subtile Art und Weise auch andere Themen kurz beleuchtet, wie etwa der Imperialismus der USA oder die Stellung der Frau in einer von Männern dominierten Gesellschaft. „Love Letters“ ist ein außergewöhnliches Stück, zwei: Obwohl vom „Time Magazine“ als eines der „vier oder fünf besten Theaterstücke der achtziger Jahre“ bezeichnet und für den Pulitzer Preis für Dramen nominiert, lief es am Broadway ab Ende Oktober 1989 für lediglich 96 Aufführungen und zuvor 64 Aufführungen lang off-Broadway. Zum Vergleich: In der Liste der einhundert am längsten laufenden Broadway Shows braucht es derzeit 1.020 Aufführungen, um „Damn Yankees“ von Platz 100 zu verdrängen. Das bemerkenswert gute wie auch bemerkenswert kurz am Broadway gespielte Stück wurde seitdem regelmäßig immer wieder und immer wieder gerne aufgegriffen. In Hamburg zuletzt im Frühjahr 2011 auch im Ernst Deutsch Theater. Im „kleinen Hoftheater“ in Hamburg Horn wurde „Love Letters“ nun von Petra Behrsing inszeniert, mit Claudia Isbarn als Melissa Gardner und Wolfgang Hartmann als Andrew Makepiece Ladd III. Und dies sehr gelungen. In der Premiere glänzten die beiden Darsteller mit ihrem Spiel und schafften es auf authentische Weise, die in das Stück verpackten vielschichtigen Emotionen zu transportieren: Spaß, Freude, Verwunderung, Wut, Ärger, Verzweiflung, Trauer. Eine Auswahl dessen, was A. R. Gurney in seine Komposition einwob. Und eine Auswahl dessen, was in Petra Behrsings Inszenierung mühelos von der Bühne in die Gefühlszentren des Publikums überspringt. Stark auch das Bühnenbild: Angemessen schlicht und mit Stil, die Charaktere auf gelungene Weise betonend.Fazit: Sehr gutes Stück. Überzeugende, sehenswerte Umsetzung. Und damit eine uneingeschränkte Empfehlung.
Anders Balari, 8. Oktober 2011
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Mehr über den Autor und eine Fotostrecke unter www.431verstaerker.de